Nach dem spektakulären Einsatz in der Hammer Innenstadt am Freitagabend erhält der Polizist, der auf den Messerstecher geschossen hat, Rückendeckung. Der 24-Jährige habe richtig gehandelt; die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht.
Hamm - Das Bild ist denkwürdig: Ein blauer Einmalhandschuh liegt noch vor dem Hauseingang im Beet, daneben ein Stück von einer Infusionsverpackung. Auf dem Pflaster in der Königstraße klebt noch das Blut des 16-Jährigen, der hier am Freitagabend niedergestochen wurde. Anders als im Fernsehen kommen die Tatortreiniger offenbar nicht zu dieser Stelle.
Mordkommission und Staatsanwaltschaft ermitteln derweil weiter. Experten von der KTU, der „Kriminaltechnischen Untersuchung“, am Montagmittag noch einmal vor Ort und versuchten, die ungeheuerliche Gewalteskalation von vor drei Tagen nachzustellen.
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"Erkennbar in Nothilfe gehandelt"
Dabei steht der Tatablauf im Wesentlichen fest. Wichtigste Erkenntnis: Der Polizeibeamte, der am Freitagabend den Schuss auf den 40-jährigen Angreifer abgegeben hat, muss sich keiner Schuld bewusst sein. Es handelt sich um einen 24-jährigen Kommissar der Hammer Polizei. „Es gibt keinen Anfangsverdacht für ein strafbares Vorgehen. Der Polizist hat erkennbar in Nothilfe gehandelt. Jeder weitere Stich hätte tödlich sein können“, sagt Oberstaatsanwalt Carsten Dombert auf WA-Anfrage.
Viermal, davon zweimal in den Brustbereich, hat der 40-jährige Beschuldigte mit einem Klappmesser mit knapp zehn Zentimeter langer Klinge zugestochen. Er hat türkische Wurzeln, das 16-jährige Opfer ist der Cousin seines syrischen Nachbarn. Zu dritt hatten die Syrer zuvor den 40-jährigen verprügelt, tags zuvor soll es umgekehrt gewesen sein und der 40-Jährige soll einen oder mehrere Syrer angegriffen haben.
Polizeieinsatz in der Königstraße
40-Jähriger hackt auf Opfer ein
Gegen 19 Uhr war die Schlägerei gewesen; als etwa eine halbe Stunde später der Messerangriff erfolgte, war die Polizei bereits mit einigen Streifenwagen vor Ort und hatte die Syrer mit Handfesseln, so genannten Schließachten, fixiert.
Wie ein Berserker muss der 40-Jährige auf das Opfer eingehackt haben. „Damit hat vor Ort niemand rechnen können“, sagt Dombert zu dem Gewaltausbruch. Der Polizist habe den Angreifer von hinten in der Schultergegend getroffen. Danach konnten ihn die Polizisten von dem Teenager wegzerren. Sowohl der 40-Jährige als auch der 16-jährige schwebten zunächst in Lebensgefahr und mussten notoperiert werden. Inzwischen ist ihr Zustand stabil.
Unklar ist weiterhin, warum sich die Nachbarn beharken.