Hohe Corona-Zahlen: Hamm testet mehr als Dortmund und Co. - und zwar im entscheidenden Segment

Trotz der immer neuen Horror-Zahlen hat der Corona-Krisenstab in Hamm die Lage mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich besser im Griff als es in umliegenden Städten und Gemeinden der Fall ist. Der Grund: Es wird mehr getestet - und zwar im entscheidenden Segment.
Update, 24. November, 12.53 Uhr: Der Kreis Unna hat seine Aussagen zur Testpraxis am Dienstag korrigiert. Innerhalb eines Haushalts würden Kontaktpersonen der Kategorie 1 ebenfalls getestet, sagte Kreissprecher Max Rolke. Seine Aussagen vom Vortag, dass dies seit Monatsbeginn nicht mehr geschehe, hätten sich auf Testungen in Schulen bezogen. Es habe sich um ein Missverständnis gehandelt.
Unsere ursprüngliche Berichterstattung:
Hamm - Tatsächlich – und das bestätigte sich am Montag – wird in Hamm mehr getestet als beispielsweise in Dortmund oder dem Kreis Unna. Und zwar in einem Segment, das die Hauptursache für die hohen Corona-Fallzahlen ist: den Personen, die mit einem Infizierten in einem Haushalt wohnen. Viele hundert Infektionsfälle solcher „Kontaktpersonen der Kategorie I“ wurden in den letzten Wochen genau hier in Hamm entdeckt – in Dortmund und Unna wurden sie erst gar nicht untersucht. Das bestätigten Sprecher der beiden Nachbar-Verwaltungen auf WA-Anfrage.
Stadt | Hamm |
Regierungsbezirk | Arnsberg |
Bevölkerung | 179.397 (2016) |
Fläche | 226,3 km² |
Hohe Corona-Zahlen: Hamm testet mehr als Dortmund und Co. - und zwar im entscheidenden Segment
Tatsächlich besteht seit Ende Oktober – kaum bemerkt von der Öffentlichkeit und pünktlich zur Einführung des milliardenschweren November-Lockdowns – nach Empfehlung des RKI die Möglichkeit, Personen der Kategorie 1, die im gleichen Haushalt wohnen, nicht mehr zu testen, sondern „nur“ in Quarantäne zu schicken, wenn sie keine Symptome haben. Das erklärte Stadtsprecher Tom Herberg auf WA-Anfrage.
Max Rolke, Sprecher des Kreises Unna, bestätigte das ebenfalls und erklärte, dass man in Unna seit Novemberbeginn auch exakt so verfahre, um Testkapazitäten einzusparen. In Unna lag der Inzidenzwert am Montag bei 197,7, in Hamm näherte er sich der 300er-Marke.
Keine Tests bei Corona-Kontaktpersonen: Dortmund hat noch nie anders verfahren
Noch krasser das Bild in Dortmund: Man habe im Verlauf der Pandemie noch nie anders verfahren. Wenn’s einer hat, reiche es doch, wenn die übrigen Personen aus dem Haushalt sich in Quarantäne begäben, sagte Stadtsprecherin Anne Widow. „Wieso sollte man die noch testen?“ In Dortmund lag der Inzidenzwert am Montag bei 209,3.
Die Antwort, es eben doch zu tun, wird in Hamm seit Wochen gegeben. Nehmen wir folgendes Beispiel: Der Ehemann wird positiv getestet, Frau und Kinder haben keinerlei Symptome – sind aber ebenfalls positiv und das vielleicht noch länger als der Ehemann. Bei beengten Wohnverhältnissen, liegt die Ansteckungswahrscheinlichkeit bei 97 Prozent, die Auswertung eines Tests dauert zudem bis zu sechs Tage. In Unna und Dortmund werden Ehefrau und Kinder nicht erfasst und auch deren Kontaktpersonen gelangen überhaupt nicht auf den Radar der Gesundheitsämter – so lange sie keine Symptome zeigen.
Hohe Corona-Zahlen: Hamm testet mehr - „neue Infektionsketten schneller unterbrechen“
In Hamm dagegen wird seit Einführung des „Kontaktpersonen-Kategoriensystems“ Ende April/Anfang Mai jeder aus einem Haushalt abgestrichen. Es ist auch nicht geplant, davon abzuweichen. „Wir möchten dadurch eine weitere Verbreitung nach Möglichkeit verhindern beziehungsweise neue Infektionsketten schneller unterbrechen“, so Stadtsprecher Tom Herberg.
Es ist folglich der Fluch der guten Tag, dass Hamm im November statistisch besonders schlecht dasteht. Für den Bürger hier könnte dies nun aber auch etwas beruhigendes haben.
Für bis zu 800 Erstklässler in Hamm fallen die Schuleingangsuntersuchungen ersatzlos aus, weil alle Amtsärzte im Corona-Einsatz sind. Betroffen sind Schüler, die bereits im August eingeschult wurden.