Dass „3 R Solutions“ nach 33 Jahren am Markt über die entsprechende Erfahrung verfügt, hat sich auch zur Freude von Gerhard Draband, Leiter der Wirtschaftsregion Ruhrgebiet des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW), international herumgesprochen. „Es ist einfach toll, eine derart wertschöpfende Firma in der Region zu haben, die auch noch Gewerbesteuern zahlt“, sagt er. Für Drabands Unterstützung in vielen Bereichen ist wiederum Schulze-Dürr dankbar. Ein Beispiel: „Finden Sie mal einen Anwalt für saudisches Recht...“
1991 folgte das Abitur am Märkischen Gymnasium, im selben Jahr begann Schulze-Dürr ein Informatik-Studium an der Universität Dortmund, das er 2014 an der Fernuni Hagen mit dem Diplom beendete. Gleichzeitig entwickelte sich die Computertechnik rasant: Als Microsoft Anfang der 1990er Jahre Windows auf den Markt brachte, stieg die Firma auf Schulze-Dürrs Empfehlung sofort auf das damals revolutionäre grafische Betriebssystem um. Alles, was er seitdem für „Rund um Rohr und Rechner“ entwickelte, wurde zu seinem geistigen Eigentum. Der logische Schritt war die Übernahme der Firma Mitte der 1990er Jahren und letztlich die Umbenennung in „3 R Solutions“.
Schon sein alter Chef war weltweit tätig, Schulze-Dürr hat die Aktivitäten deutlich ausgeweitet. Eine Weltkarte in seinem Büro zeugt davon: Rote Nadelköpfe zeigen die Orte, an denen seine Firma Aufträge erledigt hat, die blauen Nadelköpfe in nicht geringerer Zahl stehen für private Urlaubsreisen. Und gelb sind künftige Ziele gekennzeichnet. Lust am Reisen muss man in dem Metier schon haben – und sie ist Schulze-Dürr nie vergangen: Rund ein Drittel des Jahres sind er und seine Mitarbeiter unterwegs – wenn die Corona-Pandemie da keinen Riegel vorschiebt.
Online sei zwar viel möglich, aber eben nicht alles: „Der persönliche Kontakt vor Ort ist unerlässlich, um Vertrauen aufzubauen. Das geht einfach nicht in einem halbstündigen Online-Meeting“, sagt Georg Schulze-Dürr. Vor Ort wird auch erkundet, was der Kunde wirklich wünscht: In Russland habe er mit einer Firma gearbeitet, die stolz darauf war, eine funktionierende Produktionsmaschine aus den 1930er Jahren zu besitzen, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs „mitgenommen“ worden war. Effiziente Arbeit nach heutigen Erfordernissen sei damit aber kaum mehr möglich. Auch darum seien die persönlichen Gespräche vor Ort so wichtig: „Ziel ist es, den Kunden dazu zu bringen, sich selbst von Erfordernissen zu überzeugen. Denn was er haben möchte, ist nicht unbedingt das, was er wirklich braucht.“
Sich 33 Jahre auf dem internationalen Markt nicht nur zu behaupten, sondern einen guten Namen erarbeitet zu haben, ist laut Schulze-Dürr auch ein Verdienst seiner Mitarbeiter, von denen viele schon lange Jahre für „3 R Solutions“ arbeiten: „Die meisten 3Rler haben schon als Schüler und während ihres Studiums bei uns programmiert, viele haben ihre Ausbildung hier absolviert und sind bei uns geblieben. Und ich bin immer auf der Suche nach motiviertem, programmierbegeistertem Nachwuchs – jungen Menschen, die gerne die Welt bereisen.“
Der persönliche Kontakt vor Ort ist unerlässlich, um Vertrauen aufzubauen. Das geht einfach nicht in einem halbstündigen Online-Meeting.
Und warum Rohrfertigung speziell im Schiffsbau? Rohre gibt es überall in der Wirtschaft, ganz besonders in Schiffen. Je nach Größe seien in Containerschiffen 100 bis 150 Kilometer Rohre verbaut: Für Treibstoff, Hydrauliköl, Wasser, Abwasser – mit unendlich vielen Schweißpunkten. Kein Kreuzfahrtschiff kommt ohne Rohre aus: „Jeder will frisches Wasser in seiner Kabine haben, dazu gehören auch Leitungen fürs Abwasser.“
Schulze-Dürr vergleicht das mit einem menschlichen Körper: Jeder sieht die Hülle, aber darunter stecken unvorstellbar viele Meter Adern und Venen. Rund ein Viertel der Kosten für ein Schiff fließt in Rohre.
Aktuell ist „3 R Solutions“ in ein Mega-Projekt in Saudi-Arabien eingebunden. Das Königreich sei im Umbruch, was seine Einnahmequellen betrifft: weg vom Öl, hin zur Großindustrie. In einen vergleichsweise kleinen Teil der „Ras al Khair Industrial City“ ist die Heessener Firma eingebunden. „Mitten in der Wüste“, so Schulze-Dürr, wird eine Industrie- und Hafenstadt am Persischen Golf aus dem Boden gestampft – mit weltgrößter Aluminiumschmelze, Walzwerk, Großkraftwerk und eben Werft, an deren Entwicklung die Heessener beteiligt sind. Die Gesamtinvestitionen sollen sich laut Wikipedia auf über 33 Milliarden Euro belaufen.
2017 habe es die ersten Gespräche gegeben, aktuell erfolgt die Umsetzung des Teilprojekts mit „3 R Solutions“. Dass die Heessener jetzt dorthin reisen müssen, ist laut Schulze-Dürr Politik: „Es geht ums Händeschütteln und Fotos machen.“ Zwischen 8 und 15 Monaten – je nach Größe – dauere es von der Vertrags-Unterschrift bis zur Fertigstellung eines Projekts.
Wer es nicht schon geahnt hat: Langeweile kommt bei Georg Schulze-Dürr nicht auf. Die Reise-Flaute während des Corona-Lockdowns hat er genutzt, um mit seiner Lebensgefährtin ein Psychologie-Studium zu beginnen. Denn Menschenkenntnis gehört mit zu seinem Beruf, und Menschen hat er viele kennengelernt. Entsprechend viele Anekdoten aus den verschiedensten Kulturkreisen kann er berichten, und darin werden nicht immer die üblichen Klischees erfüllt.