Ampelkoalition will neue Regelung schnell umsetzen
15.000 verwilderte Katzen in Hamm? Kastrationspflicht kommt
Heiß diskutiert wird das Thema schon seit etlichen Jahren, doch offensichtlich trauten sich Politiker und Verwaltung bislang nicht, die Kastrationspflicht für Katzen in Hamm umzusetzen. Das soll jetzt anders werden.
Hamm - Die neue regierende Rathauskoalition aus SPD, Grünen und FDP hat die Katzen-Kastrationspflicht sogar in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben. „Wir wollen sie entweder noch in diesem oder Anfang nächsten Jahres umsetzen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Justus Moor. Dabei gehe es vor allem um die Verpflichtung von Besitzern und Versorgern (Fütterer) freilaufender Katzen, sagte Moor. Die Tierschutzvereine in Hamm kümmerten sich bereits um die verwilderten und herrenlosen Katzen.
Möglich ist die Einrichtung einer Katzenschutzverordnung bereits seit dem Jahr 2013. Damals wurde das Tierschutzgesetz mit Paragraf 13b dahingehend verändert, dass Städte und Gemeinde eine Katzenschutzverordnung einführen durften.
Verwilderte Katzen gibt es wahrlich genug in Hamm. Während die Stadtverwaltung – so das Ergebnis einer Anfrage – von keinem großen Katzenproblem spricht, sehen das die Tierschutzvereine etwas anders.
Kastrationspflicht für Katzen in Hamm: vielfach unkontrollierte Vermehrung
Sandra Pape, die sich seit vielen Jahren um Katzen in Hamm kümmert und den Verein Katzenkinder-Nothilfe gegründet hat, schätzt die Zahl der in Hamm lebenden verwilderten Katzen auf etwa 15.000. Etwa 1000 könnten pro Jahr kastriert, geimpft, gechipt oder tätowiert und auch registriert werden.
„Wir würden es sehr begrüßen, wenn eine Kastrationspflicht für Katzen in Hamm eingeführt würde“, sagt sie. Dann gebe es vor allem eine (ordnungs-)rechtliche Handhabe gegenüber Besitzern und Versorgern von wilden Katzen. Die scherten sich meist nicht darum, dass sich die Vierbeiner unkontrolliert vermehren, müssten bei einer Kastrationspflicht aber auch die Kosten für die Kastration übernehmen. Das koste maximal (mit Chip) rund 180 Euro.
Derart verwilderte Katzen in größerer Anzahl fänden sich häufig auf Bauernhöfen, Reitställen, Industrieanlagen oder auch Kleingartenanlagen, sagte Sandra Pape, auch der Isenbecker Hof in Herringen sei ein Beispiel. Und Nadine Bünis vom Tierschutzverein Hamm im Hammer Süden bestätigt das: „Solche Stellen gibt es im gesamten Stadtgebiet.“
Kastrationspflicht für Katzen in Hamm: Leben unter katastrophalen Zuständen
Im Sommer seien sie und Sandra Pape auf einen Kleingarten am Holunderweg hingewiesen worden, in dem mehr als 50 Katzen angefüttert würden. Und tatsächlich: Ohne medizinische Versorgung lebten dort mehrere Generationen Katzen unter katastrophalen Zuständen. „Die Tiere waren fast alle krank, zum Teil sehr schwer, einige Kitten waren von Ratten angefressen, lebten aber noch. Das war extrem“, schildern sie das Katzenelend.
Rund zweieinhalb Monate dauerte die gesamte Aktion. Ein Teil der Tiere konnte im Tierheim untergebracht und auch vermittelt werden, etliche Tiere waren nicht mehr zu retten und wurden eingeschläfert. Einige wurden aber auch wieder in den Kleingarten zurückgegeben, einige gingen an Bauernhöfe und an den Reitstall Gut Lödding. Schließlich sind diese Katzen unter anderem gute Mäusefänger.
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Kastrationspflicht für Katzen in Hamm: Nachbargemeinden schreiten voran
Auf den Kosten für die Behandlung der Katzen bleiben die Tierschutzvereine zumindest zum Teil sitzen. „Umso erfreulicher, dass wir mit Dr. Franziska Wiese eine neue Tierärztin in Hamm gefunden haben, die unseren Vereinen hilft“, sagten die beiden Tierschützerinnen. Zwar gab es bis 2020 ein Förderprogramm vom Landesumweltamt, das ist aber mittlerweile ausgelaufen.
Etliche Nachbargemeinden wie Soest, Werl oder der Kreis Unna hätten die Kastrationspflicht bereits umgesetzt, in Dortmund gibt es seit Anfang dieses Jahres eine Katzenkastrationsverordnung. „In Hamm wäre das zum Beispiel durch eine einfache Satzungsänderung auch möglich“, sagen die Tierschützer. Nur ein kleiner Schritt für die Stadt, aber ein großer Schritt, um das Katzenelend zu verringern.