Offenbar, das hatte schon Christian Anders berichtet, hatte sich nur Minuten nach dem Wirbel über Vellinghausen bereits ein weiterer in Richtung Kraftwerk Westfalen gebildet. Oder – das lasse sich nicht genau sagen – der Wolkenrüssel sei weitergewandert und nur zwischenzeitlich nicht mehr sichtbar gewesen.
Es sei ein ganz schönes Spektakel gewesen, das sich am Himmel vor ihnen abgespielt habe, erzählt Niklas Lefarth von der Situation, die auch Besucher der Klinik erlebt hätten. Drei Besuchern sei der Schreck in die Glieder gefahren. Sie seien schnell in den Eingangsbereich des Hauses gelaufen, um sich dort in Sicherheit zu bringen.
Ganz sicher aber könnten Lefarth und die weiteren Augenzeugen bestätigen, dass es sich um einen Wirbel mit Bodenkontakt handelte, also einen Tornado. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte einen Tornado über Hamm beziehungsweise Welver zuvor nicht mit Gewissheit bestätigen können, weil eben jener Beweis eines Bodenkontakts gefehlt hatte.
Mindestens genauso große Schäden wie die lokale Windhose am vergangenen Freitag hinterließen in den Tagen zuvor die drei aufeinander gefolgten Sturmtiefs Ylenia, Zeynep und Antonia. Am Montag, 14. Februar, blies derweil durch Hamm ein im Vergleich dazu zurückhaltendes Lüftchen. Thorsten Chmielewski nahm am Abend jenes Tages zwar ebenfalls eindrucksvolle Fotos auf. Mit einem Tornado allerdings hatte das darauf festgehaltene Phänomen nichts zu tun.
„Hier sind Kondensstreifen zu sehen, die vom Mond angestrahlt wurden“, klärt Andreas Friedrich, der Tornadobeauftragte in der Pressestelle des Deutschen Wetterdienstes (DWD), auf. „Der Himmel ist sonst klar. Das sind zu einhundert Prozent durch ein Flugzeug verursachte Kondensstreifen.“
Thorsten Chmielewski hatte das Gebilde am Himmel beim allabendlichen Spaziergang mit Sohn und Hund entlang der Ostwennemarstraße gesehen. Es habe schon spektakulär ausgesehen – und auch ein bisschen bedrohlich am dunklen Abendhimmel. „Ich war schon froh, dass es nicht in meine Richtung zog“, sagt der 45-Jährige. Das Gebilde habe sich nach einigen Minuten aufgelöst.
Neben dem fast wolkenfreien Himmel ist ein weiteres Indiz dafür, dass es sich auf dem Foto, das Thorsten Chmielewski am 14. Februar aufgenommen hat, nicht um einen Tornado handelt, die Form des Gebildes am Himmel. Auf dem Wetterkanal von Kachelmannwetter heißt es: „Unter einem Tornado versteht man einen kleinräumigen Wirbel mit mehr oder weniger senkrechter Achse, der von einer konvektiven Wolke bis zum Boden reicht.“ Eine konvektive Wolke sei eine nach oben wachsende Wolke: eine Quellwolke, die zu einem ausgewachsenen Gewitterturm werden könne.
Drei Stürme binnen weniger Tage: So fiel die Sturmbilanz aus zu Sturmtief Ylenia, zu Orkan Zeynep und zu Sturmtief Antonia.