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Hohe Nachfrage: Kleiderkammern im Westen fehlen Helfer

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Von: Annika Wilk

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Kleiderkammer „Familienklamotte“ in Herringen
Der Bedarf ist groß: Die Kleiderkammern in Pelkum und Herringen bitten weiterhin um Spenden und hoffen auf ehrenamtliches Engagement. Durch den hohen Bedarf fehlt es teilweise auch an Helfern. © Rober Szkudlarek

Günstige, gebrauchte, aber keines Falls minderwertige Ware. Das Prinzip von Kleiderkammern ist simpel - und in Krisenzeiten enorm gefragt. WA.de hat sich bei den Kleiderkammern in zwei Stadtbezirken umgehört.

Pelkum/Herringen – In Zeiten von Krieg, Energiekrise und Inflation müssen alle den Gürtel etwas enger schnallen. Macht sich das auch in den Kleiderkammern bemerkbar? Kaufen mehr Leute Secondhand-Ware, als es zuvor der Fall war? Wir haben uns bei vier Kleiderkammern in Pelkum und Herringen umgehört, wie groß der Ansturm in Krisenzeiten dort aktuell ist. Was sie eint: Fast überall wären weitere Helfer mehr als willkommen.

Kleiderkammer im Schulzenhof

Die Kleiderkammer der Evangelischen Kirchengemeinde St. Victor in Herringen ist immer mittwochs und an jedem ersten Samstag im Monat jeweils von 10 bis 13 Uhr geöffnet. „Der Zulauf ist mittwochs gewaltig“, sagt Leiterin Ruth Fickermann. Vor dem Krieg in der Ukraine hätten jedes Mal etwa 50 Kunden die 200 Quadratmeter große Kleiderkammer im Schulzenhof besucht. Aktuell seien es mehr. In der vergangenen Woche seien es mindestens 60 Kunden gewesen – darunter auch viele, die zuvor noch nie im Laden gewesen seien. „Es sind viele ukrainische Flüchtlinge, die sich hier mit Kleidung eindecken“, sagt Fickermann. Dabei ginge vor allem Damenbekleidung gut weg – Kinder- und Herrensachen hingegen eher weniger. „Besonders gerne werden Bettwäsche und Handtücher gekauft“, so Fickermann weiter.

Familienklamotte Herringen

Cornelia Schilp von der Kleiderkammer „Familienklamotte“ in Herringen
So viel los: Leiterin Cornelia Schilp musste neulich Kunden bitten, vor der Tür zu warten, weil der Andrang so groß war. © Robert Szkudlarek

„Kürzlich war eine Großfamilie aus der Ukraine da. Der Laden war so voll, dass ich einige Leute leider bitten musste, draußen zu warten“, erzählt Cornelia Schilp, Leiterin der „Familienklamotte“ in Herringen. Man hätte sich mit Händen und Füßen verständigt. „Das ist das vierte Mal gewesen, dass so eine große Familie hier war“, sagt Schilp. Die „Familienklamotte“ ist im Pfarrheim St. Bonifatius und hat mittwochs von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Generell sei es so, dass zum Monatsanfang mehr Leute kämen, doch der Zulauf sei grundsätzlich gewachsen. Schilp ist von Beginn an mit dabei. Viele Kunden kennt sie bereits seit Jahren. „Oft brauchen Mütter Kleidung für die Kinder, bringen sie aber nach ein paar Monaten wieder zurück, wenn das Kind wieder rausgewachsen ist“, sagt sie. Trotz der Rückgaben plagt Schilp ein Problem: „Wir können nie genug Schuhe in den Regalen haben.“ Sie hofft künftig, auch wegen des hohen Bedarfes, weiterhin auf viele Kleiderspenden. Die Kundschaft sei übrigens nicht auf ein bestimmtes Klientel begrenzt.

Kleiderkammer Marienheim

Nicht so häufig geöffnet hat die Kleiderkammer Marienheim in Wiescherhöfen. Hier können Kunden an jedem vierten Mittwoch im Monat von 15 bis 16.30 Uhr und an jedem ersten Samstag im Monat von 10 bis 13 Uhr nach gut erhaltener Kleidung stöbern. „Mittwochs ist parallel noch das Klön-Café, dann ist ein bisschen mehr los“, sagt Christine Krause, Vorsitzende der Caritaskonferenz St. Marien. Mehr los als vor ein paar Jahren sei nun nach Corona und Kriegsbeginn in der Ukraine nicht.

Kleiderkammer unter der Friedenskirche

Leiterin Helma Troppa von der Kleiderkammer unter der Friedenskirche in Wiescherhöfen
Einen Tag mehr: Leiterin Helma Troppa öffnet die Kleiderkammer unter der Friedenskirche in Wiescherhöfen nun auch mittwochs. © Andreas Rother

Im Keller der Friedenskirche befindet sich die Kleiderkammer der Evangelischen Kirchengemeinde Pelkum-Wiescherhöfen. „Wir haben, weil so viele Leute kommen, einen Öffnungstag mehr eingeführt“, sagt Leiterin Helma Troppa: Außer dienstags von 9 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr sowie freitags von 9 bis 13 Uhr ist nun auch mittwochs von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Bedarf sei spürbar gestiegen, gerade durch die Flüchtlinge aus der Ukraine. Die Kleiderkammer besuchen mittlerweile bis zu 40 Personen, vor den Krisenzeiten seien es vielleicht 20 pro Öffnungstag gewesen, erklärt Troppa.

Doch das Engagement der Menschen sei gut. Es gebe viel Kleidung, die auch anders verwendet werden könne. „Wir arbeiten eng mit Organisationen zusammen, die Kleidung auch direkt in die Ukraine bringen“, sagt Troppa. Die Kundschaft sei vielfältig. Es kämen nicht nur Bedürftige, sondern auch Menschen, die aus Überzeugung Secondhand-Artikel kaufen. Das sei gerade bei jungen Menschen sehr beliebt. Troppa freut sich darüber, dass das Team den Ansturm bewältigen kann.

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