Die Kuratorin Kostiuchenko inszeniert das Werk in thematischen Räumen. Sie möchte zeigen, wie Adler von naturalistischen Figurendarstellungen zu abstrahierenden Bildlösungen findet. Ein Raum zeigt neben Selbstporträts zahlreiche Aktdarstellungen, die oft provokativ den Unterleib akzentuieren. In an einer Gruppe von Blättern zum biblischen Helden David erkennt man anfangs noch den Mann mit der Leier auf dem aufgestützten Bein. Später werden daraus eher säulenartige Strukturen. Eine Serie von Frauenköpfen Picassos gegenüber zeigt, dass der Prozess der Abstraktion bei beiden Künstlern vergleichbar verlief. Adler überblendete Themenbereiche: Skizzen aus einer Schlachterei mit hängenden, ausgeweideten Tierkörpern entwickelt er nach dem Krieg weiter zu einer „Figürlichen Abstraktion“ mit dem weiteren Titel „Treblinka“ (um 1945). Das Vernichtungslager der Nazis zeigt er als Menschenschlachthaus. Das Gedenken an die Opfer von Holocaust und Krieg. Die Gouache „Mädchen mit Stillleben“ (1947) gehört in eine Reihe „Im Gedenken an die polnischen Toten“.
Der Künstler bewegte sich im internationalen Kontext. Er greift immer wieder Motive aus dem Alltag des osteuropäischen Judentums auf. Ein Blatt von Marc Chagall an dieser Stelle verdeutlicht die Nähe. Aus geometrischen Elementen komponierte Stillleben („Stillleben“, um 1945) lassen an die surrealen Bildfindungen Picassos denken. Arbeiten wie die Gouache „Abstrakte Figur im grauen Interieur“ (1940er Jahre) zerlegen die Figur in Einzelteile, die wie ein geschichtetes Puzzle wirken. Da näherte sich Adler einerseits den Ideen britischer Bildhauer wie Lynn Chadwick und Henry Moore, andererseits den formalen Lösungen von Malern wie Ernst Wilhelm Nay und Willy Baumeister. Geschickt gesetzte Beispiele aus der Sammlung des Hauses setzen Adler hier in den Kontext. Kateryna Kostiuchenko konnte auch Bilder sozusagen entschlüsseln. Das Gemälde „Große Figurengruppe“ (1948), das zu den Neuerwerbungen gehört, hatte Adler aus Skizzen von Atelierszenen entwickelt, wie das Studium der Papierarbeiten ergab.
So öffnet die Ausstellung überzeugend Zugänge zu dem neuen Werkkomplex in der Wuppertaler Sammlung.
Bis 28.8., di – so 11 – 18, do bis 20 Uhr, Tel. 0202/ 563 6231, www.von-der-heydt-museum.de, Katalog, Kettler Verlag, Dortmund, 25 Euro