1. wa.de
  2. Hamm

Anders als viele Anbieter: Warum die Hammer Stadtwerke die Energiepreise nicht senken

Erstellt:

Von: Cedric Sporkert

Kommentare

Die Hammer Stadtwerke senken aktuell anders als viele andere Anbieter ihre Energiepreise nicht. Das hat einen einfachen Grund.

Hamm – 91 Strom- und 80 Gasgrundversorger aus ganz Deutschland wollen in Kürze ihre Preise senken, weil Energie an den Märkten wieder billiger zu haben ist. Darüber berichtet das Vergleichsportal Verivox. Die Hammer Stadtwerke gehören nicht zu dieser großen Gruppe. Nicht aber, weil sie ihre zumeist heimischen Kunden nicht entlasten wollten, betont Sprecherin Cornelia Helm. Sondern weil die Preise in Hamm ohnehin und nach wie vor schon unschlagbar günstig seien.

Stadtwerke: „Gehören nach wie vor zu günstigsten Anbietern“

„Mit unseren aktuellen Angeboten gehören wir deutschlandweit nach wie vor zu den günstigsten Anbietern“, sagt Helm. „Unsere Preise liegen teilweise deutlich unterhalb der Preisbremsen, die bei Strom bei 40 Cent (Ct) pro Kilowattstunde (kWh) und bei Gas bei 12 Ct/kWh liegen.“

Die letzte Strom- und Gaspreiserhöhung hatten die Stadtwerke zum 1. Januar dieses Jahres vorgenommen. Seitdem zahlen Kunden ab einem Verbrauch von 2001 kWh – oberhalb dieser Grenze liegen üblicherweise vierköpfige Familien – im beliebten „Fashion“-Tarif 29,02 Ct/kWh Arbeitspreis. Hinzu kommt einmalig ein Jahresgrundpreis von 150,54 Euro.

Bei „Fashion“-Gas werden ab einem Verbrauch von 2 667 kWh 10,74 Ct/kWh als Arbeitspreis und 92,45 Euro Jahresgrundpreis fällig. Die Preise in der Grundversorgung sind jeweils etwas teurer, liegen aber jeweils auch noch unterhalb der Preisbremsen.

Günstiges Preisniveau trotz Senkung nicht erreicht

Dass jetzt viele Versorger ihre Preise senken, führt Helm auf die hohen Preissteigerungen im vergangenen Jahr zurück. „Die genannten Energieversorger, die jetzt Preissenkungen bekanntgeben, hatten im letzten Jahr ihre Preise teilweise exorbitant angehoben. Viele erreichen mit ihrer Senkung immer noch nicht unser günstiges Preisniveau“, erklärt die Stadtwerke-Sprecherin.

In Münster etwa sinkt der Strompreis von 47 Ct/kWh auf 37 Ct/kWh – was somit tatsächlich immer noch deutlich teurer ist als in Hamm. Bei den GSW im Kreis Unna hatte der Strompreis Anfang des Jahres sogar bei über 50 Ct/kWh gelegen.

Ein eingeleitetes Prüfverfahren des Bundeskartellamtes wegen möglicherweise zu hoher Preise – auch hier sind die Hammer Stadtwerke außen vor – könnte ebenfalls eine Rolle dabei spielen, dass viele Versorger gerade jetzt die Preisschraube ein wenig zurück drehen.

Winter mild, Deutschland unabhängiger bei Energie

Dass Energie wieder günstiger zu haben ist, habe vor allem am milden Winter gelegen, erklärt Helm. „Im Winter hat es die befürchteten Engpässe bei Strom und Gas nicht gegeben, die Gasspeicher sind gut gefüllt, es ist ausreichend Energie verfügbar“, sagt sie.

Dem Energiemonitor der Wochenzeitung „Die Zeit“ zufolge waren die Gasspeicher in Deutschland am Sonntag zu 72,2 Prozent gefüllt. Ein Jahr zuvor lag der Wert 20 Prozent darunter. 76 Prozent des Stroms wurden am Sonntag aus erneuerbaren Energien gewonnen – 15 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt 2022. Deutschland wird also tatsächlich unabhängiger bei der Energieversorgung. „Eine entspannte Angebotsseite wirkt sich auch auf die Preise aus, die dann sinken“, sagt Helm dazu.

Sie schränkt aber ein: „Dennoch sind die Großhandelspreise für Energie immer noch mindestens doppelt so hoch wie vor der Energiekrise. Trotz der leichten Entspannung am Gaspreismarkt liegen die derzeitigen Durchschnittspreise immer noch über der mit der Gaspreisbremse festgelegten Schwelle von 12 Cent.“

Stadtwerke planen keine Preiserhöhungen

Nach wie vor profitierten die Kunden in Hamm also vom „langfristigen umsichtigen Einkaufsverhalten der Stadtwerke“. 2022 hatte der Versorger alle Energiemengen für 2023 und fast alle Bedarfe für 2024 abgedeckt. Das führe zu einer entspannten Situation für die Kunden bis ins nächste Jahr hinein.

Aktuell planten die Stadtwerke deshalb auch keine Preiserhöhungen. Nur wenn sich das Marktgeschehen – etwa durch einen Rekord-Winter – gravierend ändere, müsse man die günstigen Preise möglicherweise „auf den Prüfstand stellen“.

Hammer sparen bis zu 20 Prozent Energie

Dazu, dass die Strom- und Gasrechnungen mitunter deutlich niedriger als erwartet ausgefallen waren, haben auch die Hammer selbst beigetragen. Helm: „Wir gehen davon aus, dass in Hamm durchschnittlich mindestens 15 Prozent Gas, mit Einberechnung von Gewerbe und Industrie sogar 20 Prozent Gas eingespart wurde.“

Auch interessant

Kommentare