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Boomender Online-Supermarkt: Picnic schaltet Logistikzentrum in Uentrop scharf

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Von: Torsten Haarmann

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Der Online-Supermarkt Picnic hat sein neues Logistikzentrum an der Trianelstraße im Gewerbegebiet Hamm-Uentrop in Betrieb genommen.
Einer der größten Supermärkte, aber Zutritt nur für Personal: Picnic hat am Dienstag sein neues Logistikzentrum in Uentrop in Betrieb genommen. Viele Regale sind noch leer, denn nur langsam wird es hochgefahren. So lassen sich „Problemchen“ lösen, ohne dass der Kunde sie bemerkt. © Andreas Rother

Picnic expandiert. Dazu hat der boomende Online-Supermarkt sein neues Logistikzentrum in Uentrop in Betrieb genommen. Bis die Hammer aber per App einkaufen können, dauert es noch etwas.

Uentrop – „HAMM wa‘ alle drauf gewartet“ bekennen die Picnicer auf ihren T-Shirts: Picnic hat am Dienstag sein neues Logistikzentrum in Betrieb genommen. Planmäßig. Bis die Hammer den boomenden Online-Supermarkt in der Stadt aber nutzen können, dauert es noch. Klar ist hingegen: Das Start-up mit niederländischen Wurzeln setzt an der Trianelstraße im Gewerbegebiet Uentrop seine Expansion im östlichen Ruhrgebiet und in Westfalen fort. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Hammer per App bestellen können und die Milchmänner, Runner genannt, mit ihren Picnic-Elektrotransportern auch in der Lippestadt ausliefern.

Die Identifikation mit der Hammer Heimat prangt unmissverständlich an den Hallenwänden. In großen Buchstaben auf Picnic-rotem Hintergrund motivieren Worte und Sprüche wie „Elephantastisch“, „Hammermäßig“ und „Ausm Pott für den Pott“. Doch sie dürften weniger der Grund dafür sein, dass die Picnicer am ersten Tag im Logistikzentrum schon gegen Mittag einen recht entspannten Eindruck machten.

Picnic-Standortleiter Muriz Sklocic (rechts) zeigt Pascal Ledune, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Hamm, die neuen Hallen.
Picnic nimmt Logistikzentrum in Uentrop in Betrieb: Standortleiter Muriz Sklocic (rechts) zeigt Pascal Ledune, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Hamm, die neuen Hallen. © Andreas Rother

Nur noch vereinzelt steuerten Mitarbeiter die riesigen, mit den bis zu 21 Kisten bepackten Einkaufswagen (Picking-Carts) durch die mal mehr mal weniger gefüllten Regalreihen der großen Halle. Auf der Empore hatte der DJ aufgelegt. Doch zunächst war der Food-Anhänger vor der Logistikhalle, an dem die Mitarbeiter bis zur Einrichtung der Kantine versorgt werden, Anlaufstelle.

So ein Fulfillment-Center (FC), wie bei Picnic ein Logistikzentrum heißt und das seit Monaten eingerichtet wird, lässt sich nicht einfach per Schalter anknipsen. Ist auch viel Handarbeit zum Packen der Kisten mit den online bestellten Waren erforderlich, dahinter steckt viel technisches, firmeneigenes Knowhow. Um eventuelle Startschwierigkeiten besser meistern zu können, fährt Picnic das FC langsam hoch. Beginn ist mit der Belieferung eines Standorts. Bislang wurde Münster von Herne aus bedient, seit Dienstag von Hamm.

Picnic in Uentrop: Lösungen für Start-Problemchen

„Bei jedem Start gibt es ein paar Problemchen“, begründete Standortleiter Muriz Sklocic das Vorgehen. Die habe es jetzt auch gegeben, doch hätten sie nicht zum Stopp geführt. Ein langer Arbeitstag war ihm allerdings gewiss, „um alles aufzuarbeiten“.

Mit 70 Mitarbeitern ist Picnic in Uentrop gestartet. Die Zahlen sollen schnell wachsen. „Wir planen, 20 Mitarbeiter pro Woche einzustellen“, sagte Sklocic. Bis Dezember sollen es 350 werden, im kommenden Jahr die angekündigten bis zu 500.

Wirtschaftsförderung Hamm unterstützt Picnic in Uentrop

Bei der Mitarbeitersuche und der weiteren Expansion bekommt das Unternehmen Unterstützung von der Wirtschaftsförderung Hamm (WFH). „Picnic ist hip, schnell und ein extrem wachsendes Unternehmen“, sagte WFH-Geschäftsführer Pascal Ledune am Dienstag beim offiziellen Start. Als er das Unternehmen 2019 kennenlernt habe, wollte er gern mit ihm zusammenarbeiten. Verteilzentren, die so genannten Hubs mit den Auslieferungswagen, kamen nach Dortmund, wo Ledune zuvor gearbeitet hat. Zwei Jahre später und als noch neuer Hammer Wirtschaftsförderer darf er feststellen: „Toll, dass Picnic jetzt hier ist.“

Die ersten rund 350 Bestellungen gingen am Dienstag in zwei Lkw nach Münster. Dort werden sie von den Runnern, gemäß Milchmann-Prinzip, in den kleinen, auffälligen Elektrotransportern zu den Kunden geliefert – gern auch bis in die Küche. Bis zu etwa 12.000 Lieferungen könnten es später mal werden. Nach und nach werden weitere Hubs beliefert: Kamen, Arnsberg, Soest und Bielefeld, der weiteste Standort für das Hammer Logistikzentrum.

Suche nach Hub-Standort: Picnic-Verteilzentrum in Hamm

In Hamm fehlt nach wie vor ein Hub. Die Suche nach einem geeigneten Standort in Innenstadtnähe läuft. Mit der WFH zusammen prüft Picnic mehrere Standorte. Sie müssen mindestens 1.500 Quadratmeter bieten und „eine Menge Strom“, wie Standortleiter Sklocic mit Verweis auf die 50 Elektro-Transporter sagte.

Ledune will Picnic bei der schnellen Umsetzung unterstützen. So ein Verteilzentrum bedeutet ein Mehrwert für die Menschen in der Stadt, sagte er über das erweiterte Angebot der Nahversorgung außerhalb der normalen Öffnungszeiten und als Service bis nach Hause.

Wasserstoff für Picnic in Uentrop

Auch Wasserstoff könnte ein Thema für Picnic werden. Die Wirtschaftsförderung erfasst derzeit die Bedarfe in der Stadt, wo etwa der Rohstoff Gas ersetzt werden kann. Wasserstoff sei ein Thema für alle Städte und Regionen. „Aber wir sind einer der wenigen Standorte, die ab 2025 den Rohstoff tatsächlich haben und nicht warten müssen, bis eine Pipeline kommt“, sagte er mit Verweis auf Picnics Nachbarn. Den Wasserstoff für die Kühlaggregate könnte das Logistikzentrum künftig aus dem Trianel-Kraftwerk beziehen.

Doch zunächst wird das Fulfill-Center Woche für Woche weiter hochgefahren. „Den langsamsten Tag hatten wir heute“, sagte Picnic-Mitbegründer Manuel Stellmann am Dienstag. „Morgen werden wir schneller.“

Picnic in Uentrop: Zahlen

In Uentrop hat Picnic sein nunmehr fünftes Fulfillment-Center (FC) in Deutschland in Betrieb genommen. Auf 24.000 Quadratmetern werden bei Vollauslastung mehr als 300.000 Artikel am Tag bearbeitet.

Picnic kooperiert mit Edeka Rhein-Ruhr. Neben den rund 10.000 Produkten des Vollsortimenters, die überwiegend aus dem Edeka-Logistikzentrum in Rhynern geliefert werden, hat Picnic eine wachsende Zahl an eigenen Markenprodukten und an Regionalprodukten im Angebot. Ins FC werden ausschließlich solche Produkte angeliefert, die auch von den Kunden bestellt wurden. Das minimiert den Ausschuss an überfälligen Waren.

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