57-Jähriger jetzt verurteilt
Früherer Hammer Pfarrer tauschte und sammelte Kinderpornos
Zu zehn Monaten Haft, ausgesetzt auf zwei Jahre zur Bewährung, ist ein ehemaliger Hammer Pfarrer per Strafbefehl verurteilt worden. Zudem muss der Mann einen Geldbetrag von 3000 Euro an eine gemeinnützige Organisation zahlen. Der 57-Jährige wurde des Besitzes von kinder- und jugendpornografischem Bild- und Videomaterial überführt. Das Urteil ist rechtskräftig.
Hamm – Im Mai hatte der Mann um die Entlassung aus dem Klerikerstand und um die Freistellung von den priesterlichen Verpflichtungen gebeten. Um Schaden von Kirche und Gemeinde abzuwenden, wie er während des Verfahrens verlauten ließ. Zu diesem Zeitpunkt war der Mann bereits beurlaubt gewesen. Er räumte die Taten ein und sprach sein Bedauern aus.
Weil der 57-Jährige ein glaubwürdiges Geständnis abgelegt hatte, erachtete die Staatsanwaltschaft eine Hauptverhandlung als nicht erforderlich. Die Verurteilung erfolgte per Strafbefehl. Das Erzbistum Paderborn hatte zwischenzeitlich zwar Akteneinsicht beantragt, die Möglichkeit letztlich aber nicht wahrgenommen.
Ermittlungen gegen einen anderen Beschuldigten (nicht aus Hamm) Ende 2018 führten die Ermittler auf die Spur des Ex-Pfarrers. Auf dem Handy des Beschuldigten waren sie auf einen Chat-Verlauf mit dem 57-Jährigen und eindeutiges Bildmaterial gestoßen. Am 19. November 2019 erging ein Durchsuchungsbeschluss, der schließlich am 20. Dezember vollstreckt wurde.
Pfarrer steht auf Kinderpornos: Bilder von Jungen und Männern
Auf mehreren Datenträgern des ehemaligen Geistlichen wurden die Beamten fündig: Auf einem Laptop waren 31 kinderpornografische Fotos und 33 Videos mit Kindern (formal Altersspanne von acht bis 13 Jahre) gespeichert. Hinzu kamen 144 jugendpornografische Fotos und 54 Videos (Alter 14 bis 18 Jahre). Auf dem Handy des Ex-Pfarrers ein ähnliches Bild: 88 kinderpornografische Bilddateien, ein Video mit unterschiedlichen Praktiken sexueller Handlungen, 200 jugendpornografische Fotos und 14 Videos.
In der Mehrheit handelt es sich um männliche Kinder und Jugendliche, teils auch erwachsene Akteure. Namentlich ermittelt wurde keines der abgebildeten oder gefilmten Kinder. Der 57-Jährige selbst ist auf den Dateien nicht zu sehen.
Pfarrer steht auf Kinderpornos: Aus Hamm weggezogen
Während der Ermittlungen stießen die Beamten auf drei Chat-Verläufe mit Teilnehmern aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands. Alle drei Chat-Partner waren einschlägig vorbestraft, zwei wegen der Verbreitung kinderpornografischer Schriften, einer wegen sexuellen Missbrauchs. Mit den Männern hatte der Ex-Pfarrer kommuniziert und Dateien getauscht. Eine Verbindung zum pädophilen Netzwerk nach Bergisch-Gladbach, das im vergangenen Jahr aufgedeckt worden war, wurde nicht nachgewiesen.
Das Strafmaß entspricht dem für Delikte dieser Art üblichen Rahmen. Der ehemalige Pfarrer, der in seiner Gemeinde sehr beliebt gewesen war, lebt inzwischen nicht mehr in Hamm. Gegenüber den Gemeindemitgliedern war nichts über den Gegenstand der Ermittlungen bekannt gemacht worden. Nach WA-Informationen hatte mancher wohl vermutet, es drehe sich um eine steuerliche Angelegenheit.
Staatsanwaltschaft und Bistum ließen während der Ermittlungen nichts nach außen dringen.