Heftige Diskussionen um Gutachten im Enkelmord-Prozess
Hamm/Soest/Dortmund - Ist der gewaltsame Tod des ehemaligen Leiters des Börde-Berufskollegs in Hamm als eine spontane Affekttat zu bewerten oder als ein eiskalt und geplant durchgeführter Mord?
Genau um diese Frage wird das Dortmunder Schwurgericht am Ende der seit Juli laufenden Beweisaufnahme mit einem Richterspruch beantworten müssen. Die beiden vom Gerichtsgutachter Dr. Reinhold Dannhorn vorgetragenen Denkmodelle sorgten in der Verhandlung am Donnerstag weiterhin für heftige Diskussion mit der Verteidigung. Der erfahrene Psychiater hatte nach der Begutachtung des angeklagten Enkels Kriterien zusammen getragen für eine Bewertung der Gewalttat.
Danach haben sich nach der Befragung etlicher Zeugen Hinweise ergeben, die durchaus für ein planvolles Begehen sprechen könnten. So hätten Zellengenossen von einer gefühlskalten Reaktion des Enkels auf den Tod seines Großvaters Hans Hellendahl berichtet und seinem Kommentar, dass der Opa „weg musste“.
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Der angeklagte Enkel hatte hingegen gegenüber dem Gutachter in der Untersuchungshaft berichtet, dass der pensionierte Schulleiter ihm immer wieder Vorwürfe gemacht habe über sein gescheitertes Studium und seinen angeblich bislang wenig glanzvollen Werdegang.
Wenn dieses permanente Kritisieren und Nörgeln zu einer „seelischen Zermürbung“ geführt hätte, könne der Enkel am Tattag nach erneuten Beschimpfungen womöglich spontan in einem seelischen Ausnahmezustand zu dem Eisenhaken gegriffen haben, so der Gutachter.
Die Staatsanwaltschaft hat den 25-jährigen Enkel aus Soest wegen heimtückischen Morde angeklagt. Er hatte am 8. Februar den 84-Jährigen durch 14 Hiebe mit einem Brecheisen in seinem Haus in Ostwennemar erschlagen. Der Prozess wird am 12. Januar fortgesetzt.