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Königsblau in Raum 09: Schalke-Fan aus Hamm will BVB-Wimpel aufhängen

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Von: Stefan Gehre

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Gesunde Rivalität: Stefan Brüser (rechts) mit seinem Arbeitskollegen Ercan Akbaba.
Gesunde Rivalität: Stefan Brüser (rechts) mit seinem Arbeitskollegen Ercan Akbaba. Letzterer hat lange in Pelkum gelebt, wohnt mittlerweile aber in Dortmund. © Robert Szkudlarek

Der BVB kann Meister werden, und Schalke will nicht absteigen: Der letzte Bundesliga-Samstag hat es wirklich in sich. Für Stefan Brüser aus Hamm ist es eine ganz besondere Situation: Der Schalke-Fan arbeitet in Dortmund. Eine Zwickmühle? Wir haben ihn selbst gefragt.

Hamm/Dortmund – Stefan Brüser ist sich sicher: „Schalke packt dank der Relegation gegen den Hamburger SV den Klassenerhalt, und Dortmund wird Deutscher Meister.“ Das sagt der Mann aus Hamm-Pelkum kurz vor dem Bundesliga-Finale, bei dem für die beiden Traditionsmannschaften aus dem Revier so viel auf dem Spiel steht.

Sollte es dazu kommen, werde er in seinem Büro neben einem Schalke-Wimpel und einem Foto der Zeche Heinrich Robert auch einen Dortmund-Wimpel aufhängen, so der bekennende Schalke-Fan. Den Nagel habe er bereits in die Wand gekloppt.

Das besagte Büro, so würden die Hardliner unter den Schalke-Fans jetzt sagen, liegt im „Feindesland“ oder in „Lüdenscheid-Nord“: Brüser arbeitet in der Dortmunder Geschäftsstelle der Knappschaft und ist dort Einzelkämpfer. „Meine Kollegen sind alle Dortmund-Fans“, so der 51-Jährige. Dass er als Schalke-Anhänger auch noch ausgerechnet im Raum 0.09 – Borussia Dortmund wurde 1909 gegründet – arbeitet, hat eine ganz besondere Note. Aber: „Das macht mir nichts aus“, so der 51-Jährige.

Ausgerechnet: Schalke-Fan Stefan Brüser arbeitet in Dortmund im Büro 0.09.
Ausgerechnet: Schalke-Fan Stefan Brüser arbeitet in Dortmund im Büro 0.09. © Robert Szkudlarek

Hammer Schalke-Fan in Dortmund: „Hass hat im Sport nichts zu suchen“

Angesichts der großen Rivalität, die seit Jahrzehnten zwischen den beiden Vereinen herrscht, meint er das auch durchaus ernst: Gegen gesunde Rivalität im Revier sei nichts einzuwenden, sagt er. „Hass hat hingegen im Sport und auch sonst nirgendwo etwas zu suchen“, spielt er auf die schon traditionellen Feindseligkeiten zwischen den beiden Fan-Lagern an.

Hier gibt es nicht wenige, für die ein Derby-Sieg von „Herne-West“ (Schalke) gegen „Lüdenscheid-Nord“ (Dortmund) – und umgekehrt – so wichtig wie eine Meisterschaft ist. So weit will Brüser nicht gehen. Natürlich habe er auf seiner Fan-Kutte in jungen Jahren einen Anti-BVB-Sticker gehabt. Und er kenne Schalke-Fans, die kein Bier aus Dortmund trinken oder nicht vom Flughafen in Dortmund in den Urlaub fliegen. „Andererseits kommt es immer wieder vor, dass in Gelsenkirchen Autos zugeparkt werden, nur weil sie ein DO-Kennzeichen haben.“

Hammer Schalke-Fan in Dortmund: „Wir kommen beide aus dem Pott“

Das alles sind aber eher Scharmützel im Vergleich zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen von Dortmundern und Schalkern. Zwar sind diese aus seiner Sicht nicht mehr so schlimm wie noch vor einigen Jahren. „Aber der Hass ist weiter da.“ Und das kann der Pelkumer nicht nachvollziehen. Denn er sagt: „Wir kommen beide aus dem Pott. Und die Fans beider Vereine lieben es, wenn Malocher auf dem Platz stehen.“ Man habe also mehr Gemeinsamkeiten als so manch einem lieb ist. „Bitte denkt doch auch mal an die ganze Region!“, so sein Appell.

Brüser sagt das alles nicht so einfach daher: Er hat ein Foto gepostet, das einen Ball zeigt, auf dem zwei Fan-Schals – ein Dortmunder und ein Schalker – liegen. Und darunter steht: „Derbysieger: der Ruhrpott, BVB Meister, S04 bleibt drin!“ Der Pelkumer kann das nur unterstreichen. Seine Dortmunder Arbeitskollegen würden das ähnlich sehen, sagt er. „Und irgendwie gehört auch der VfL Bochum zu.“ Der sei zwar in diesem Jahr ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf. Er würde die Bochumer aber weiter gerne in der 1. Bundesliga sehen. „Sofern es nicht zu Lasten meiner Schalker geht.“

Ein Leben lang...: Stefan Brüser präsentiert stolz einige seiner Fan-Schals.
Ein Leben lang...: Stefan Brüser präsentiert stolz einige seiner Fan-Schals. © Robert Szkudlarek

Hammer Schalke-Fan in Dortmund: „Heute kämpft sie wenigstens“

Und sollten die am Ende doch in die 2. Liga absteigen? Dann werde er weiter hinter seiner Mannschaft stehen. Die sei übrigens nicht mit der von vor zwei Jahren zu vergleichen. „Heute kämpft sie wenigstens“, so der gebürtige Dorstener, der als Fan von Schalke 04 schon alle Höhen und Tiefen mitgemacht hat – angefangen von den Abstiegen über die Vier-Minuten-Meisterschaft bis hin zum Gewinn des Uefa-Cups 1997. „Ich war damals in Mailand live dabei“, so der Pelkumer. Ein Fan-Schal erinnere an diese magische Nacht. Wichtig seien ihm noch zwei weitere Schals: der Freundschafts-Schal mit dem 1. FC Nürnberg und der Schal „Auf Kohle geboren“. Die habe die Region groß gemacht.

Das Bundesliga-Finale am Samstag wird Brüser übrigens am Radio beziehungsweise am Handy verfolgen. Seine Tipps? „Dortmund gewinnt 3:0, Schalke gewinnt 2:1, und Leverkusen gewinnt in Bochum.“ Dann wäre den Schalkern zumindest die Relegation gegen den Dritten der 2. Liga sicher.

Während die meisten Fußballfans in Hamm mit dem BVB und Schalke fiebern, fährt die Kultband Kapelle Petra ihrerseits zum Musikmachen nach Berlin - bei der Saison-Abschlussparty des Kultklubs FC Union Berlin! Wer am Samstag das Bundesliga-Finale in Hamm in einer Fußball-Kneipe oder einem Vereinsheim live mit anderen vor dem Fernseher verfolgen will, sollte sich nicht erst kurz vorm Anpfiff auf den Weg machen.

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