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20 Mal zu Fuß: Grundschule möchte mehr Ordnung ins Elterntaxi-Chaos bringen

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Von: Boris Baur

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Motivierte Schüler: Die Klasse 3c der Kappenbuschschule „Wir gehen zu Fuß!“ mit und hat in der ersten Woche schon 70 Stempel gesammelt.
Motivierte Schüler: Die Klasse 3c der Kappenbuschschule „Wir gehen zu Fuß!“ mit und hat in der ersten Woche schon 70 Stempel gesammelt. © Baur

Mehr Bewegung für die Kinder und weniger Chaos durch Elterntaxis: Aktion an Heessener Grundschule zeigt schon erste Erfolge.

Heessen – Einige Unverbesserliche gibt es immer noch, aber schon nach wenigen Tagen ist die Aktion „Wir gehen zu Fuß“ ein echter Erfolg. Das Verkehrschaos durch die Elterntaxis vor den Eingängen an der Sulkshege und an der Marienkirche soll damit verringert werden. „Wie gut das läuft. Ich bin begeistert“, sagt Sabine Spann, die Konrektorin, als sie die haltenden Autos auf dem Parkplatz an der Familien-Oase beobachtet. Die dortige Hol- und Bringzone ist ein Teil des Konzepts, das nun wieder Fahrt aufnimmt.

An der Kappenbuschschule bringen Eltern – wie anderswo auch – ihre Kinder bis direkt vor die Eingangstore. Zwei davon gibt es, eines an der Sulkshege, die mit einem Halteverbot ausgeschildert ist, das andere gegenüber vom Sportplatz mit einer kurzen, meist besetzten Parkbucht, weswegen dort auch auf dem Bürgersteig gehalten wird. Die Folge: Stress für die Eltern, Gefahr für die Kinder wegen der unübersichtlichen Situation sowie Chaos für alle Verkehrsteilnehmer.

Halte- und Bringzonen schon eingeweiht - dann kam Corona

Um dem entgegenzuwirken, hatte die Schule in Zusammenarbeit mit der Stadt Hamm eigentlich schon vor drei Jahren zwei Zonen am Schwimmbad und auf Höhe des Kappenbuschs an der Sulkshege eingerichtet. Dort können die Eltern bequem anhalten und ihr Kind aussteigen lassen. An der Familien-Oase ist das durch die Einbahnstraßenregelung noch einfacher. Für die Grundschüler sind es von beiden Seiten nur ein paar Meter bis zum Eingang. Das Schild wurde im März 2020 aufgestellt, wenige Tage später kam der Corona-Lockdown – und keiner mehr zur Schule.

„Wir haben danach kleinere Aktionen gehabt“, erzählt Spann. Flyer wurden verteilt, mit Kindern geübt und die Eltern der Erstklässler auf die Hol- und Bringzone hingewiesen. Jetzt erfolgt ein neuer Aufschlag. Dazu kam dem Kollegium die Aktion „SpoSpiTo – Bewegungs-Pass“ genau richtig. Diese wurde vom gleichnamigen Unternehmen unter dem Motto „Sporteln Spielen Toben“ gestartet. Deutschlandweit machen nach dessen Angaben über 100 000 Kinder mit. Man hat die Chance auf einen Preis, wenn man in sechs Wochen 20 Mal den Weg zur Schule aus eigener Kraft zurückgelegt hat. Das wird in den Pass, den der Förderverein angeschafft hat, eingetragen.

Eine Belohnung für 300 Stempel

Die Kappenbuschschule kombiniert das nun mit der Hol- und Bringzone. Um den Anreiz zu erhöhen, hat jede Klasse ein Plakat mit 300 Sternen erhalten. Zum Schulstart fragen die Lehrer, wer dort ausgestiegen ist, dann gibt es einen Stempel. Und wenn das Plakat voll ist, eine zuvor abgesprochene Belohnung (und dann noch einen zweiten Zettel zum Weitermachen). Die 3c hat sich eine Spielpause ausgesucht. „Die Kinder hat das sofort motiviert und sie sind zu 100 Prozent dabei“, sagt Klassenlehrerin Klaudia Syska. „Und sie sind auch ehrlich und sagen, wenn sie nicht zu Fuß gekommen sind.“

Die Kappenbuschschule erhofft sich natürlich einen dauerhaften Effekt, und das die Größeren dann bald auch den ganzen Schulweg zu Fuß gehen. Sie sollen Vorbild sein. „Eigentlich erreichen wir die Eltern über die Kinder“, sagt Spann. Viele machen es sowieso schon gut, so wie Edina Huck. „An der Straße zu halten, finde ich unmöglich, und das ist ja auch gefährlich“, begrüßt die Mutter die Aktion der Schule.

„Es ist deutlich entspannter und es gibt weniger Verkehrschaos“, sieht Spann schon einen Effekt. Davon profitiert sogar die Mutter, die ihr Kind vorschriftswidrig im Halteverbot an der Sulkshege aussteigen lässt. Spann spricht sie an und verweist auf die Bringzone. Vielleicht lernt es auch diese Frau noch in den nächsten Wochen...

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