Im Festspielhaus ist ihre Produktion „Humans 2.0“ die einzige des Neuen Zirkus, die im Großen Theatersaal präsentiert wird. Die vier Akrobatinnen und sechs Akrobaten nehmen einen von Anbeginn gefangen. Sie wenden sich nicht mit großer Geste ans Publikum, sondern lassen einen an ihrer ästhetischen Körperlichkeit teilhaben. Regisseur Yaron Lifschitz stellt Pyramiden aus Menschen auf. Dabei ist der Gemeinsinn, etwas in Kooperation zu erstellen, wirkungsvoller als die Zurschaustellung einer Kraftleistung. Vor allem geht es der Gruppe Circa darum, als Kollektiv zu erscheinen, nicht als Summe verschiedener Einzelleistungen. So bilden die Zehn eine Reihe, gehen auseinander, rollen über die Bühnenfläche, springen durcheinander und finden zu einer momentanen Ruhe, wenn sie liegen. Die Temperamente versammeln sich, wenn Hebefiguren von Kraft und Technik zeugen. Sie lassen sich fallen, vertrauen einander, erstaunen mit ihrer Präzion und erschrecken kurz, wenn jemand fällt, aufschlägt und wieder steht – ein kalkulierter Unfall! Ihre Körperbeherrschung ist vollkommen. Immer wieder Szenenapplaus.
Die Choreografien sind nicht auf höher, schneller, weiter ausgelegt und strahlen trotzdem. Es ist Freude, die eigenen Möglichkeiten zu erproben, es schweißt zusammen, sich zu fordern. Breakdance ohne Gehabe, ein Pas de Deux, bei dem sich die Akrobatin entlang des Partnerkörpers hangelt und viele Spielarten wechselvoller Figurenfindungen. Man wird nicht müde zu staunen.
Und natürlich ist in der Manege, also dem Kreis am Boden, der mal violett, weiß oder rot schimmert, auch Platz fürs Solo. Im schwarzen Body schwingt sich ein Akrobat an dem langen Tuch hinauf, die Strapaten wirken bei einer Akrobatin wie ein Hilfsmittel zur Selbstfindung, und das Trapez schwingt vor allem in die Weite – kein Hochseilakt. Aber herrlich – Standing Ovations.