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Missbrauch: „Booms-Weg“ soll weg -  Weitere Opfer melden sich

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Von: Frank Lahme

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So bleibt es nicht mehr lange: Der „Dechant-Heinz-Booms-Weg“ soll umbenannt und das Schild umgehend entfernt werden.
So bleibt es nicht mehr lange: Der „Dechant-Heinz-Booms-Weg“ soll umbenannt und das Schild entfernt werden. © Robert Szkudlarek

Die Missbrauchstaten des Dechanten Heinz Booms in Hamm werden Konsequenzen haben. Sie betreffen zunächst den nach ihm benannten Weg in Heessen. Zugleich meldeten sich weitere mutmaßliche Opfer.

Hamm – Die Missbrauchstaten des langjährigen Dechanten Heinz Booms werden Konsequenzen nach sich ziehen. Die Bezirksvertretung Heessen will in ihrer nächsten Sitzung am 22. November eine Umbenennung des 2007 zu Ehren des Geistlichen eingeweihten „Dechant-Heinz-Booms-Weg“ beschließen. Ein entsprechender Antrag wurde am Dienstag von allen dort vertretenen Fraktionen/Parteien gemeinsam gestellt.

„Wir verurteilen die Taten aufs Schärfste und sprechen den Opfern unser tiefstes Mitgefühl aus“, heißt es in dem von je einem Vertreter von SPD, CDU, Grünen, FDP und Die Linke unterzeichneten Antrag. Umgesetzt werden soll eine „sofortige Umbenennung“ des etwa 300 Meter langen Fuß- und Radweges, der die Sandstraße und den Afyonring miteinander verbindet. „Die Schilder werden umgehend entfernt“, formulieren die Bezirksvertreter am Dienstag. Ein Vorschlag zur alternativen Benennung des Weges werde in die BV Heessen eingebracht.

Die „Nachbeichte“

Ferner verdichten sich die Hinweise, dass sich der 2004 gestorbene Geistliche in den 1960er-Jahren mindestens mehrfach an jungen Mädchen verging. Ein weiteres mutmaßliches Booms-Opfer wandte sich – anonym – in einem Brief an den Kirchenvorstand der Papst-Johannes-Gemeinde und an den WA. „Viele Jahrzehnte habe ich die Ereignisse aus dem Jahr 1962 verdrängt“, lauten die Worte, mit denen das Schreiben beginnt. Wie auch in dem auf wa.de geschilderten Fall musste diese Schreiberin zur „Nachbeichte“ zu Heinz Booms.

13 Jahre alt sei sie damals gewesen und habe dem Kaplan Booms während der normalen Beichte von ihrem ersten Kuss mit einem Nachbarsjungen erzählt. Sie habe wahnsinnige Angst gehabt, nun ein Kind zu erwarten – man sei damals so naiv und unaufgeklärt gewesen, dass solche Ängste und Sorgen für sie Realität gewesen seien. In ihrer Not habe sie sich an den „unter uns Jugendlichen“ sehr angesehenen Kaplan Booms gewandt. „Er verordnete mir die Nachbeichte, da er einige Dinge untersuchen musste ...“, heißt es weiter in dem Brief. Und: „Weitere Details erspare ich Ihnen.“

Anders als in dem zunächst geschilderten Fall hätten die Eltern aber auf der Seite ihres Kindes gestanden. Der Vater sei zu Booms gegangen und habe diesen zur Rede gestellt. „Danach musste ich nie wieder zur Beichte, und Kaplan Booms hat mich nie wieder belästigt“, so die Schilderungen. Ihr Leben sei normal verlaufen, dennoch habe sie die Nachbeichte nie vergessen können. Oft habe sie gedacht: „Wir hätten zur Polizei gehen müssen, Anzeige erstatten etc.. Wie vielen anderen Mädchen (und Jungen?) hat er so etwas und noch Schlimmeres angetan? Wie haben die Wissenden sich mit ihrem Schweigen schuldig gemacht und sich gegen die, die keine Stimme besaßen, versündigt?“

„Absolut glaubwürdig“

Auch die Schreiberin fordert nun Konsequenzen ein. „Ich fordere Sie auf, wenigstens den Grabstein dieses Kinderschänders und Missbrauchstäters vom Sundern-Friedhof zu entfernen.“ An so eine Person könne nicht an prominenter Stelle – unter dem Hochkreuz des Friedhofs – erinnert werden. Das sei ein Hohn. „Am besten entfernen Sie nicht nur den Grabstein, sondern gleich das ganze Grab.“

Mit den Worten, dass sie (noch) nicht den Mut habe aufbringen können, sich namentlich zu melden, endet der Brief. Auch Christoph Gerdemann, der aktuelle Pfarrer der Papst-Johannes-Gemeinde, hält das Schreiben „für absolut glaubwürdig und authentisch“, wie er dem WA sagte. Zwischenzeitlich habe sich bei ihm eine weitere Person gemeldet, die unangenehme Erfahrungen – aber nicht so drastisch wie die im WA geschilderten – mit Booms gemacht habe. Potenzielle Opfer könnten sich auch per E-Mail (Gerdemann@bistum-muenster.de) an ihn wenden und einen Gesprächstermin vereinbaren.

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