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Weniger „für die Tonne“: Hammer Caritas geht weltweites Problem an

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Peter Wördemann und Küchenleitung Sarah Bressin zeigen die neuen Behälter.
Hier wird gespart: Peter Wördemann und Küchenleitung Sarah Bressin mit den neuen Behältern für Lebensmittelabfälle. © Barta

Lebensmittelverschwendung ist ein weltweites Problem. In Hamm gibt es nun ein Projekt, das diesem entgegensteuern soll.

Hamm – Rund ein Drittel aller Lebensmittel werden nach Schätzungen pro Jahr vernichtet. Die Caritas in Hamm will das zumindest in ihren drei Altenheimen ändern und damit auch gleichzeitig Vorbild und Multiplikator für andere sein.

„United Against Waste“ und Caritas gegen Lebensmittelverschwendung

„Allein in Deutschland werden jährlich zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet, was einer Schlange von Müllfahrzeugen entspricht, die von Hamm bis nach Peking reicht“, erklärt Torsten von Borstel, Geschäftsführer von United Against Waste, die seit einem Jahr ein entsprechendes bei der Projekt Caritas Hamm begleiten. „United Against Waste e.V.“ wurde eigens gegründet, um dieser Verschwendung entgegenzuwirken.

Lebensmittelverschwendung auch in Hammer Einrichtungen

„Diese enorme Verschwendung scheint in einer Welt mit rund 925 Millionen Menschen, die an Hunger leiden, paradox und ist weder ethisch noch sozial vertretbar,“ sind sich Caritas-Vorstand Elmar Marx und Hauswirtschaftsleiter des Hammer Caritas Altenwohn- und Pflegeheims St. Vinzenz-Vorsterhausen, Peter Wördemann, einig. Eine erste Analyse zeigt, dass auch in den eigenen drei Einrichtungen – St. Vinzenz, St. Bonifatius und St. Josef – zu viele Lebensmittel verschwendet werden.

Um dem Problem entgegenzuwirken, gibt es laut United Waste mehrere grundsätzliche Stellschrauben. Im Falle der Caritas-Einrichtungen waren das:

1. die mengengenaue Ausgabe in der Einrichtung

2. Schnittstellenkommunikation zwischen Küche und Ausgabe

3. die genaue Bedarfsermittlung

4. die Anpassung der Portionsgrößen an den tatsächlichen Bedarf.

„Das klang zunächst einmal trivial und für alle Mitarbeiter vor allem nach viel Verwaltungsarbeit. Ein wichtiger Aspekt war daher, alle mit ins Boot zu holen und die Problematik offen anzusprechen,“ erläutert Wördemann.

Bei den Mitarbeitern kam die Idee aber gut an. Schnell wurde während des Prozesses allen Mitarbeitern klar, wo die Probleme auch im eigenen Haus liegen. So war es beispielsweise den Küchenteams nicht bewusst, wie viele Lebensmittel eigentlich weggeworfen werden. Nachdem die Speisen die Küche verlassen hatten, gab es früher nur wenige Rückmeldungen über zu große oder zu kleine Mengen. Die verbesserte Kommunikation zwischen den Küchenteams und den Mitarbeitern auf den Wohnbereichen machte sich schnell bemerkbar. Einheitliche Kellengrößen für die verschiedenen Gerichte wurden eingeführt, die auch auf den Wohnbereichen verwendet werden. Außerdem wurden tagesgenaue Bedarfsmeldungen eingeführt.

Die passgenauere Portionierung führte nicht nur zu weniger Lebensmittelabfall, sondern wurde auch von den Bewohnern positiv aufgenommen. Vielen waren früher die oft gut gemeinten, aber manchmal auch zu großen Portionen, viel zu viel.
„Heute kann bei Bedarf gerne etwas nachbestellt werden, auch wenn es im Einzelfall Mehrarbeit bedeutet“, so Wördemann.

Einheitliche Kellengrößen sollen helfen.
Ein Erfolgsrezept: Das Kellengrößen-Konzept. © Barta

Durch die Optimierung der kleinen Stellschrauben liegen die Ersparnisse inzwischen bei rund 30 Prozent. Der positive Effekt hat alle überzeugt. Deshalb wird das Projekt auch weitergeführt. Nicht um noch mehr einzusparen, sondern um die Prozesse zu schärfen, nicht wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen und die Erkenntnisse sogar auf weitere Caritas-Einrichtungen auszuweiten. Die Ersparnisse können zudem die gestiegenen Lebensmittelpreise auffangen und es kann weiter in Qualität investiert werden. Und damit das Bewusstsein für Lebensmittelverschwendungen bei allen Beteiligten bleibt, werden inzwischen durchsichtige Behälter für die Lebensmittelabfälle benutzt.

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