Abgelaufene Medikamente: Kann man die Tabletten trotzdem noch nehmen?
In Deutschland herrscht Medikamentenmangel. Eine Frage stellt sich deswegen: Sind abgelaufene Tabletten und Co. aus der Hausapotheke noch wirksam?
Hamm - Medikamente sind in Deutschland derzeit in vielen Fällen Mangelware. Hausärzte und Apotheker warnen vor der immer schwieriger werden Situation und raten dazu dringend davon ab, Arzneimittel zu bunkern. Denn Tabletten, Zäpfchen, Saft und Co. laufen oft schneller ab als man denkt. Wer trotzdem abgelaufene Medikamente nehmen möchte, sollte vorsichtig sein.
Medikamentenmangel in Deutschland: Kann ich abgelaufene Tabletten noch nehmen?
In Zeiten des Medikamentenmangels gibt es bundesweit viele Sorgen. Aktuell sind viele Menschen krank, gerade die überfüllten Kinderarztpraxen bereiten vielen Eltern Sorgen. Dazu kommen immer wieder neue Krankheitswellen, die auch NRW erfassen - etwa die vielen Influenza-Fälle, die sich zu Weihnachten noch häufen können, oder die Scharlach-Welle, die vor allem Kinder trifft.
Verschärft wird die Situation noch durch seltsame Meldungen. So riet etwa Ärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt in einem Interview mit dem Tagesspiegel dazu, eigene vorrätige Arzneimittel an Kranke abzugeben, quasi „Flohmärkte für Medikamente“ einzurichten. Und zwar auch, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) abgelaufen ist. Eine Idee, für die es von allen Experten ein klares „Nein“ gab. Denn: Nicht mehr haltbare Tabletten, Säfte, Nasensprays und Co. können unerwünschte oder gar gefährliche Nebenwirkungen entwickeln.
Arzneimittel werden scharf kontrolliert - doch ob sie noch wirksam sind, wenn das Ablaufdatum überschritten ist, kann nicht garantiert werden. Die Wirkstoffe können mit der Zeit instabil werden und in ihre Bestandteile zerfallen. Die Wirkung von abgelaufenen Medikamenten nimmt in vielen Fällen ab, in manchen wird sie sogar gefährlich.
Abgelaufene Arzneimittel aus Medikamentenmangel - Gefahr statt Lösung
Gerade bei Antibiotika kann die abnehmende Wirkung von abgelaufenen Arzneimitteln schädliche Nebenwirkungen haben: Zu gering dosiert besteht bei dem Medikament die Gefahr, Resistenzen zu entwickeln. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind Antibiotika-Resistenzen eine der größten Herausforderungen für die globale Gesundheit dieser Zeit. Wenn sie nicht mehr anschlagen, sind wir den Erregern ohne Hilfe ausgeliefert.
Wenn sich die Wirkstoffe im abgelaufenen Medikament zersetzen, können gesundheitsschädliche Überreste entstehen. Aus Hydrochlorothiazid kann laut Apothekenumschau das Gift Formaldehyd entstehen. Hydrochlorothiazid findet sich etwa in manchen Blutdruckmitteln. Abgelaufene Arzneimittel zu verwenden, ist demnach keine geeignete Lösung für den Medikamentenmangel.
Medikamentenmangel in Deutschland - wie entsorgt man abgelaufene Tabletten und Co.?
Doch warum überhaupt der Rat, abgelaufene Arzneimittel weiter zu verwenden? Der Medikamentenmangel in Deutschland trifft vor allem die Arzneimittel für Kinder, darunter etwa Fiebersaft für die Kleinsten, die noch keine Tabletten schlucken können. Zum Teil ist das Problem der leeren Regale in Apotheken selbstgemacht, es ist ein Preiskampf mit den Pharmaunternehmen, auf den Gesundheitsminister Karl Lauterbach mit neuen Preisregeln reagieren will.
Wie kann man die abgelaufene Medikamente jetzt entsorgen? Tabletten, Zäpfchen, Saft und Co., die bereits das Haltbarkeitsdatum überschritten haben, können Sie in den Restmüll geben, da dieser zum Großteil verbrannt wird. Die alten Medikamente können auch zu Apotheken oder zum Recyclinghof gebracht werden. Dort werden sie kostenlos entsorgt. Wichtig ist, dass Kinder oder Unbefugte nicht an die Arzneimittel gelangen können.
Auf keinen Fall sollten Sie Medikamente in den Ausguss schütten oder die Toilette herunterspülen. Die Wirkstoffe belasten das Abwasser und verschmutzen die Umwelt.