Schutz der Allgemeinheit: Muss der mutmaßliche Brandstifter der JVA-Zelle in die geschlossene Klinik?
Abgeplatzter Putz, Wände und Decken voller Ruß: Am 7. April wurde eine Zelle in der JVA Hamm durch ein Feuer zerstört. Seit Mittwoch verhandelt das Dortmunder Landgericht gegen den mutmaßlichen Brandstifter.
Hamm/Dortmund – Ziel des Prozesses gegen den 34-jährigen Mann aus Hamm ist keine klassische Bestrafung, sondern seine unbefristete Unterbringung in einem geschlossenen psychiatrischen Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass der Beschuldigte psychisch so schwer krank ist, dass er für seine Tat nicht verantwortlich gemacht werden kann. Sie hält den 34-Jährigen jedoch für so gefährlich, dass er zum Schutz der Allgemeinheit eingesperrt und zwangsbehandelt werden muss.
Der Mann saß im April wegen diverser Diebstähle als Häftling in der Zelle 35. Mit einem Feuerzeug soll er dort die Matratze und ein Laken auf seinem Bett angezündet haben. Der Alarm schreckte gegen 16.20 Uhr drei Wachbeamte auf. Diese konnten das Feuer löschen, ehe der Beschuldigte oder andere Personen verletzt wurden.
Drogen und Wahnvorstellungen
Zum Prozessbeginn wollte sich der 34-Jährige nicht zu der Tat äußern. Er gab den Richtern jedoch Einblick in seine psychische Verfassung zum Zeitpunkt der Tat. „Ich hatte vor meiner Inhaftierung wieder Drogen genommen, dann kamen die Wahnvorstellungen zurück“, sagte er. „Ich habe mir eingebildet, dass ich ein Auserwählter bin und Zeitportale in den Himmel öffnen könne.“ Deshalb sei der Geheimdienst hinter ihm her gewesen.
Der Beschuldigte wird seit dem Brand in einer psychiatrischen Klinik in Dortmund behandelt. Dort bekommt er täglich einen Cocktail aus drei Medikamenten. Die Staatsanwaltschaft glaubt jedoch nicht, dass es zu verantworten ist, den Mann jetzt schon frei zu lassen und die Therapie ambulant weiterführen zu lassen. Der Prozess wird fortgesetzt.
In der Hammer JVA gab es zuvor einen weiteren Brand. Der gebürtig aus Bergisch-Gladbach stammende Mann hatte seine Zelle in Brand gesetzt. Dazu hatte er Kleidungsstücke und ein Bettlaken angezündet. Der Plan, aus dem Leben zu scheiden, schlug damals allerdings fehl.
Martin von Braunschweig