Yto Barrada (52) ist eine international anerkannte Künstlerin, die in Tanger und New York lebt. In Paris geboren, wuchs sie in Marokko auf und studierte Politikwissenschaften und Geschichte an der Sorbonne. Sie hat in New York (MoMA), London (Tate Modern), Chicago, Rotterdam, München, Paris und den Biennalen in Venedig (2007/2011) ausgestellt. Fotografie, Film, Skulptur und Textilien sind ihre Gattungen. Sie hat den Gegensatz zwischen den Kontinenten als Herausforderung postkolonialer Beziehungen erfahren. Barrada schaut kritisch auf die vermeintlichen kulturellen Vorbilder. Der abstrakte Expressionismus, der Minimalismus und die Moderne fordern sie heraus, andere künstlerische Lösungen zu finden. So orientiert sich ihre Farbauswahl nicht an Stella, Louis oder Rothko, sondern an ihrer Tochter Tamo. Als Sechsjährige schloss das Mädchen Farbkombinationen aus, wie Grau und Beige, Grün und Orange oder Gelb und Purpur. Der Ausstellungstitel „Bad Color Combos“ lässt sich so auch als ein Signal für neue Werte in der Kunst verstehen.
Yto Barrada arbeitet mit ihrer multidisziplinären Kunst daran. In Bielefeld sind Werke aus den letzten fünf Jahren zu sehen. Für die Ausstellung entstand die Wandcollage „The Mothership, the Strait, the Edge“. Sie geht auf Barradas Künstlerresidenz in Tanger zurück. Hier werden alte Pflanzensorten angebaut, um mit ihren Substanzen, Stoffe zu färben. Das Färben ist für Yto Barrada eine Lebensaufgabe, wie sie in Bielefeld sagte. Erfahrungen, dass Farben auf Seide, Wolle und Leinen jeweils unterschiedlich wirken, sind Wissensinhalte, die Barrada auch vermitteln möchte. „Mothership“ bedeutet für sie Weitergabe. Gleichzeitig wird mit dem Begriff die Hoffnung auf eine selbstbestimmte Zukunft verbunden, den Afrofuturismus.
In Bielefeld sind drei ihrer Filme zu sehen. Beispielsweise entstand „The Power of Two or Three Suns“ (2020, 16 mm, 11:13 Min.) in einem Testlabor, das Witterungseinflüsse auf Farben untersucht. Es ist ein Verfahren, dass auch an Klimaveränderungen denken lässt. Hitze, Dürre und Niederschläge verändern unsere Umwelt. Barrada zieht immer wieder Verbindungen. Kuratorin Laura Rehme spricht von einer assoziativen Ausstellung.
Die Arbeit „Land and Water Forms (Lake Island)“ aus Barradas Relief-Reihe von 2019 erinnert an eine Insel vor dem US-Bundesstaat Virginia. Die Insel ist von Hochwasser bedroht. Die Insulaner ignorieren den Klimawandel.
In Bielefeld sind in einem ganz senfgrünen Raum Arbeiten von drei Künstlergenerationen ausgestellt: von Elodie Pong (Jahrgang 1968), Bettina Grossmann (1927–2021) und Tamo. Das Miteinander und die Gemeinschaft sind Barrada wichtig. Die Ausstellung in der Kunsthalle war vorher im Stedelijk Museum Amsterdam zu sehen.
Bis 30.7.; di – so 11 – 18 Uhr, mi bis 21 Uhr;
Tel. 0521/32999 500; www.
kunsthalle-bielefeld.de