Kein Zweifel: Relevantes Theater muss sich solchen großen Fragen stellen. Mitrovic umreißt ein breites Panorama, informiert nebenbei auch noch über das Ruhrgebiet. Und sie bedient auch einige Erwartungen, vom Bildnis der Bergbau-Schutzheiligen Barbara über die Erinnerungen der Tochter des Bergmanns ans Begräbnis des Hundes, der wahrhaftig „Wuff“ heißt, bis zu Umkleideszenen als Video aus einer fiktiven Kaue, in der die Darsteller die weißen Overalls mit dem Aderndekor anlegen. Und zum großen Finale gibt es einen Einspielfilm von der Zechenschließung, in dem Bergleute mit Tränen in den Augen das Steigerlied singen. Mehr Pathos geht kaum.
Was Mitrovic in ihrer Doppelrolle als Autorin und Regisseurin aber nicht liefert, ist irgendeine Form von Handlung, von Dialog, von Spannungsbogen. Bezeichnend, dass viel Text aus dem Off gesprochen wird. Ein extrem flacher Spannungsbogen. Allerdings sollte gerade bei einem Theaterstück nicht ausgerechnet dramatische Energie eingespart werden. Das Schauspiel will ja aufrütteln, vielleicht das Publikum ermutigen, aktiv zu werden. Da sollte doch die appellative Kraft, der Witz wenigstens den Pegel einer Politikerrede erreichen.
Die Darsteller sind nicht zu beneiden für den undankbaren Job als bloße Textvorträger. Ekkehard Freye als Bergmann bringt es immerhin fertig, beim stummen Anziehen der Untertagekluft die Nachdenklichkeit, den Gefühlsschwall zu vermitteln. Da hat einer schon abgeschlossen mit der Grube und soll jetzt doch wieder einfahren. Er und die anderen könnten mehr. Aber diese Inszenierung lässt sie nicht. Bezeichnend, dass ausgerechnet Alexander Darkow als trotziger Habeviel etwas Leben in die Bude bringt, wenn er einen Mundvoll zerkauten Apfel ausspeit und gegen die Zumutung wütet, dass er von seinem Reichtum abgeben soll zum Wohl aller.
Dem kurzen Beifall hörte man Erleichterung an. Zwei Stunden können sich ziehen.
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