Keine „Freihaltepauschale“ mehr
Klamme Klinik-Kassen: Häuser müssen trotz zweiter Corona-Welle finanziell in Vorleistung gehen
Sollten die Infektionszahlen und damit auch die schweren Erkrankungen an Covid-19 weiter steigen, kommt es auf eine gute Versorgung in den Krankenhäusern an. Für die ist die Pandemie allerdings auch finanziell eine Belastung – schließlich sind die Kliniken heutzutage Wirtschaftsunternehmen.
Hamm – Mit den „Freihaltepauschalen“ je nicht belegtem Bett, die Ende September ausliefen, sei man zwar gut zurechtgekommen, erklärt EVK-Geschäftsführer Michael Wermker. Ab dem vierten Quartal gelten allerdings andere Regeln: Die Krankenhäuser müssen daher wohl für Monate in Vorleistung gehen und sich über einen sogenannten „Mindererlösausgleich“ die fehlenden Einnahmen in 2021 wieder zurückholen.
Finanziell auf Sicht fahren
Dafür wird der Erlös aus 2020 mit dem aus 2019 verglichen und die Differenz erstattet. Wermker: „Für den Zeitraum ab dem 1. Januar ist bisher noch nichts geregelt. Die Krankenhäuser fahren also weiterhin finanziell auf Sicht und sind auf vorhandene oder im schlechteren Fall nicht vorhandene finanzielle Reserven angewiesen.“
Die Krankenhäuser haben durch freie Betten Einnahmeverluste. Zwischen 15 und 20 Prozent geringer ist die Auslastung im Vergleich zum Vorjahr. In den Monaten März und April waren zudem Hunderte Klinikbetten freigezogen worden, um die befürchteten, vielen Corona-Patienten unterbringen zu können.
Ausgaben sind gestiegen
Hinzu kommen gestiegene Ausgaben. Aufwendig wurden die Laufwege in den Kliniken verändert und mit Schildern ausgestattet, um mögliche Corona-Infizierte von den anderen Patienten fern zu halten. Es wurde Tonnenweise Schutzausrüstung bestellt, auch Sicherheitsdienste waren teilweise im Einsatz.
Seitdem der Inzidenzwert über 80 liegt, tragen die Mitarbeiter bei Patientenkontakt die sichereren FFP2-Masken. Masken, Handschuhe, Schutzvisiere seien im Gegensatz zum Frühjahr in ausreichendem Maße vorhanden.
Auch die Mitarbeiter waren in den vergangenen Monaten in einem erheblichen Kraftakt geschult und für die Arbeit mit Covid-19-Patienten und an Intensivbetten samt Beatmungsgeräten geschult worden.