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Mehr Bürger in Hamm mit Anspruch auf Wohngeld — was Sie wissen müssen

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Von: Holger Krah

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Für viele Hammer lohnt es sich, einen Antrag auf Wohngeld zu stellen.
Für viele Hammer lohnt es sich, einen Antrag auf Wohngeld zu stellen. © Rother

Seit Januar haben deutlich mehr Bürger in Hamm Anspruch auf Wohngeld. Die Stadt rechnet deshalb mit einer Flut an Anträgen. Ein Überblick.

Hamm – Seit dem 1. Januar gibt es mehr Geld für viele Hammer. Die Rede ist vom Wohngeld. Die Bundesregierung hatte am 25. November ihre große Wohngeld-Reform als Teil ihrer Entlastungspakete beschlossen, die zum Jahreswechsel in Kraft tritt. Bislang erhielten bundesweit 600. 000 Haushalte Wohngeld. Mit der Wohngeldreform werden ab 2023 rund zwei Millionen Haushalte mit 4,5 Millionen Menschen unterstützt.

Mehr Anspruch auf Wohngeld: Was heißt das für die Menschen in Hamm?

Und was heißt das für Hamm? Frank Schulte, Leiter des Amts für Soziales, Wohnen und Pflege, rechnet vor: „Bislang gab es in Hamm 3400 bewilligte Wohngeldfälle.“ Im Zuge der Reform rechnet er mit einer Verdreifachung der Berechtigten in der Lippestadt. Das heißt: In diesem Jahr dürften gut 10.000 Hammer Anspruch auf Wohngeld haben.

Damit sie alle schnellstmöglich ihre Unterstützung bekommen, hat die Stadt Hamm neues Personal für die Wohngeldstelle eingestellt. Denn schon jetzt hinkt die Abteilung mit der Bearbeitung der aktuellen Anträge hinterher. „Vom Eingang des Antrags bis zur Bewilligung des Wohngelds dauert es mehrere Wochen“, räumt Schulte ein. Kein Wunder: Derzeit sind sieben Sachbearbeiter – und das zum Teil in Teilzeit – mit den 3400 bewilligten Fällen befasst.

Und Hamm steht bei der Bearbeitungszeit noch vergleichsweise gut da. „Schon heute dauert die Bearbeitung eines Wohngeldantrags drei bis sechs Monate“, hatte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, bundesweite Schreckenszahlen genannt. In Nordrhein-Westfalen kündigte das Land bereits an, den Andrang beim Wohngeld mit Vorschusszahlungen bewältigen zu wollen.

Mehr Wohngeld-Berechtigte in Hamm: Neue Kollegen zur Unterstützung

Zum 1. Januar kamen sechs neue Kollegen hinzu (exakt 4,8 Vollzeitstellen), dazu kommen zwei weitere neue Sachbearbeiter, die sich um diejenigen kümmern, die Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (YouCardHamm) für ihre Kinder haben. Denn dazu berechtigt sind alle Wohngeldempfänger.

Das heißt: Die Stadt hat ihren Mitarbeiterpool für die Beantragung des Wohngelds binnen weniger Wochen verdoppelt. Und sie sucht noch weitere Mitarbeiter, wie derzeit sämtliche Sozialämter in ganz Deutschland. Denn umsetzen vor Ort müssen die Städte die Wohngeld-Reform.

Was müssen diejenige tun, die von der Reform profitieren? Kurz und knapp: Sie müssen einen Antrag stellen. Das Wohngeld muss bei der zuständigen Wohngeldstelle im Amt für Soziales, Wohnen und Pflege schriftlich beantragt werden. Die Wohngeldstelle prüft dann den Anspruch und legt die genaue Wohngeldhöhe fest.

Wohngeld 2023: Schon jetzt mehr Anträge

Wichtig: „Die Antragstellung ist ab sofort möglich“, sagt Schulte. Und das macht sich schon jetzt bemerkbar: „Das Antragsvolumen ist schon jetzt um 40 Prozent höher als vor Bekanntwerden der Reform“, sagt der Sozialamtschef. Für den weiteren Januar rechnet er mit einer wahren Antragsflut.

„Wer persönlich in den Bürgerämtern oder direkt in der Wohngeldstelle vorspricht, der muss mit längeren Wartezeiten rechnen.“ Darauf weist Schulte ausdrücklich hin und rät, auch andere mögliche Wege zur Antragsstellung zu nutzen: Man kann sich den Antrag zuschicken lassen oder ein PDF-Formular ausfüllen, ausdrucken und unterschreiben oder den Antrag online ausfüllen.

Längere Bearbeitung

Zur Bearbeitung der Anträge hat die Stadt zwar zusätzliches Personal eingestellt, das muss allerdings noch eingearbeitet werden. Daher bittet Schulte insbesondere zu Beginn der Umstellung um Verständnis für längere Bearbeitungszeiten.

Berechnung rückwirkend

Ganz wichtig auch dies: „Bei einer Bewilligung von Wohngeld erfolgt die Berechnung natürlich rückwirkend ab Antragstellung – nämlich immer zum 1. des Monats der Antragstellung“, erläutert Schulte. Das heißt: Auch wer seinen Antrag nicht sofort am 2. Januar, sondern erst Ende des Monats gestellt hat, dem wird, wenn der Antrag bewilligt wird, Wohngeld für den gesamten Monat ausgezahlt.

Daten können nachgereicht werden

Und noch ein Tipp von Schulte: „Entscheidend ist, dass der Antrag bei uns eingeht. Irgendwelche fehlende Daten können noch nachgereicht werden, aber so geht keine Zeit verloren.“

Wer Wohngeld bezieht, muss nichts tun

Personen mit einer laufenden Wohngeldbewilligung müssen bis zum Bewilligungsende nichts tun, hier wird das neue Wohngeld 2023 automatisch neu berechnet. Aufgrund einer verzögerten technischen Umsetzung auf Seiten des Landes könne dies allerdings gegebenenfalls erst zum 2. Quartal 2023 erfolgen, so die Stadt Hamm, natürlich auch hier rückwirkend zum 1. Januar.

Anspruch auch für YouCardHamm

Die Stadt Hamm weist darauf hin, dass Haushaltsgemeinschaften mit Anspruch auf Wohngeld auch einen Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (YouCardHamm) für ihre Kinder haben, sodass ein Antrag auf diese Leistung direkt mitbestellt werden kann.

Heizkostenzuschuss II automatisch

Der Heizkostenzuschuss II wird in laufenden Wohngeldfällen automatisch ausgezahlt (nach aktueller Information des Landes voraussichtlich Ende Januar 2023).

Hamm sieht sich gut vorbereitet

Frank Schulte und seine Mitarbeiter schauen gespannt auf die ersten Wochen rund um das Wohngeld. „Ich habe das Gefühl, dass wir dank der neuen, zusätzlichen Kollegen gut vorbereitet sind“, sagt der Amtsleiter. Auch die Einspeisung der neuen Daten in die Software habe gut funktioniert. Aber, so Schule, „was in diesem Januar noch auf uns zukommt, ist absolut nicht abzusehen.“

Wohngeld-Reform seit 1. Januar in Kraft

Wohngeld ist eine Sozialleistung nach dem Wohngeldgesetz. Es unterstützt Bürger mit geringem Einkommen bei ihren Wohnkosten. Wohngeld wird als Mietzuschuss oder als Lastenzuschuss (für selbst nutzende Eigentümer) geleistet. Es wird nur an Personen geleistet, die keine Transferleistungen (wie zum Beispiel Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung) beziehen, da bei Transferleistungen die Unterkunftskosten bereits berücksichtigt werden.

Mit der seit dem 1. Januar geltenden Wohngeld-Reform haben deutschlandweit rund zwei Millionen Menschen Anspruch auf Wohngeld, bisher waren es 400.000. Nicht nur die Anzahl der Bezieher, sondern auch die Höhe ausgezahlten Zuschusses steigt: Das Wohngeld wird 2023 um durchschnittlich 190 Euro pro Monat erhöht. Das ist doppelt so wie bisher. Es steigt von jetzt im Schnitt 180 Euro pro Monat auf 370 Euro pro Monat.

Der Wohngeldrechner des Landes NRW hilft, um herauszufinden, ob ein Wohngeldanspruch bestehen könnte.

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