Lehrschwimmbecken in Rhynern ist Geschichte

Rhynern - Das Lehrschwimmbecken in Rhynern ist ab sofort ein "Leerschwimmbecken". Nach 53 Jahren wertvoller Dienste für die Schwimmausbildung von Kindern wurde es geschlossen - mit viel Wehmut bei den Bürgern.
Die Zahl der Bürger Rhynerns, die nach 1960 geboren sind und keinen Bezug zum Lehrschwimmbecken an der Carl-Orff-Schule haben, dürfte ziemlich klein sein. Ob durch Schwimmunterricht an der Schule oder Schwimmtraining im Verein, mit dem chlorhaltigen Becken dürfte jeder schon einmal in Berührung gekommen sein. Nun ist es Geschichte. Das Wasser wird abgelassen. Nach den Sommerferien ist das kleine Bad für immer geschlossen.
Seit 1964 steht das Schwimmbad als Anbau an die Turnhalle am Rande des Schulhofs. Über Generationen hinweg haben die Rhyneraner dort Schwimmen gelernt. Entsprechend schwingt bei einigen Bürgern auch Wehmut mit, wenn aktuell zum letzten Mal Kinder die sechs Stufen hinabsteigen ins warme Nass, um dort zu toben, wenn der Lehrer oder Übungsleiter abgelenkt ist, oder brav mit dem Schwimmbrett die Beinschläge üben, wenn der Lehrer zuguckt. Auch wenn das Becken zu klein ist, um eine ganze Schulklasse gleichzeitig dort schwimmen zu lassen – auch die Wartezeiten auf der Heizung sitzend am Rande des Beckens haben Spaß gemacht – seinen Zweck hat das Mini-Bad immer erfüllt.
"Bad erhalten"
Daran erinnert sich unter anderem auch Andrea Pieper, die wie quasi jede Rhyneranerin dort schwimmen gelernt hat. Dass dies in Zukunft nicht mehr so ist, findet sie schade: „Einerseits wird sich immer beklagt, dass die Kinder im dritten Schuljahr oder sogar beim Schulwechsel noch nicht schwimmen können und andererseits werden Bäder geschlossen. Zudem würden Vereine in Lehrschwimmbecken sicherlich Kurse anbieten können und somit die Kosten etwas minimieren. Die Stadt sollte das Becken besser wie in Heessen umbauen und damit das Schwimmbad aufrechterhalten.“
"Schwimmen bei Frau Sosna"
Anja Lambardt aus Rhynern berichtet davon, dass alle ihre Familienmitglieder dort ihre ersten Schwimmzüge machten. „Mein Mann und ich haben dort auch das Schwimmen gelernt, genauso unsere Kinder, die heute 20 und 24 Jahre alt sind. Ich finde es sehr schade, dass dieses Lernschwimmbecken geschlossen wird und hätte mir gewünscht, dass es weiter genutzt würde. Auch für die Schüler der Carl-Orff-Schule wäre ein Erhalt des Schwimmunterrichtes sicher von Vorteil, wenn dieser auf dem Gelände der Schule weiter stattfinden würde. Ich erinnere mich noch gut daran: Montags morgens, die ersten beiden Stunden hatten wir Schwimmen – bei Frau Sosna.“
"Erster Beckensprung"
Ähnliches weiß Andreas Karalus zu berichten: „Aus unserer Familie haben alle dort das Schwimmen gelernt, der älteste Sohn noch bei Herrn Voß, dem ehemaligen Konrektor. Aber auch die anderen unserer Kinder, teilweise über den SV Delphin, haben ihren ersten Beckensprung dort gemacht. Es hängen viele Erinnerungen daran. Die Kinder finden es schade, aber manchmal lässt sich der Lauf der Zeit nicht ändern.“
"Für Kinder kein Geld da"
Meike Hunstiger stammt aus Rhynern und beobachtete die Entwicklung aus Lüdenscheid als Grundschul-Lehrerin: "Ich bin entsetzt. Das Schwimmbad soll geschlossen werden? Mich persönlich, oder meine Kinder betrifft es nicht, aber ich habe früher dort mehrfach in der Woche Schwimmunterricht gehabt. Außerdem ist es doch heute ein besonderer Luxus, ein Schwimmbad neben der Schule zu haben. Das bedeutet oft mehrere Jahre Schwimmunterricht und das ist super. Ich unterrichte in Lüdenscheid an einer Grundschule. Dort gibt es nur in 3. Schuljahr Schwimmunterricht. Die Kinder sind also nur ca. 30 Min pro Woche im Wasser. Da lernt man das Schwimmen nicht. Manche haben erst im 3. Schuljahr mit der Schule ihrer erste Schwimmbaderfahrung. Das ist sehr schade. Deswegen habe ich den Luxus meiner Kindheit sehr zu schätzen gelernt und finde es echt schlimm, dass mal wieder für die Kinder kein Geld da ist!"
In Zukunft werden die Schulkinder mit Bussen zu den beiden Westtünner Bädern gefahren. Die Vereine verteilen sich auf die anderen Kleinschwimmbäder in Hamm (wir berichteten). Die Stadt Hamm hatte vor drei Jahren die Schwimmbäder in die Obhut der Stadtwerke gegeben. Nach Prüfung aller Bäder entschlossen sich die Stadtwerke, vier der Hammer Lehrschwimmbecken aus wirtschaftlichen Gründen aufzugeben. In das Becken in Rhynern hätte viel Geld investiert werden müssen, um es dauerhaft zu erhalten. Anstelle der alten Bäder werden zwei neue, am Maximare und in Heessen, gebaut. Diese sind nach den Sommerferien fertig, so dass das Lehrschwimmbecken in Rhynern geschlossen bleibt. Das Gebäude soll abgerissen werden. Die Arbeiten werden aber wohl erst in 2018 über die Bühne gehen.