Weg von Milchkühen
Das große Grunzen: Hammer Landwirt (21) geht mit Wollschweinen neue Wege
René Starkmann aus Hamm ist mutig. Nicht nur, weil er den landwirtschaftlichen Betrieb von seinem Vater Hubert übernommen hat. Der 21-Jährige geht auch sofort neue Wege: Weg von den Milchkühen und hin zum Halten ungarischer Wollschweine.
Hamm – Seit drei Jahren baut René Starkmann seine Zucht auf und will das Fleisch jetzt offensiver vermarkten. Wenn Vater Hubert Starkmann einmal ganz in den Ruhestand geht, möchte er die 20 Kühe abschaffen und ganz auf die bei Feinschmeckern geschätzte Rasse umsteigen.
Wie schon Vater Hubert führt René den Betrieb im Nebenerwerb. Er ist voll ausgebildeter Landwirt und arbeitet beim Maschinenring in Warendorf. Das Milchvieh sei zu arbeitsintensiv und binde ihn zum Beispiel durch das Melken zu stark an den Hof, begründet er den Abschied von den Kühen. Auf die ungarischen Wollschweine sei er gekommen, weil sie ein so fein marmoriertes und sehr schmackhaftes Fleisch hätten, sagt er. Er habe es durch Zufall im Handel entdeckt und dann den Entschluss gefasst, diese Rasse selbst zu züchten.
Das Geheimnis ist der sehr hohe Fettanteil. Allerdings sind Wollschweine etwas kleiner und haben damit weniger Fleisch. Um das auszugleichen, kreuzt René Starkmann sie mit der Rasse Pietrain. Die zeichnet sich durch starkes Fleischwachstum und einen geringeren Anteil an Fett aus. Das Beste aus beiden Rassen will er so in seine Zucht bringen.
Keine schnelle Mast, kein Powerfutter
Dabei ist vor allem hohe Qualität sein Ziel. Keine schnelle Mast, kein Powerfutter. Er lässt seinen Schweinen rund anderthalb Jahre Zeit zum Wachsen. „Dann hängen nach der Schlachtung 120 Kilogramm Fleisch am Haken“, berichtet er. In der konventionellen Mast dauere es gerade einmal ein halbes Jahr, bis die Tiere schlachtreif seien.
Starkmann hält die Schweine im Familienverband in einem offenen Stall, mit viel Frischluft und auf Stroh – das können sie durchwühlen und haben dadurch Beschäftigung. Sogar die Sonne scheint hinein. Gefüttert werden sie mit Getreide, sowie Obst, Gemüse und frischem Gras vom Hof.
Gerne würde René Starkmann seine Schweine auch aufs Feld lassen, doch dafür seien die Auflagen zu hoch, sagt er. Um sie vor der Ansteckung mit der Schweinepest durch Wildschweine zu schützen, müsste er einen doppelten Zaun mit großem Abstand ziehen.
Sie heißen Rudi, Kathi und Hannah
Für die ersten Tiere ist er bis Geseke gefahren. Aktuell züchtet er mit einem festen Eber und zwei Sauen. „Bei mir haben sie noch Namen. Sie heißen Rudi, Kathi und Hannah“, sagt er. 70 Schweine hat er derzeit im Stall. Wenn auf dem Hof einmal keine Milchkühe mehr stehen, sollen es bis zu 170 werden.
Die hohe Fleischqualität hängt auch davon ab, dass die Schweine keinen Stress vor der Schlachtung haben. Deshalb bringt er seine Tiere nicht in eine der großen Schlachtfabriken, sondern zu Richard Mecke, der im benachbarten Werne noch einen kleineren Schlachtbetrieb führt.
Unterstützung erhält René Starkmann bei seinem Zuchtprojekt auch von seiner Freundin Julia Schabram. „Ich stehe voll dahinter“, sagt sie. Sie findet es cool, dass ihr Freund einen Bauernhof hat, und sie packt auch schon voll mit an. Ihr Interesse an der Landwirtschaft hat sie bereits früh entdeckt. Beim Nachbarn habe sie schon mitgeholfen, und zu Hause gebe es Pferde, berichtet sie. Zurzeit macht sie eine Ausbildung als Sozialassistentin. Sie berichtet, dass ihre Mutter das Fleisch trotz ihrer Rheuma-Erkrankung sehr gut vertrage.
Kontakt
René Starkmann, Hölter 26 (bei der Suche mit Navi „Starkenberg“ eingeben), Telefon 0176/85639965, E-Mail renestarkmann99@gmail.com