Hörtest: Florian Willeitner - First Strings On Mars
In den ersten Solotönen von „Novemberlicht“ scheint eine Tin Whistle mitzuklingen. Wenn sich aber zu dem Geiger Florian Willeitner seine Kollegen Igmar Jener und Georg Breinschmid gesellen, weben die zweite Violine und der Kontrabass ein Geflecht aus sich kreuzenden und kontrapunktierenden Melodien.
Mal kreischt eine Bluesphrase, mal swingen sie, dann finden sie zu kammermusikalischer Strenge. Und zwischendurch kosten sie das bittersüße Thema einfach aus. Alle Beteiligten dieses Streichtrios bewegen sich zwischen Klassik, Jazz, Folk, Rock. Da wird Stings Pop-Hit „Fragile“ zur romantischen Ballade mit einer gezupften und einer gestrichenen Fiedel, und der Bass stimmt das Thema an. Eine Melodie ist sich hier nie genug, sie wird hin- und hergewendet und auch schon mal auf den Kopf gestellt. Sie können eine stürmische Urgewalt entfachen wie in den schroffen Riffs von „Brazil Imported“.
Bei Breinschmids Komposition „Searching“ erinnert nicht nur der Titel an die bedeutungsschweren Fusion-Klangbilder des Mahavishnu Orchestra, auch das Trio powert jazzrockig – bis Breinschmid umschaltet auf hauchzarte Flageoletts, über die die Geigen zarte Linien legen. In einem balladesken Klanggemälde würdigt Willeitner den Zwergenkrieger Gimli Hope aus „Herr der Ringe“, dann wieder singt er zu Mandolinenflirren den „Green Wind“ (von Irland?) an. Ach, Humor haben sie auch: In „The Swindler“ tischen sie ein wildes Gemisch aus alpinen Folkloremotiven auf, bei dem sie wild Rhythmen, Tonarten und Themen wechseln, bis dem Hörer schwindelt. Und in „Hochkar“ jodeln sie fast so virtuos, wie sie die Geige streichen.
Florian Willeitner: First Strings On Mars (Act).