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Ging Sprengsatz zu früh hoch? Weitere Details nach Tat in Kaufland-Markt in Hamm

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Von: Frank Lahme

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Provisorisch verhüllt: der kaputt-gesprengte Geldautomat im Kaufland Bockum-Hövel.
Provisorisch verhüllt: der kaputt-gesprengte Geldautomat im Kaufland Bockum-Hövel. © © Andreas Rother

Entweder sie hatten Nerven aus Stahl – oder es war etwas schief gelaufen: Dass die Geldautomaten-Sprenger am Freitagabend in der Kaufland-Filiale an der Römerstraße in Bockum-Hövel bereits um 23.10 Uhr zugeschlagen hatten, war auch am Montag eines der größten ungelösten Rätsel rund um den Coup.

Hamm – „Das ist schon sehr, sehr ungewöhnlich“, sagte auch der Hammer Polizeisprecher Hendrik Heine zu dem frühen Zeitpunkt der Tatbegehung. Gerade 50 Minuten nach Ladenschluss war der EC-Automat der ING-Bank in die Luft geflogen. Kaufland-Mitarbeiter befanden sich zu dem Zeitpunkt nicht mehr im Gebäude.

Auf den umliegenden Parkplätzen rund um den Einkaufsmarkt befanden sich aber etwa zehn Zeugen. Einer von ihnen zückte gar sein Handy und filmte die drei Männer, die mit einem grauen Fiat 500 Abarth die Flucht in die Nacht antraten.

Hammer Kennzeichen an PS-starkem Fluchtauto

Bekannt ist bislang lediglich, dass an dem wohl 190-PS-starken Flitzer Hammer Kennzeichen angebracht waren. Die genaue Kennung auf dem Nummernschild war der Polizei am Montag noch unbekannt. Wahrscheinlich wurden die Kennzeichen zuvor gestohlen – eine konkrete Tat konnte die Polizei bislang aber nicht zuordnen.

Seit dem 24. Februar waren in Hamm lediglich drei Kennzeichendiebstähle zur Anzeige gebracht worden. „Die Auswertung von weiter zurückliegenden Taten ist noch nicht abgeschlossen“, sagte Polizeisprecher Hendrik Heine.

Täter sprachen offenbar niederländisch mit Akzent

Die Täter sollen niederländisch mit möglicherweise arabischem Akzent gesprochen haben – was ins Profil der Serie von Automatensprengungen der letzten Jahre in NRW passen würde. Vielfach stammten die Täter aus den Niederlanden und waren mit hochmotorisierten Fahrzeugen unterwegs gewesen.

Von dem Fiat aus Bockum-Hövel fehlte am Montag noch jede Spur. Das Fahrzeug wurde nicht gefunden – schlechtestenfalls hätte das ein ausgebrannter Pkw auf einem abgelegenen Feld- oder Waldweg sein können. In Hamm sei eine „zweistellige Zahl“ von diesem Pkw-Typ mit grauer Farbe zugelassen, teilte die Polizei mit.

Geldscheine säumen den Boden - Tintenpatrone ausgelöst

Der Coup in der Kaufland-Filiale war für die Täter jedenfalls nichts umsonst gewesen. „Es wurde Beute gemacht. Zur Höhe machen wir keine Angaben“, hieß es von der Polizei. Nicht alles Geld wurde auch mitgenommen. Geldscheine säumten den Boden im Eingangsbereich des Einkaufsmarktes, als die Ermittler wenige Minuten nach der Sprengung am Tatort eintrafen.

Der Geldautomat war offenbar mit Tintenpatronen gesichert, die das Geld nach einer Sprengung unbrauchbar machen sollen. Das System mit der Sicherheitstinte wurde ausgelöst – auch das wurde von der Polizei bestätigt. Ob die Täter den Automaten mit Gas oder Sprengstoff in Luft jagten, stand am Montag noch nicht fest. Die Auswertung der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU) lag noch nicht vor.

Verbindungen zu Fall in Warburg?

Seltsam: Anfang Dezember wurde im ostwestfälischen Warburg (Kreis Höxter) ebenfalls ein Geldautomat gesprengt. Drei Täter entkamen damals mit einem schwarzen AMG-Mercedes mit Hammer Kennzeichen. Das Nummernschild war an dem Tatabend in Bockum-Hövel – nur wenige hundert Meter von der Kaufland-Filiale – gestohlen worden.

Ein vierter Täter schaffte es damals nicht bis zum Fluchtauto. Der Mann wurde festgenommen. Es handelt sich um einen 28-jährigen Niederländer. Die Ermittlungen in dem Fall sind nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft Paderborn noch nicht abgeschlossen. Die übrigen drei Täter sind bislang nicht gefasst.

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