„Glöckner von Notre Hamm“
Uhren der Pauluskirche ticken wieder sauber - Zwei Jahre „Willkür“
Gut zwei Jahre liefen die Uhren am Turm der Pauluskirche gewissermaßen wie sie wollten. Nur zuverlässig waren sie dabei nicht mehr. Jetzt tickt alles wieder, wie es soll.
Ham - Monteur Dennie Leonhardt von der weltweit führenden Manufaktur für Turmuhren und Läuteanlagen, „Perrot“ (Calw) hat die Zeiger am Kirchturm wieder zurechtgerückt – ohne viel Muskelkraft und aufwendige Turnübungen. Nun zeigen alle vier Uhren wieder die gleiche Zeit an.
Die Ursache, warum die Uhren je nach Himmelsrichtung am Turm anders tickten, ist simpel: Nach Jahren im Betrieb hatten Verschleißteile in der Stromversorgung ihren Dienst quittiert. „Das ist normal“, sagte Leonhardt beim Termin an seinem Arbeitsort in etwa 50 Meter Höhe über dem Marktplatz.
Dass man dem Problem nicht eher beikommen konnte, hat einen ebenso simplen Grund: Die Uhren sind im dritten Turmgeschoss in etwa sechs Meter Höhe über dem Boden hinter den gotischen Fenstern montiert. Sie waren bisher nur über lange Leitern zugänglich. Für Wartung oder Reparaturen sei das kein Zustand gewesen, sagte Kirchenkreis-Architekt Lutz-Thomas Kusch.
Seit der vergangenen Woche stehen nun dauerhaft Gerüste hinter jedem Uhrwerk, die das Arbeiten wesentlich leichter und sicherer machen. Das Gerüst aufzubauen an sich sei nicht problematisch, das Material durch die engen Turmwindungen hinaufzubefördern dagegen schon eine Herausforderung. Am Ende habe man ein Unternehmen für den Auftrag gefunden.
Zeit wird nicht im Turm, sondern über Funkuhr programmiert
Nun kann Dennie Leonhardt leicht die nötigen Handgriffe ausführen, um die Zeiger auf dem Zifferblatt von drei Meter Durchmesser wieder in Gang zu setzen. Unter dem Gehäuse, das sich an einem Metallgestänge hinter den Fenstern im Turm befindet, ist es übersichtlich: viel Luft, einige Zahnräder und elektronische Bauteile. Leonhardt baut einen neuen Kondensator, ein Schaltelement und einen neuen Entstörfilter ein, und damit müsste die nächsten Jahre Ruhe sein. „Nichts Kompliziertes, ein handgefertigtes Serienfabrikat mit robuster Technik“, sagt er.
Betrieben wird das Uhrwerk über normalen Netzstrom mit 230 Volt. Die Zeit wird nicht im Turm, sondern über eine Funkuhr als Mutteruhr programmiert. Über diese wird automatisch auch die Zeitumstellung für Sommer- und Winterzeit vollzogen. Starker Wind könne die Zeitanzeige nicht beeinflussen. Die Uhren seien mit einem Verdrehschutz ausgestattet. Der Lions-Club Hamm hatte die Uhren 2007 gestiftet. Montiert worden waren sie damals ebenfalls von „Perrot“.
Dennie Leonhardt ist quasi der „Glöckner von Notre Hamm“: Neben der Wartung der Uhrwerke sind er, beziehungsweise die Firma „Perrot“, auch für das Glockengeläut der Kirche verantwortlich. Leonhardt programmiert sowohl die Startzeit als auch die Dauer des Geläuts.