80 Prozent belegt
Nur wenige Intensivbetten in Hamm verfügbar: Arzt erklärt, warum das (noch) nicht dramatisch ist
Auf den Intensivstationen in Hamm hat sich die Situation verschärft. Im bundesweiten Divi-Intensivregister wurden am Freitag kaum noch freie Betten aufgeführt. An zwei Standorten in Hamm konnten keine Intensivpatienten mehr aufgenommen werden.
Hamm – Dass in Kürze in Hamm keine weiteren Corona-Patienten oder andere Notfälle intensivmedizinisch versorgt werden können, ist aber unwahrscheinlich. Die aktuelle Situation gehe vorüber, betont Prof. Dr. Thomas Wehler, Klinikdirektor am EVK. „Der limitierende Faktor sind nicht Betten oder Beatmungsgeräte. Es ist das Personal.“ Und das sei eben nicht immer gleichmäßig verfügbar. (News zum Coronavirus in Hamm.)
„Mindestens zwei bis drei Eskalationsstufen“ fehlen noch
Vom kritischen Bereich sei Hamm noch „mindestens zwei bis drei Eskalationsstufen“ entfernt, sagte er. Es gebe im schlimmsten Szenario zudem vielerlei Kooperationen mit Kliniken im Umkreis von 100 Kilometern, die helfen könnten. Über das Lungenzentrum Hemer-Hamm könne die Betten-Kapazität im Notfall deutlich erhöht werden.
Verschiedene Teams – etwa aus der Anästhesie – könnten ebenfalls an Intensivbetten eingesetzt werden. Dann müssten allerdings andere Operationen und Behandlungen verschoben werden. „Dieser Punkt ist lange noch nicht erreicht“, betont Wehler. Auch in Zeiten ohne Coronavirus kommt es gelegentlich zu einem Aufnahmestopp.
Torpediert Lässigkeit zum Fest positiven Trend?
Es sei mittelfristig sogar eine leichte Entspannung zu erwarten, glaubt Wehler. „Die Patientenzahlen wachsen nicht exponentiell.“ Halten sich die Hammer zu Weihnachten und Silvester nicht an die aktuell geltenden Kontaktbeschränkungen, rechnet er aber nicht mit einer Entspannung. „Ich will dringend appellieren, Solidarität mit den Schwächsten der Gesellschaft zu zeigen. Rücksicht heißt Verzicht. Wir sind unbestritten in einer angespannten Situation“, sagt er.
Jetzt müssten so viele Kontakte wie möglich vermieden werden. „Dass ein offizieller Impfstart naht, ist im Prinzip egal. Das wird uns so schnell nicht helfen, weil es lange dauern wird, bis ausreichend Menschen in Hamm geimpft worden sind, um die Pandemie entscheidend einzudämmen.“
80 Prozent der Intensivbetten belegt
Am Freitagabend standen in Hamm 67 Intensivbetten zur Verfügung. 54 davon waren belegt (80 Prozent), 15 mit Corona-Patienten aus Hamm und der Region. Neun von ihnen wurden invasiv beatmet. In knapp über 22 Prozent aller Intensivbetten lagen also Corona-Patienten.
Die Zahl der belegbaren Intensivbetten schwankt stark. Vor knapp einem Monat waren für Hamm 93 Intensivbetten ausgewiesen. Damals lag der Anteil der Covid-Patienten bei rund 10 Prozent, 70 Prozent aller Betten waren belegt.
Corona in Hamm - das bewegt die Menschen aktuell
- Auch wenn der Impfstoff noch nicht zur Verfügung steht, ist das Impfzentrum der Stadt Hamm bereits einsatzbereit. Das hat aktuell schon Auswirkungen auf die Verkehrsführung.
- Obwohl der Corona-Beschluss von Bund und Ländern grundsätzlich erlaubt, Weihnachten in der Kirche zu feiern, hat der Evangelische Kirchenkreis Hamm alle Präsenzgottesdienste abgesagt.
- Der Ansturm auf die Gratis-Ausgabe von FFP2-Masken in Apotheken bis zum 6. Januar hat begonnen. Teils bildeten sich lange Schlangen vor den Ladenlokalen. Nicht in allen Fällen verlief die Maskenausgabe für Kunden so reibungslos, wie es zuvor angekündigt war.
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- Was ist dicht, was offen? Viele öffentliche Einrichtungen sind vom Lockdown außer Gefecht gesetzt.