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Harald Sumik bringt einen Kurzgeschichtenband voller spannender Figuren heraus

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Von: Frank Osiewacz

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© © Andreas Rother

Hamm - Es ist ihm anzusehen, dass es lange intensiv gelebt hat: das elfenbeinfarbene Akkordeon der Marke Hohner. Gehört hat das Instrument, das den Namen „Lieschen“ trägt, dem Großvater des Hammer Pianisten, Organisten und Musiktherapeuten Harald Sumik. In seinem neuen Kurzgeschichtenband „Bockum-Hövel-Blues“ widmet Sumik seinem Großvater eine Geschichte

 „Von meinem Opa habe ich eine ganze Menge gelernt“, sagt Sumik. Wie in den zwölf weiteren Geschichten auch spielt Sumik mit Fakten und Fiktion, wobei in „Jupp der Alleinunterhalter“ die Fakten – bis auf das Ende – überwiegen. In Berlin nach dem ersten Weltkrieg gestrandet, ausgerüstet mit einem aus Trümmern geborgenen Akkordeon, kehrt Jupp in den 1920er Jahren in seine Heimatstadt Hamm zurück. 

Neben seiner Arbeit auf dem Schlachthof ist Jupp als Alleinunterhalter unterwegs – und bald bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“. „Mein Opa war Alleinunterhalter erster Güte. Er hat Tanzmusik gemacht, war mit Fahrrad, Pauke und seinem Lieschen unterwegs“, sagt Sumik. „Er war jemand, der den Menschen Freude durch Musik gebracht hat. Seine Fröhlichkeit hat er nie verloren.“ 

Die Geschichte über den Großvater war die erste, die Sumik für seinen neuen Band geschrieben hat. Wie in dieser spielt auch in den anderen Musik stets eine Schlüsselrolle. Heiter, ironisch und stets unterfüttert von Sumiks tief gehendem Fachwissen entstehen skurrile kleine Episoden um Protagonisten, mit denen es das Leben und ihre Zeitgenossen nicht immer gut meinen. „Musiker sind per se skurrile Figuren“, sagt Sumik.

Dass der Fundus riesig ist, zeigen die Charaktere, die der Autor in seinen 13 Geschichten vor das geistige Auge ruft: Da ist der verlassene Lehrer, dessen Leben durch Musik eine neue Wendung nimmt, da ist die Ausnahmepianistin, deren Karriere unerwartet in anderen Bahnen verläuft und da ist der Mönch, für den Bob Marley eine entscheidende Rolle spielt. Die musikalischen Genres, in denen sich Sumiks Exoten tummeln, reichen von Klassik über Jazz bis hin zum Pop. „Die Ideen kommen beim Schreiben“, sagt Sumik. Ein Konzept, an dem er sich entlang hangele, liege dem Band nicht zugrunde. 

„Er ist entstanden aus dem Spaß, Texte zu schreiben.“ Die Freude ist den kurzweiligen, mit viel Lokalkolorit ausgestatteten Episoden anzumerken. Sumiks Erzählweise ist einfach und detailreich zugleich, die Pointen sind fein gesetzt. „Bockum-Hövel-Blues“ ist nach der Erzählung „Alles geht den Johann Sebastian Bach runter“ Sumiks zweite Veröffentlichung im Ventura Verlag aus Werne. 

Ein drittes Buch hat der Pianist bereits in Arbeit: „Es wird ein Krimi mit Opernfans als Hauptfiguren“, kündigt Sumik an. Unlängst führte ihn seine Recherche an einen der Schauplätze: ins italienische Bologna. Wie in den Vorgänger-Bänden wird sich auch im neuen Buch vieles um Musik drehen. Wer Harald Sumik kennt, den wird das nicht verwundern.

Harald Sumik: Bockum-Hövel-Blues, Ventura Verlag, 196 Seiten, ISBN 978-3-940853-54-7.

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