Hamm - Überforderung der Eltern, Misshandlungen und Vernachlässigungen... Tag für Tag wird in Hamm statistisch ein Kind in die Obhut des Jugendamtes genommen. Das geht aus Zahlen für das Jahr 2017 hervor.
239 Inobhutnahmen wurden demnach in diesem Jahr bereits in die Wege geleitet. Hauptgrund für das behördliche Einschreiten ist in knapp der Hälfte aller Fälle (101) eine Überforderung oder der Ausfall eines Elternteils gewesen. Körperliche Misshandlungen (34), Vernachlässigungen und emotionale Misshandlungen (12) spielten ebenfalls eine nennenswerte Rolle. 48 Kinder und Jugendliche waren ohne Begleitung von Angehörigen nach Deutschland geflüchtet und in Hamm gelandet. Die durchschnittliche Dauer der Inobhutnahme liegt in 2017 bei 38 Tagen. 77 Kinder und Jugendliche kehrten danach bislang in ihre Familie zurück, 106 wurden dauerhaft in Pflegefamilien oder Heimen untergebracht. Das geht aus den Zahlen der Stadtverwaltung hervor, die auf eine Anfrage der Wählergruppe Pro Hamm zusammengestellt worden sind.
Mehrere Dutzende auswärtige Jugendliche, die beispielsweise nachts von der Bundespolizei am Bahnhof aufgegriffen worden waren, wurden nach kurzer Verweildauer in Hamm an die zuständigen Jugendämter in ihrem Herkunftsort überstellt.
Die monatlichen Kosten für die Unterbringung eines Kindes oder Jugendlichen liegen je nach Art (Bereitschaftspflegefamilie, Schutzstelle) zwischen 1.800 und 6.000 Euro. In den vergangenen fünf Jahren wurden im Jugendamt rund 30 neue pädagogische Fachkräfte eingestellt, die Kinder und Jugendliche in Obhut nehmen können. Das Verhältnis von pädagogischem Personal zur Anzahl der laufenden Hilfen der Erziehung und Eingliederungshilfe liegt in Hamm bei 1:37,2 Fällen. Landesweit schwankt das Verhältnis nach Mitteilung der Verwaltung zwischen 28 und 55 Fällen. Zielwert für die Personalzumessung seien in Hamm 35 Fälle pro Fachkraft.