Hoffen auf schnellen Impfprozess
Second-Hand-Läden pausieren seit Monaten - Ehrenamt im Dornröschenschlaf
Das Engagement in einem Ehrenamt wird durch die Corona-Pandemie sehr eingeschränkt – wo Ehrenamt und Publikumsverkehr zusammenkommen, gilt das doppelt. So etwa bei den beliebten Second-Hand-Modeläden „Kleiderladen“ und „Pünktchen und Kariert“.
Heessen - „Wir können nur hoffen, dass wir bald wieder bessere Zeiten haben“, sagt Elisabeth Nüsse vom Kleiderladen Heessen, der am Piebrockskamp 1 liegt, direkt an der Ecke mit der Amtsstraße. Nach dem ersten Lockdown hatte das Geschäft, das sich in Trägerschaft des Vereins „Kleiderladen“ befindet, gleich wieder geöffnet. Seit Mitte Dezember ist nun aber schon wieder geschlossen.
„Wir bedauern das natürlich sehr, aber wir haben keine andere Möglichkeit“, sagt Nüsse. Die rund 45 Ehrenamtlichen, die sich im Verein engagieren, gehören durchweg zur älteren Generation. Da gehe die Sicherheit ohnehin natürlich vor, sagt Nüsse. Seit zwei Monaten läuft ein „Notbetrieb“: Nach telefonischer Rücksprache mit Elisabeth Nüsse ist die Abgabe von Kleiderspenden möglich.
Menschen mit wenig Geld erhielten gute Sachen und ein echtes Einkaufserlebnis, ökologisch orientierte Kunden könnten etwas gegen die Wegwerf-Mentalität tun. Und vom Überschuss der Erlöse werden normalerweise noch viele andere karitative Einrichtungen gefördert. „Durch die Rücklagen können wir im Moment die laufenden Kosten begleichen, aber weitere Spenden sind leider nicht drin“, erklärt Nüsse.
Der traditionsreiche Laden, der mit einer Kleiderkammer der Caritas begann und seit 2018 von dem gemeinnützigen Verein getragen wird, liegt im Dornröschenschlaf. „Das ist insbesondere deshalb tragisch, da wir ja alle einen tiefen Sinn in unserer Tätigkeit sehen“, sagt Nüsse. Umso mehr hofften sie alle, bald wieder die Ärmel hochkrempeln zu können.
Second-Hand-Läden im Lockdown: Wirtschaftlich herber Einbruch
Ebenso ergeht es „Pünktchen und Kariert“, dem Second-Hand-Shop der Kooperationspartner Sozialwerk St. Georg und Erich-Kästner-Schule an der Amtsstraße 3a. Dort werden neben Kleidung auch Modeschmuck, Bücher, CDs, DVDs und vieles mehr angeboten. Neben acht Ehrenamtlern zwischen 30 und 72 Jahren engagieren sich in dem Laden auch regelmäßig drei bis fünf Kinder der Erich-Kästner-Schule sowie zuletzt auch eine Bewohnerin des „Kontrapunkts“ vom Sozialwerk mit.
Dass der Lockdown verlängert wurde und es am kommenden Montag noch nicht wieder losgehen konnte (wie sie schon erwartet hatte), tut Verkaufsleiterin Marita Schüpphaus nicht nur für die Ehrenamtler leid, sondern auch für die Bewohnerin, für die das regelmäßige Mitarbeiten ein wichtiger Schritt in die Eigenständigkeit sei. Zudem erlebe sie immer wieder die große Wertschätzung der Kunden.
„Derzeit dekorieren wir um, und dann erlebe ich immer wieder, wie Leute anklopfen, sich einige Dinge reservieren, oder einfach nur grüßen möchten“, so Schüpphaus. Nach dem ersten Lockdown habe das Geschäft buchstäblich einen Ansturm erlebt, sagt die Verkaufsleiterin: „Da merkten wir, dass viele Leute sich etwas Schönes gönnen wollten. Und weil Urlaub da nicht möglich war, gingen sie shoppen.“ Der neuerliche Lockdown bedeutete dagegen einen wirtschaftlich herben Einbruch.
„Vor zehn Jahren kam erstmals die Idee zu solch einem Lädchen auf“, erinnert sich Schüpphaus. Dann sei überlegt worden, und nach ausgiebiger Vorbereitung konnte man am 1. Februar 2013 auch dank der Hilfe durch die „Aktion Mensch“ starten. Nach der Vorbereitung und den ersten drei Jahren des Betriebs lief die Förderung der „Aktion Mensch“ aus. Seitdem werden alle Kosten – ob Miete, Strom und Wasser (alle Kleiderspenden werden durchgewaschen und gebügelt) – selbst bestritten.
„Ich hoffe nur, dass bald genug geimpft wird, damit die Pandemie vorbei ist und wir wieder für den guten Zweck öffnen können“, sagt Marita Schüpphaus.
Second-Hand-Läden im Lockdown: Abgabe ist teilweise möglich
Außerhalb der Pandemie ist der Kleiderladen, Piebrockskamp 1, mittwochs und samstags von 10 bis 12.30 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Derzeit ist nach telefonischer Rücksprache bei Elisabeth Nüsse, Telefon 64707, die Abgabe von Kleiderspenden möglich.
Pünktchen und Kariert, Amtsstraße 3a, ist außerhalb der Corona-Einschränkungen mittwochs von 12.30 bis 17.30 Uhr, donnerstags und freitags von 12.30 bis 16.30 Uhr, am ersten Samstag im Monat von 10 bis 14 sowie am ersten Dienstag im Monat von 10 bis 12.30 Uhr geöffnet.