Generell zeigt die UdV-Studie mit Statistiken aus den Jahren 2004 bis 2009, dass der Anteil der Unfälle mit Personenschaden an Kreisverkehren im Vergleich zu Kreuzungen mit Ampeln oder Vorfahrtsregelungen sehr gering ist, auch darauf übertragen, dass es viel weniger Kreisel gibt. Nur zeigt sich dieses Verhältnis nicht bei Radfahrern.
Aus Hupfelds Sicht sind verschiedene Gründe dafür ausschlagend. Allen voran eine Unsicherheit der Verkehrsteilnehmer bezüglich der Vorfahrtsregeln in einem Kreisverkehr. Das habe ihm auch eine kleine Umfrage nach dem Unfall im August gezeigt, die er auf Facebook und im Bekanntenkreis gemacht hat. Außerdem unterscheiden sich schon die Kreisverkehre in Heessen hinsichtlich ihrer Verkehrsführung (siehe Kasten). Wobei Hupfeld auch nicht dafür ist, dass alle Kreisel gleich aussehen sollten. Das sei schon aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten vor Ort nicht sinnvoll. „Ich habe keine einfache Lösung, und wir haben keine Forderung“, ist es für den Hammer ADFC ein schwieriges Thema.
Verbesserungsmöglichkeiten für die Sicherheit der Radfahrer hat Hupfeld allerdings schon. „Sicherheit geht vor Verkehrsfluss“, betont er. So werde der Innenring zum Beispiel nicht überall konsequent genutzt, um die damit mögliche Geschwindigkeitsreduzierung zu erreichen. Deutlich wird das am Kreisverkehr an der Heessener Straße: Die Fahrzeuge, die auf dieser in Richtung Dolberger Straße unterwegs sind, können, wenn sie denn wollen, trotz des Innenrings fast geradeaus fahren. Damit Busse und Lkw um die Kurve kommen, ist hier nur eine Markierung aufgemalt. Pkw müssen außen um die Linie herum kurven, doch das machen längst nicht alle, wie bei einem Ortstermin offensichtlich wird. Manche überfahren den weißen Strich leicht mit dem Reifen, einige fahren sogar stumpf (und verkehrswidrig) einfach geradeaus. „Ein Polizist könnte hier viele Strafmandate verteilen“, meint Hupfeld, der sich mehr Kontrollen wünscht, oder dass ein Überfahren des Innenrings erschwert wird. „Wir wollen aber keine Vorschriften machen.“ Eine Erhöhung und Kopfsteinpflaster wären Möglichkeiten dafür. An der Münsterstraße hatte sich die Stadt Hamm für jene Kölner Teller entschieden, die bei den dortigen Anwohnern seitdem wegen des Lärms für Missmut sorgen.
Der schwere Unfall im August - ein Geisterfahrrad erinnert seit einigen Wochen an das tragische Geschehen - geschah übrigens an der Ausfahrt zum Afyonring. Die Autofahrerin bog nach rechts ab, der Radfahrer überquerte die Straße, wurde auf die Motorhaube geschleudert und prallte mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe. Hupfeld weist auf die drei Bäume hin, die dort zwischen Fahrbahn und Radweg stehen und für eine Sichtbehinderung sorgen könnten. Der letzte Baum ist sogar recht nah an der Abbiegung. Freie Sicht sei aber ganz wichtig für die Sicherheit.
Überhaupt wünscht sich Hupfeld, dass nach Unfällen generell geschaut wird, was an dem Ort verbessert werden könnte und nicht erst, wenn sich eine Stelle als Unfallschwerpunkt herausstelle.
Die Heessener SPD-Fraktion hat sich des Themas übrigens nach dem Unfall auch angenommen und die Anfrage für die kommende Bezirksvertretersitzung im November gestellt, „ob es möglich ist, die Kreisverkehre im Stadtbezirk mit einer grundsätzlichen Kennzeichnung von Zebrastreifen und roten Markierungen der Fahrradübergänge zu versehen“. Insbesondere Münsterstraße/Am Schacht III, wo die Politiker zudem den Innenkreis vermissen, und an der Ahlener Straße/Vogelstraße nimmt die Partei in den Blick.
Hupfeld ist, was die rote Markierung angeht, skeptisch. Ihm liegen Zahlen vor, dass mit einer solchen Bemalung verhältnismäßig mehr Unfälle mit Radfahrern passieren als ohne. Er war überrascht und vermutet, dass das Rot die Radler eventuell in Sicherheit wiegt und die Aufmerksamkeit abnimmt. Piktogramme wären sinnvoller, meint er.
Übrigens: Acht Kreisverkehre gibt es in Heessen. Wie Radfahrer sie nutzen sollen, unterscheidet sich teilweise deutlich. An der Heessener Straße/Afyonring werden die Radfahrer über Furten um den Kreisverkehr herum geleitet, an einer Ausfahrt fehlt eine Markierung. Über Furten können Radler auch Afyonring/Sachsenweg und Sachsenring/Heinrich-Wältermann-Straße queren. So ist auch am Kreisverkehr Sachsenring/Bernard-Droste-Weg, wobei dort nur zwei Radwege aufeinandertreffen. An der Münsterstraße/Am Schacht III wird derzeit gebaut, Furten gibt es hier ebenfalls, ein Innenring war jedoch nicht eingezeichnet. An der Ahlener Straße kommen Radfahrer auf Radwegen an und die, die nicht nach rechts abbiegen, fahren auf der Fahrbahn weiter.
Am neuen Kreisel am Dasbecker Weg, der in der nächsten Woche eingeweiht werden soll, werden sie ebenfalls auf die Fahrbahn gelenkt, sind dort aber schon vorher unterwegs. Mit roten Markierungen wird an Münsterstraße/Sachsenring auf die Radfahrer hingewiesen. Zusätzlich gibt es einen Zebrastreifen für Fußgänger. Dadurch haben diese dort immer Vorrang vor dem Kraftverkehr. An den Furten gilt für Autos bei der Ausfahrt Vorfahrt achten, bei der Einfahrt gegenüber Fußgängern allerdings nicht – gegenüber Radfahrern, die in der richtigen Fahrtrichtung unterwegs sind, wiederum schon.