Resident Evil 4 Remake im Test – Der Höhepunkt der RE-nnaissance
Endlich ist das Remake von Resident Evil 4 da und ich mittendrin. Ob Capcoms Verjüngungskur auch dieses Mal wirkt? Die Antwort gibt es im Test.
Hamburg – In der Geschichte der modernen Horrorspiele ist es schwer, die Wichtigkeit von Resident Evil 4 zu übertreiben. Kaum ein anderer Titel im Genre ist von so viel Fan-Liebe umgeben und hält sich mit Memes noch heute so sehr im kulturellen Bewusstsein. Kein Wunder also, dass Capcom lange Zeit die Finger von einem Remake ließ. Seit ein paar Jahren findet aber eine waschechte „RE-nnaissance“ statt und nach Remakes von Teil 2 und 3 geht es endlich auch Resident Evil 4 an den Kragen. Die Erwartungen der Fans sind astronomisch. Kann das Remake ihnen überhaupt gerecht werden? Und wie es das kann!
Name des Spiels | Resident Evil 4 (Remake) |
Release | 24. März 2023 |
Entwickler | Capcom |
Publisher | Capcom |
Genre | Survival Horror |
Plattform | PS4, PS5, Xbox Series X|S, PC |
Resident Evil 4 Remake im Test: Take me down to the Suplex City
Capcom hat enorme Vorsicht darin walten lassen, welche Elemente möglichst unangetastet bleiben, welche eine Überarbeitung vertragen und welche komplett rausfliegen. So viel vorweg: es wird Momente geben, in denen man das Original im Resident Evil 4 Remake kaum noch erkennen kann.
Manchmal sind komplette Sequenzen gestrichen worden, an anderer Stelle überrascht die Neuauflage dafür mit gänzlich frischen Momenten. Das Gute daran ist, dass sich nichts davon an den Haaren herbeigezogen anfühlt, oder als ob etwas in der Struktur der Dinge fehlen würde.

Wo sich, wie auch im hervorragenden Remake von Resident Evil 2, fast nichts im Vergleich mit dem Original verändert hat, ist die Story von Resident Evil 4. Sechs Jahre nach den Ereignissen von Teil 2 ist Leon S. Kennedy in Spanien auf der Suche nach der entführten Tochter des US-Präsidenten und stößt dabei wieder einmal auf infizierten, blutrünstigen Widerstand.
Der Ex-Cop ist aber lange nicht mehr der Bub, der noch vor Mr. X flüchten musste. Leon ist in Teil 4 mittlerweile kampferprobt, bestens ausgebildet und scheut sich nicht, seine Gegner auch mal per Suplex mit dem Kopf voran in den Boden zu rammen.
Resident Evil 4 Remake: Action und Horror geben sich die Klinke in die Hand
Zugegeben, der Grundton von Resident Evil 4 ist im Remake ein Stück ernster und hat einige der größten Albernheiten des Originals ein wenig entschärft. Aber es ist nicht alles bierernst – die Wrestling-Moves packt er trotzdem noch gerne aus und auch auf die gelegentlichen flapsigen Sprüche („Bingo?“) muss niemand verzichten.
Die Ernsthaftigkeit setzt da ein, wo es nötig ist und das treibt auch den Horror-Aspekt im Spiel etwas voran. Das Resident Evil 4 Remake hat tatsächlich seine wirklich gruseligen Momente, die vor allem in den neuen Inhalten gerne durchscheinen.
Aber geballert wird auch noch, und zwar im großen Stil. Das Remake nimmt sich das Beste vom Kampfsystem des Originals, der Dynamik und Handlungsfreiheit im Umgang mit den Ganados, und bringt es in Einklang mit den Lehren, die Capcom auch im Remake von Teil 2 ziehen konnte. Kurz gesagt, Zombies umballern macht richtig, richtig Laune. Leon ist etwas wendiger und mobiler, aber trotz seiner Kampferfahrung keine unkaputtbare Kampfmaschine. Im Gegenteil.

Das Remake von Resident Evil 4 ist bei aller Action ziemlich hart und wird Spieler ein ums andere Mal verrecken lassen, wenn man nicht mit Grips, gutem Ressourcenmanagement und noch besserer Präzision in die Kämpfe geht. Hat man diese kleinen Stellschrauben im Kampf unter Kontrolle, kommt das klassische RE4-Feeling in vollen Zügen zur Geltung.
An anderer Stelle gibt es aber ein paar kurze, aber wirklich ätzende Ausreißer in der Schwierigkeit, besonders die Bosskämpfe und ein paar Minibosse müssen sich da angesprochen fühlen.
Resident Evil 4 Remake: Starke Technik, nur das gewisse Etwas geht manchmal flöten
Zum Glück wirkt die dynamische Schwierigkeit von Resident Evil 4 ein wenig entgegen, wenn man zu oft draufgeht. Die kann aber auch nicht alles richten, wie zum Beispiel die gelegentlichen Momente, in denen Leon nicht ganz das machen will, was ich von ihm verlange.
Ein paar Mal wurde ich um einen virtuellen Kopf kürzer gemacht, nur weil der Kollege seine Waffe nicht ziehen wollte. Das alles möchte ich aber auch als Erbsenzählerei hinstellen, weil das Remake ansonsten in Performance und Stabilität (zumindest auf der PS5) absolut einwandfrei ist.

Die RE-Engine, das kleine Technikwunder von Capcom, feuert in Resident Evil 4 Remake wieder aus (fast) allen Zylindern und zaubert ein paar wirklich hübsche Bilder auf den Bildschirm. Besonders die Beleuchtung und Lichtstimmung gibt dem Spiel in vielen Momenten unheimlich viel Atmosphäre.
Ich kam beim Spielen aber nicht umhin, mir ein bisschen mehr vom schmuddeligen, ruppigen Braun-Grau des Originals zu wünschen. Unter der neuen, hochpolierten Optik und dem aufgeräumten Look von Inventar und UI ist zum Teil ein bisschen Charakter verloren gegangen. Aber wie gesagt, das ist Erbsenzählerei.
Resident Evil 4 Remake: Starke Kampagne, noch stärkerer Wiederspielwert
Viel mehr könnte ich an Resident Evil 4 Remake auch kaum bemängeln, denn auch neben dem starken Gameplay-Gerüst und der Technik hat Capcom mit vielen seiner Änderungen und Anpassungen voll ins Schwarze getroffen. Selten kommt in der mindestens 13-stündigen Kampagne auch nur ein Hauch von Langeweile auf.
Die Charaktere haben außerdem fast durchgängig eine bessere Präsenz in der Story, vielleicht mit Ausnahme von Ada Wong. Besonders Ashley hat in meinem Ansehen aber eine komplette 180°-Wende gemacht, nicht zuletzt dank einer wirklich starken Vertonung von Nicole Tompkins.
Wie so oft in Resident Evil ist das Ende außerdem noch lange nicht das Ende. Das Remake von Resident Evil 4 steckt voller neuer Inhalte, die noch über den Abspann hinaus bei der Stange halten dürften. Generell ist es unwahrscheinlich, dass Spieler in einem Durchlauf alles sehen werden, was das Spiel zu bieten hat.
Resident Evil 4 ist wie dafür gemacht, dass man es mehrfach durchspielt, nicht nur dank einer größeren Waffenauswahl und eines „NewGame Plus“-Modus. Bei der ohnehin schon guten Länge der Story kann sich da kaum jemand über einen Mangel an Content beschweren.

Fazit zu Resident Evil 4 Remake: Action-Horror-Powerhouse auf Augenhöhe mit dem Original
Nur, wo Resident Evil 4 draufsteht, ist auch Resident Evil 4 drin. Bei allen Änderungen und Freiheiten, die Capcom sich für das Remake erlaubt hat, ist der Kern des Klassikers in nahezu jeder Minute spürbar vertreten. Die Neuauflage von Resident Evil 4 spielt sich in weiten Teilen fantastisch, strotzt vor Atmosphäre und lässt kaum etwas vermissen, was das Original zu einem Meisterwerk machte.
Auch in seiner modernisierten Form ist Resident Evil 4 ein absolutes Action-Horror-Powerhouse und beweist, wie gut Capcom seine traditionsreiche Survival-Horror-Reihe mittlerweile wieder im Griff hat. Noch dazu bietet es genug Wiederspielwert und Inhalt, um auch einen zweiten, dritten, oder vierten Durchlauf zu rechtfertigen. Ist Resident Evil 4 Remake also besser als das Original? Vielleicht nicht, aber es kann sich den Vergleich auf Augenhöhe absolut leisten. Bei einer Vorlage dieses Kalibers ist das Lob genug.
Pro | Contra |
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Klassische Horror-Action-Achterbahn wie im Original | Starke, wenn auch kurze, Ausreißer in der Schwierigkeit |
Gameplay-DNA von Resident Evil 4 ist komplett erhalten und so gut wie eh und je | Seltene Ungenauigkeiten in der Steuerung |
Dynamisches Kampfsystem mit viel Handlungsfreiheit | Eingefleischte Fans könnten ein bisschen vom Charme des Originals vermissen |
Rundum schicker, moderner Look mit bombiger Performance | |
Massig Inhalt für enormen Wiederspielwert | |
Starke Charaktere mit überarbeiteter Vertonung | |
Mehr Gruselmomente als im Original |