Und klar ist: Sharon und Dana fühlen sich zwar gerade obenauf. Aber sie werden in dieser schrillen Farce aus dem modernen Geschäftsleben schnell absteigen, from hero to zero. Sie können noch so oft aufs Schild „Girl Boss Office“ zeigen. Hinter ihrem vermeintlichen Erfolg steht ein weißer Mann als Investor, Charlie. Vielleicht sind sie etwas zu rabiat mit Gisela umgesprungen, die hoffte, im Kurs bei den Bossinnen auf die Erfolgsspur für erfolgreiche Frauen zu kommen. Welche Täuschung! Sharon putzt sie runter, weil sie zu wenig an ihrem Körpergeruch gearbeitet hat. Dieser negative Umgang mit weiblicher Körperlichkeit kommt aber bei der Netzcommunity nicht gut an. Gerade haben Sharon und Dana noch Gisela ins Dickicht abgeschoben. Jetzt müssen sie folgen, denn Charlie zieht sein Investment zurück. Das Dickicht entpuppt sich als surrealer Erlebnisraum bizarrer Abenteuer. Weil Sharon und Dana positiv denken, lassen sie sich von ihrem treuen unterbezahlen Praktikanten Dominik und einem Kameramann begleiten. Im Dickicht muss man beim Penny einkaufen und in Regios fahren, wo der Schock bei Schweißflecken auf Camp-David-T-Shirts beginnt.
Subtile Charakterzeichnungen darf man in diesem Stück nicht erwarten, und an ein, zwei Stellen fasert der Erzählfaden aus, bleiben Logiklöcher. Was soll‘s. Fuchs vermengte Elemente aus Casting-Shows und sozialen Medien, aus Märchen und Horrorfilmen zu dieser überdrehten „Trashkomödie“. Da geht es um woke Positionen und das Gendern, um Gleichberechtigung und toxische Männlichkeit. Fuchs geht damit angenehm undogmatisch um, manche Witze sind grob, aber sie funktionieren.
Auch, weil die Darsteller sich richtig reinhängen. Großartig schon der schluffige Praktikant Dominik von Linus Ebner, der als Erzähler fungiert, ein gescheiterter Linker, den die Bossinnen von der Straße holten. Das Duo Miskovic und Elsner trägt ordentlich auf, als Showmasterinnen, die sich die als good cop und bad cop die Bälle zuwerfen, an Giftigkeit einen Bohlen ausstechen, aber auch als verstoßene Habenichtse im Dickicht. Die Trump-Frisur, die Extra-Bräune und das aufgeweißte Gebiss sind nur der I-Punkt bei dem hemmungslosen Wirtschaftsliberalen Charlie, der gerade noch einen lasziven Balztanz mit den Bossinnen aufführt, um sie dann als „überschüssiges Fett“ aus seinem Betriebskörper zu entfernen. Christopher Heisler ist ein hübsch teuflischer Strippenzieher, der alle Phrasen des entfesselten Kapitalismus vorträgt und eine „Brüderbande“ aufstachelt, die komplett von jungen Frauen gespielt wird, was dem ausgestellten Machotum keinen Abbruch tut.
Lola Fuchs ist die unscheinbare verhuschte Gisela, die im Dickicht zu einem magischen Baumwesen mutiert, das rückwärts spricht und Tränke mit Nebenwirkungen auftischt.
Das Publikum hat einiges zu lachen. Großer Beifall.
9., 25.2., 4., 26.3.,
Tel. 0231/ 50 27 222,
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