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„Tiny-House“-Diekmann insolvent: Chef äußert sich - „Mussten Reißleine ziehen“

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Von: Cedric Sporkert

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Faszination Tiny House Schritt für Schritt: So werden die Häuschen bei Diekmann in Hamm Bockum-Hövel gebaut.
Die Arbeiten in dem Betrieb in Bockum-Hövel gehen bis auf Weiteres weiter. © Liesegang

Überraschend wurde bekannt, dass die Schreinerei Diekmann insolvent ist. Das Unternehmen aus Hamm ist für Tiny Houses bekannt. Der Geschäftsführer äußert sich.

Hamm - Nachdem bekannt wurde, dass die über Hamm hinaus für ihre „Tiny Houses“ bekannte Schreinerei und Zimmerei Diekmann insolvent ist, hat sich Geschäftsführer Stefan Diekmann am Mittwoch zu den Gründen geäußert.

„Die massiv gestiegenen Kosten für Baumaterialien und Energie einerseits und der spürbare Auftragsrückgang aufgrund der allgemein angespannten wirtschaftlichen Lage haben dazu geführt, dass wir jetzt die Reißleine ziehen mussten“, wird der 37-Jährige in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert.

Auf WA-Nachfrage erklärte er, dass zuletzt reihenweise Finanzierungen von Kunden geplatzt seien und so auch die Aufträge nicht zustande gekommen seien. Kunden seien verunsichert. „Viele stellen sich im Moment nicht die Frage, ob sie sich ein ,Tiny House‘ für 80.000 bis 100.000 Euro kaufen wollen, sondern wie sie über die Winter kommen“, so Diekmann. Wie viele Häuser er zuletzt noch und insgesamt im vergangenen Jahr verkaufte, sagte Diekmann nicht.

Diekmann: Geschäftsbetrieb läuft „bis auf Weiteres“ weiter

Aktuell sei der vom Amtsgericht zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Achim Thomas Thiele mit seinem Team in Hamm vor Ort und verschaffe sich einen Überblick über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens und prüfe mögliche Optionen zu dessen Sanierung.

„Ziel ist der Fortbestand der 1949 gegründeten Schreinerei und Zimmerei. Der Geschäftsbetrieb wird bis auf Weiteres fortgeführt“, heißt es in der Mitteilung weiter. Für drei Monate seien die Löhne und Gehälter aller Beschäftigten über das Insolvenzgeld gesichert.

Alle Arbeitsplätze sollen (möglichst) erhalten bleiben

„Wir setzen alle unsere Energie darauf, das Unternehmen und seine 47 Arbeitsplätze erhalten zu können. Der Insolvenzverwalter wird bereits in Kürze mit der gezielten Suche nach möglichen Investoren beginnen“, wird Diekmann zitiert. Thiele selbst war auch am Mittwoch für den WA nicht erreichbar.

Die in dritter Generation von Stefan Diekmann geführte Schreinerei hatt sich nach eigenen Angaben Anfang 2016 als eines der ersten Unternehmen in Deutschland auf „die Planung und den Bau hochwertiger mobiler Tiny Houses“ spezialisiert. Innerhalb weniger Jahre habe sich das Unternehmen unter der Marke „Tiny House Diekmann“ zu einem der Marktführer der Branche entwickelt. Umso überraschender kam dann die Nachricht der Insolvenz.

Wirtschaftsförderer Ledune: „Insolvenz bietet Chance“

Für den Wirtschaftsstandort Hamm war Diekmann bis zuletzt eines der Zugpferde in der öffentlichen Außendarstellung. Hamms Wirtschaftsförderer und Geschäftsführer der Impuls-Agentur Pascal Ledune warnte in einer ersten Reaktion vor einer Vorverurteilung. „Eine Insolvenz bietet die Chance, sich anders aufzustellen und den Betrieb wieder tragfähig zu machen.“

Die Denkweise, dass mit einer Insolvenz automatisch das Scheitern einer Firma oder Geschäftsidee einhergehe, sei falsch. „In den USA muss man erst eine Insolvenz hingelegt haben, um wirklich ernst genommen zu werden“, so Ledune.

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