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Mitten in der Krise glückt Ehepaar in Hamm Neustart mit Döner

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Von: Sharin Leitheiser

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Medet und Sakingul Acar haben im vergangenen Jahr den Döner-Inbiss Med’Et Grill eröffnet.
Mit Mitte 50 nochmal ganz neu durchgestartet: Medet und Sakingul Acar haben im vergangenen Jahr den Döner-Imbiss Med’Et Grill eröffnet. © Andreas Rother

Döner-Läden gibt es in Hamm ziemlich viele. Der Stadtbezirk Rhynern allerdings hat aktuell nur einen einzigen. Und der ist aus verschiedenen Gründen durchaus etwas Besonderes.

Rhynern - Im März 2021 – also mitten in der Pandemie – haben Medet Acar und seine Frau Sakingül ihr Lokal „Med’Et Grill“ im ehemaligen „Nähwerk“ an der Alten Salzstraße in Rhynern eröffnet. Beide waren zu diesem Zeitpunkt schon über 50 Jahre alt. Trotz allem hatten sie aber keine Angst, ein eigenes Geschäft aufzumachen.

„To-go-Essen ist gerade in den letzten beiden Jahren so beliebt geworden wie nie. Und während Corona gab es hier im Dorf Rhynern nur Pizza und griechische Spezialitäten. Da haben wir also gut reingepasst“, sagt Medet Acar rückblickend. Außerdem hat der heute 54-Jährige in seinem Leben schon oft die Erfahrung gemacht: „Es geht immer irgendwie weiter. Man muss nur offen sein für Neues.“

Es geht immer irgendwie weiter. Man muss nur offen sein für Neues.

Medet Acar, Inhaber des Med´Et Grill

Mit elf Jahren kam Acar als Sohn eines Gastarbeiters aus der Türkei nach Deutschland. In den 1990ern schloss er sein Studium als Elektrotechniker ab, schob noch einige Semester Informatik hinterher und zog nach Rhynern. Seine Mutter und seinen Bruder zog es schon damals in die Gastronomie. Acar jedoch machte sich zunächst selbstständig mit einem Reiseversicherungsbüro, besaß eine Kneipe, arbeitete als Angestellter für den Geräte-Händler „Termikel“ an der Spenglerstraße und zuletzt als Pflegeassistent in der Lippstädter Psychiatrie.

Als sein Vertrag dort nicht verlängert wurde, ergab sich im Jahr 2020 schließlich der Weg in die erneute Selbstständigkeit. „Es war wie ein Zeichen. Unsere türkischen Bekannten vom ,Cappadocia Kebap Haus’ wollten ihr Geschäft in Rhynern aufgeben und hatten den Laden hier trotzdem gerade gekauft. Also haben meine Frau und ich gesagt: Wir übernehmen“, erzählt Acar.

Die nötigen Sanierungsarbeiten erledigten er und seine Familie weitestgehend selbst. Trotzdem kamen natürlich einige Kosten für Möbel, Küchengeräte und Co. auf den 54-Jährigen zu. „Wir wollten es hier nett haben. Und einen Ort schaffen, an dem man sich nicht nur seinen Döner abholt, sondern auch gerne mal einen Kaffee trinkt.“

Weitere „Neustarter“ in Hamm gesucht

Im Mittelpunkt unserer kleinen Serie „Neustart“ stehen Menschen, die in den vergangenen Monaten etwas Neues begonnen haben – ein neues Hobby, einen anderen Beruf und vieles mehr. Wir möchten zeigen, wie dieser Neustart ihr Leben verändert hat und was es heißt, in einer Pandemie Neues zu wagen. Sie möchten mitmachen? Schreiben Sie uns: cjuckenack@wa.de.

Sogar einen kleinen Raum für private Feiern gibt es. Und auch die Speisekarte vom „Med’Et Grill“ kann sich sehen lassen: Neben klassischen Imbiss-Gerichten gibt es auch Gebäck, heiße Linsensuppe und diverse vegane Angebote. „Das werden wir sogar noch ausbauen. Demnächst möchte ich hier einen fleischfreien Dönerspieß und neue vegane Saucen ausprobieren“, sagt Medet Acar.

Diese Experimentierfreudigkeit kommt in Rhynern scheinbar an: „Das Geschäft läuft sehr gut. Mittags versorgen wir gefühlt das ganze Gewerbegebiet, und auch abends ist immer etwas los“, fällt Acars Zwischenbilanz positiv aus.

Gesucht, gefunden: die beste Dönertasche Hamms

Döner macht satt, ist lecker und im Zweifel weniger ungesund als manch anderer Schnellimbiss. Doch Döner ist weit mehr als ein leckerer Sattmacher: Unsere „Wo-gibt‘s-in-Hamm-die-beste-Dönertasche“-Umfrage zeigte im Februar 2021 eine bemerkenswert hohe Identifikation mit vielen Anbietern.

Diesem Andrang kann nur ein eingespieltes Team Herr werden: Medet Acar steht neben seinen Aufgaben als Ladenbesitzer oft selbst hinter der Theke, seine Frau werkelt in der Küche und seine Töchter helfen, wo sie können. Darunter ist auch die 25-jährige Diren: „Meine Eltern waren schon immer ein Dreamteam. Bis wir anderen uns aufeinander eingeschossen hatten und hinter der Theke nicht immer ineinander gerannt sind, hat es aber etwas gedauert.“ Parallel studiert Diren Grundschullehramt mit Integrierter Sonderpädagogik. Voll ins Döner-Geschäft einzusteigen, kann sie sich momentan nicht vorstellen: „Trotzdem macht es super viel Spaß.“

Das sieht ihr Vater Medet ganz ähnlich. Bis zur Rente möchte er den Döner-Laden im Herzen Rhynerns auf jeden Fall weiterführen. Danach könnte sich der 54-Jährige vorstellen, erst mal eine längere Reise in der Türkei zu machen: „Ich vermisse meine Heimat natürlich. Aber für immer zurückgehen, würde ich wahrscheinlich nicht.“ In Hamm fühle er sich nämlich pudelwohl: „Lange Zeit waren wir hier in Rhynern die einzige türkische Familie. Und trotzdem haben wir nie schlechte Erfahrungen gemacht. Meine Kinder sind hier glücklich aufgewachsen. Und auch für mich ist diese Stadt ein zweites Zuhause geworden.“

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