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Illegales Glücksspiel in Hamm: Manipulierte Spielautomaten aus Shisha-Bars und Kneipen zertrümmert

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Von: Cedric Sporkert

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Game over für den „Gaminator“: Die Stadt Hamm hat am Mittwoch 38 illegale und manipulierte Spielautomaten zerstört. Mit den Geräten sind mutmaßlich mehrere Hunderttausend Euro verdient worden.

Hamm - Die Geräte seien im vergangenen Jahr an bloß drei Kontrolltagen in neun Betrieben entdeckt worden. Am Recyclinghof landeten die Automaten am Mittwoch im Container – nachdem der Bagger zuvor alle Geräte komplett zerstört hatte. Die rabiate Behandlung sei nötig, weil die Stadt sichergehen wolle, dass die beschlagnahmten Geräte nicht aus der Asservatenkammer verschwinden.

Illegale Automaten: Verschrottung bester Schutz vor Diebstahl

„Illegales Glückspiel ist so einträglich, dass wir die Sorge haben, dass sie dort nicht verbleiben. Die wirksamste Maßnahme, durch die sichergestellt ist, dass die Geräte nie wieder in Umlauf kommen, ist die abschließende Verschrottung“, erklärte Oberbürgermeister Marc Herter. Die Automaten seien hochgradig illegal und auch für die Spieler gefährlich – etwa durch mögliche Stromstöße nach der Manipulation, ergänzte Arndt Borgmann vom Ordnungsamt. „Die kriminelle Energie, die dahinter steckt, ist immens.“

Ab in den Container: Von den Automaten bleibt nur noch Schrott.
Ab in den Container: Von den Automaten bleibt nur noch Schrott. © © Andreas Rother

Bei den Automaten handelt es sich in der Regel um Altgeräte, die über Slowenien, Malta oder etwa Österreich wieder nach Deutschland eingeführt werden. Manipuliert worden seien die Automaten durch sogenannte „Russen-Chips“ auf der Platine. Durch diese Technik werde ermöglicht, dass die vorgeschriebenen Gewinn- und Verlustgrenzen ausgehebelt werden. „Auf diese Weise können Spieler bis zu 20.000 Euro pro Stunde verlieren – was nicht selten ist“, so Borgmann. Außerdem würden mitunter mögliche Gewinne suggeriert, die dann so aber nie einträten.

Betreiber verdienen mehrere Tausend Euro im Monat

Die Manipulation sei für die Betreiber so attraktiv, weil der legale Glückspielmarkt intensiv reglementiert sei. Und sich abseits davon fette Gewinne machen ließen. Der Schwarzmarkt für solche Geräte brumme dementsprechend. „Auf Ebay ist so ein Automat schon für 1 800 Euro zu bekommen, richtig gute Geräte kosten 3.600 Euro. In einem Monat kann man demgegenüber zwischen 10.000 und 15.000 Euro mit einem solchen Automaten verdienen“, erklärte Borgmann. Pro Gerät seien rund 100.000 Euro Umsatz verschrottet worden, so Herter.

Der Einsatz von manipulierten Automaten werde deshalb auch trotz der Kontrollen „nicht aussterben“. Borgmann: „In dem einen oder anderen Objekt, das wir kontrolliert haben, wird sicher auch schon wieder ein solches Gerät stehen. Wer die nötige kriminelle Energie hat, wird sich so ein Gerät wieder besorgen.“ Gegen die Betreiber werde in der Regel Strafanzeige gestellt. „Das Ordnungsamt versucht das soweit zu treiben, dass es eine Gewerbeuntersagung gibt und so den Beschuldigten das Handwerk gelegt wird.“

Ordnungsamt kündigt weitere Kontrollen an

Oftmals fänden sich dann aber Strohmänner, die ihren Namen für die Wiederöffnung oder neue Betriebe hergäben, in denen die gleiche Masche dann von vorne beginne. „Deshalb ist es so entscheidend, am Ball zu bleiben“, so Borgmann. Durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag seien nun mehr Wege geöffnet worden für die Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt, Polizei, Zoll und Finanzamt. „Das werden wir jetzt richtig hochfahren, um gezielt vorgehen zu können.“

Bislang seien die illegalen Automaten zumeist Beifang bei anderen Kontrollen gewesen. „Es ist erschreckend, dass wir trotzdem so viele Geräte in kurzer Zeit gefunden haben.“

In klassischen Spielhallen würden solchen Geräte übrigens nicht aufgestellt, erklärte Borgmann. „Die sind zu stark reglementiert.“ Die nun zerstörten Automaten seien in kleineren Gastro-Betrieben wie Shisha-Bars oder Kneipen gefunden worden.

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