Neben den Kitas an der Schlossstraße sollen in Heessen bis zum Kita-Jahr 2027/28 – so weit in die Zukunft blickt derzeit der städtische Bericht zur frühkindlichen Bildung – zwei weitere Kitas entstehen. Das teilte Achim Helberg, Leiter dieses Bereichs im Jugendamt, auf der Sitzung der Bezirksvertreter mit. Ein Standort sei in den Lippeauen hinter Möbel Boss angedacht. Als möglicher Träger wird die Awo häufiger genannt. Dass die beiden geplanten Neubauten damit in Nähe zu den Kitas Gellerthaus und Stephanus entstehen, nannte Helberg einen Kompromiss, der dadurch begründet sei, dass es schwierig sei, in Heessen Flächen zu finden. Für eine weitere Kita ist die Stadt laut Helberg dabei, Grundstücke zu akquirieren, alles weitere sei hier allerdings noch Spekulation.
Auch im Hammer Norden, der verwaltungstechnisch zum einen Teil zu Heessen und zum anderen zu Bockum-Hövel zählt, „brauchen wir neue Einrichtungen“, sagte Helberg. Wegen der hohen Fluktuation dort, „ist der Bedarf aber extrem schwer zu kalkulieren“. Man sei mit vor Ort aktiven Bestandsträgern in Gesprächen über mögliche Erweiterungen und Neubauten. „Im Norden sind die Flächen aber extremst knapp“, so Helberg. Im Sozialraum Norden sollen laut Bericht neben einer neuen Großtagespflegestelle auch zwei viergruppige Kindertageseinrichtungen für insgesamt 130 Kinder, davon 40 Betreuungsplätze im U3-Bereich entstehen.
Grundsätzliches Ziel sei es, die Qualitätsstandards in der Kinder-Betreuung zu erhöhen, also Übergangskitas und Überbelegungen abzubauen, erläuterte Helberg.
Nicht so gut sieht es im U3-Bereich aus, in dem die erreichte Versorgungsquote von 39 Prozent unter dem städtischen Durchschnitt von 43 Prozent liegt. Derzeit beträgt die Zielgröße in dieser Altersklasse 45 Prozent. Doch die Verwaltung verweist auf Untersuchungen, dass die Nachfrage langfristig 50 bis 55 Prozent betragen soll. Ein weiteres Problem ist der hohe Anteil an Übergangsgruppen, der in Heessen im Kita-Jahr 2020/21 14 Prozent betrug. Der höchste Wert im Vergleich zu anderen Sozialräumen, hieß es in dem Bericht.
Mit dem geplanten vierzügigen Neubau und zwei weiteren Kitas in Planung (siehe Kasten) sollen nun beide Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Aus der Übergangskita wird eine feste Einrichtung, die Kapazität wird von 40 auf 65 erhöht und gleichzeitig künftig auch die Altersspanne ab vier Monate abgedeckt. 20 U3-Plätze sollen geschaffen werden.
Als der SVE von der Möglichkeit hörte, dass eine weitere Kita in Heessen benötigt wird, wurde er eigeninitiativ aktiv, wie Geschäftsführer Konstantin Rühl erläutert. Der Verein sei trotz der umfangreichen Ausgaben für die Kusselkopp-Kita sowie das darüber liegende Vereinsheim gesund. „Wir wollen das“, sagt er selbstbewusst.
Außerdem gebe eine feste Kita zusätzlich die Gelegenheit, den derzeit in den Übergangscontainern beschäftigten Mitarbeitern eine dauerhafte Perspektive aufzuzeigen. Die Stadt wiederum hob hervor, dass der Verein mit dem Bezug der Übergangskita „sowohl in Ausstattungsgegenstände als auch in Personal investiert hat, sodass die Übernahme einer zweiten Kita sachlich zwingend begründet ist“.
Der SVE würde mit dem Neubau zu einem Teil seiner alten Heimat zurückkehren. War doch der mittlerweile zugewucherte Ascheplatz einst Spielstätte des SV 26, der 2006 mit dem SCE Hamm verschmolz und die Spielfläche irgendwann aufgab. Der Fußballverein stellt sich passend zur grünen Umgebung eine ökologische Kita vor, wie Rühl mitteilt. Dachbegrünung, Photovoltaik, Geothermie sind seine Stichworte.
„Das Umfeld passt“, ist für Rühl, der selbst auf dem Platz am Schloss das Fußballspielen erlernte, der angedachte Standort naheliegend, zumal auch in der zweiten Einrichtung der sportliche Aspekt nicht zu kurz kommen soll. Jedoch verwahrloste das Spielfeld zuletzt, nachdem der Nachnutzerverein Yunus Emre HSV mittlerweile am Zechenplatz in Bockum-Hövel kickt.
Die Stadt hatte mit Yunus Emre noch unter Oberbürgermeister Thomas Hunsterger-Petermann über den Bau eines Kunstrasens gesprochen. Das Projekt scheint aber im Sande verlaufen zu sein. Die Kita-Planungen des SVE sind laut Rühl unabhängig vom Sportplatz. Dass Überlegungen angesichts der Historie des Vereins und der sportlichen Ausrichtung naheliegen, weist der Geschäftsführer aber nicht von sich.
Der SVE wird mit der Stadt einen Vertrag über 20 Jahre inklusive Option auf Verlängerung abschließen. Eine Nutzung über mindestens 20 Jahre ist garantiert. Sollte eine kurzfristige Einigung mit dem Grundstückseigentümer geschlossen werden, könnte die Kita nach derzeitiger Planung zu Beginn des Kindergartenjahres 2023/24 fertiggestellt werden, so die Verwaltung. Bei den Mehrkosten für den Betrieb rechnet die Stadt im Vergleich zur Übergangskita mit einem Eigenanteil in Höhe von 216 000 Euro.