Personalmangel in Kliniken: Arbeiten trotz Corona-Kontakt
Bis zu 60 Krankenschwestern, -pfleger und Ärzte arbeiten in den vergangenen Tagen in einem der drei Hammer Akutkrankenhäuser, obwohl sie ungeschützt Kontakt zu Coronapatienten hatten. Das erklärte die Stadtverwaltung auf WA-Anfrage. Zuvor hatte sich Klinikpersonal in der Redaktion gemeldet und auf diesen Umstand hingewiesen.
Hamm –Während in anderen (systemrelevanten) Berufsfeldern sofort ein Abzug vom Arbeitsplatz die Folge wäre, geschieht dies ausgerechnet in den Kliniken nicht mehr. Die Frage nach richtig oder falsch, stellt sich erst gar nicht: Qualifiziertes Krankenhauspersonal ist rar gesät, und der Betrieb dort muss aufrecht erhalten bleiben.
Für die betroffenen Mitarbeiter ist die Situation alles andere als einfach. Vom Gesundheitsamt ist ihnen eine private Quarantäne auferlegt worden. Das bedeutet, dass sie ihr Haus oder ihre Wohnung nach dem Feierabend für 14 Tage nicht verlassen dürfen. „Ich darf nicht einkaufen gehen und noch nicht einmal am Abend einen Spaziergang machen“, klagt eine betroffene Krankenschwester.
Arbeiten zu gehen werde allerdings von ihr verlangt. „Auf Dauer ist das psychisch sehr belastend und nur schwer zu ertragen. Auf der Station muss ich eine Maske tragen, warum kann ich das nicht auch in der Freizeit tun und mich wenigstens ein bisschen im Freien erholen?“
Quarantäne-Vorgaben durch Personalmangel gelockert
Das Ganze ist derweil kein Alleingang der Hammer Häuser, sondern entspricht 1:1 den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI). Schon vor einigen Wochen waren die Auflagen für Kliniken gelockert worden. Wenn ein „relevanter Personalmangel“ gegeben sei, könnten die Quarantäne-Vorgaben beim Personal gelockert werden, heißt es auf der Homepage des RKI.
Alle drei Hammer Krankenhäuser hätten deshalb in der vergangenen Woche ihren „relevanten Personalmangel“ erklärt , bestätigte die Stadtverwaltung. Obwohl derzeit etwa 400 Betten in den Häusern freigehalten sind, gebe es in den Kliniken genug zu tun. Die Behandlung von Corona-Patienten sei besonders personalintensiv, ferner sei das Training des Personals auch im Umgang mit den betroffenen Kollegen nötig gewesen. Zudem soll der Klinikbetrieb nun wieder hochgefahren werden und sollen Operationen, die zuletzt aufgeschoben worden waren, nun wieder durchgeführt werden.
Mitarbeiter werden in Kategorien eingestuft
Die Mitarbeiter sind vom RKI je nach Intensität des Kontakts zu Coronapatienten in zwei Kategorien unterteilt. Für diejenigen mit engstem Kontakt gelte in Hamm zunächst weiter, dass sie nicht zur Arbeit kommen dürften. Die anderen trügen Mund-Nasenschutzmasken. Vor dem Einsatz werde bei ihnen Fieber gemessen. Sollten sie Symptome verspüren, würden sie die Arbeit sofort niederlegen, hieß es von der Stadtverwaltung.
Eine Person aus diesem Personenkreis sei positiv auf Corona getestet worden. „Bei ihr ist entsprechend verfahren worden“, teilt die Verwaltung weiter mit. Deren Kontaktpersonen im Krankenhaus würden jetzt wiederum informiert und kategorisiert. „Aufgrund der Vorgaben zum Infektionsschutz und zur privaten Quarantäne sind hier weitere Infektionen aber quasi ausgeschlossen."
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