Schwangere in Hamm erstochen: Rätsel um Motiv des Bergkameners

Eine schreckliche Bluttat erschütterte Hamm im Januar 2021: Eine schwangere junge Frau wurde mit 76 Stich- und Schnittverletzungen tot auf einem Parkplatz aufgefunden. Der mutmaßliche Täter – ihr Freund aus Bergkamen – schwieg am Dienstag zu Prozessbeginn in Dortmund.
Dortmund/Hamm/Bergkamen - Wie es zu dem Gewaltexzess im Hammer Süden kommen konnte, können sich die Angehörigen der Frau bis heute nicht erklären. „Uns fehlt das Motiv“, sagte Opferanwalt Ralph Reckmann am Rande des Prozesses. Die Beziehung des Paares sei von ständigen Streitereien und Trennungen geprägt gewesen. Dennoch habe es die auf den Philippinen geborene Frau immer wieder zu dem 24-jährigen Bergkamener hingezogen.
Laut Reckmann könnte es sein, dass das ungeborene Kind bei der Auseinandersetzung eine Rolle gespielt hat. Denn angeblich hat der Mann der 22-Jährigen stets misstraut und ihr vorgeworfen, dass das Kind gar nicht von ihm sei. „Das“, sagte Reckmann am Dienstag, „stimmt aber auf keinen Fall. Die Frau hatte nichts mit anderen Männern.“
Der Angeklagte hatte sich Stunden nach der Bluttat bei einer Angehörigen gemeldet und ihr am Telefon gesagt, er habe „etwas Schlimmes“ getan. Nach seiner Festnahme in unmittelbarer Nähe des Tatorts soll er schließlich auch gegenüber der Polizei eingeräumt haben, die 22-Jährige getötet zu haben. Seitdem schweigt er jedoch.
Schwangere in Hamm erstochen: Auch Vergewaltigungen vor Gericht
Und daran wird sich voraussichtlich auch im Prozess nichts ändern. Am ersten Verhandlungstag wurde lediglich die Anklageschrift verlesen. Die beiden Verteidiger Michael von Glahn und Peter Wehn kündigten aber bereits an, dass es gut möglich sei, dass ihr Mandant auch an den folgenden Tagen keine Angaben zur Sache machen möchte.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 24-Jährigen neben dem Totschlag auch zwei Vergewaltigungen einer früheren Freundin in Bergkamen vor. Kurz vor Weihnachten 2018 soll er die Frau in der gemeinsamen Wohnung zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben. Und auch im Sommer 2019 soll es zu einem sexuellen Übergriff gegen den Willen der Frau gekommen sein.
Schwangere in Hamm erstochen: Nach Nachtclub-Schlägerei verurteilt
An diesem Tag war der heute 24-Jährige gerade vom Amtsgericht Lünen wegen einer Nachtclub-Schlägerei zu sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Seine Freundin hatte dabei als Zeugin gegen ihn ausgesagt und die Schläge auf den anderen Gast des Clubs bestätigt.
Das Gericht wird an den folgenden Verhandlungstagen zahlreiche Zeugen vernehmen, um sämtliche Taten aufzuklären. Der Schwerpunkt, das kündigte der Vorsitzende Richter Thomas Kelm bereits an, werde dabei zunächst natürlich auf der schrecklichen Bluttat im Hammer Süden liegen.