Hunderten Kindern das Schwimmen beigebracht

Rhynern - „Ich habe 20 Jahre lang nur in den Sommerferien Urlaub machen können. Jetzt möchte ich mehr Zeit für mich haben.“ Karsten Loge, Vorsitzender des SV Delphin Hamm, stand kurz vor den Ferien zum letzten Mal als Übungsleiter am Beckenrand.
20 Jahre lang machte er sich dreimal in der Woche direkt vom Arbeitsplatz auf in eines der Kleinschwimmbäder, um Kindern das Schwimmen beizubringen oder die Kenntnisse weiter zu fördern. „Nun ist Schluss.“
Dabei ist er fast wie die Jungfrau zum Kinde an dieses Ehrenamt geraten. Seine Tochter besuchte vor etwa 20 Jahren die Trainingsgruppen des SV Delphin Hamm, der im Stadtbezirk Rhynern beheimatet ist. Als Vater besuchte er dann pflichtbewusst auch die Jahreshauptversammlung des Vereins. „Ich bin als Neuling in die Versammlung gegangen und kam als 2. Vorsitzender wieder raus“, erzählt er heute mit einem Schmunzeln.
Kurze Zeit später rückte er bereits auf den Posten des 1. Vorsitzenden – bis heute. „Bei der nächsten Jahreshauptversammlung gebe ich das Amt aber ab“, kündigte er nun an. Übungsleiter ist er mit Beginn der Sommerferien auch nicht mehr. Auch damit hätte er vor gut 20 Jahren nie gerechnet, dass er überhaupt einmal so viel Herzblut in dieses Ehrenamt stecken würde. „Es fehlten Helfer bei den Trainingsgruppen. Da habe ich dann mal mitgeholfen, zwei Jahre lang am Beckenrand mit aufgepasst“, berichtet er.
700 bis 800 Kindern das Schwimmen beigebracht
Nach und nach erwarb er die verschiedenen Übungsleiterscheine und steht seitdem selbst verantwortlich in den Schwimmhallen. „Die Arbeit mit den Kindern war immer mein Ding. Das hat mir Spaß gemacht“, so Loge, der sich nun darauf freut, endlich mal außerhalb der Sommerferien Urlaub machen zu können. „Ich war ja immer vor Ort bei den Trainingsgruppen. Ich glaube, in den 20 Jahren habe ich vielleicht zehnmal wegen Krankheit gefehlt.“ Eine Zuverlässigkeit, die in diesem Ehrenamt mit Kindern notwendig, aber heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist.
Wie viele Kinder haben unter seiner Anleitung das Schwimmen gelernt? Loge kann bei der Beantwortung dieser Frage nur mit den Schultern zucken. „700 bis 800“, schätzt er. Seine letzte Trainingsstunde versüßten ihm die Kinder, indem sie viele selbst gemalte Bilder zu seinem Abschied mitbrachten. Ob ihm das Schwimmtraining mit den Kindern fehlen wird? „Vermutlich. Aber ich gehe im nächsten Jahr in Rente. Und dann möchte ich tatsächlich Zeit für mich haben.“
Für Nachwuchs ist gesorgt
Dass Loge gleichzeitig mit dem Lehrschwimmbecken in Rhynern in „sportliche Rente“ geht, ist dagegen eher Zufall. „Meine Entscheidung hat mit der Entscheidung der Stadt Hamm nichts zu tun. Aber so ist es vielleicht ein runder Abschluss“, meint er und ist froh, dass er als 1. Vorsitzender die Zukunft des Vereins sicher konnte, indem nun nach zähem Ringen Schwimmstunden in einem Westtünner Schwimmbad zugeteilt wurden (WA berichtete). Karsten Loge geht, aber er hat selbst für Nachwuchs gesorgt. Denn seine Tochter, die ihn einst zu diesem Posten „verhalf“, arbeitet längst auch am Beckenrand mit – und ihre Tochter, also Loges Enkeltochter nimmt an den Trainingsstunden teil. Nicht auszuschließen, dass sie irgendwann in die Fußstapfen des Opas tritt.