Corona-Konsequenzen in Hamm
Jonas und Leo: Zurück in die Grundschule – aber auf Abstand
Ausschlafen, dann kurz Hausaufgaben, dann spielen: Die vergangenen sieben Wochen verschafften Schülern wie Jonas Grundmann und Leo-Luca Opitz Freiräume. Dennoch freuen sich die Viertklässler sehr, heute wieder in die Schule zu dürfen.
Hamm – Punkt zehn Uhr heute wird sich Jonas Grundmann auf ein Kreuzchen auf dem Boden an seiner Schule stellen, die Maske im Gesicht, und auf seine Mathelehrerin warten. 1,5 Stunden Unterricht wird sie ihm geben, den ersten seit siebeneinhalb Wochen. Dann geht’s nach Hause. Am nächsten Tag folgt der gleiche Ablauf. Ähnlich geht es etwa 1750 anderen Viertklässlern in Hamm, die heute wieder in die Schule dürfen.
„Ich freue mich, die Klassenkameraden und die Lehrer wiederzusehen“, sagt Jonas. Der Neunjährige besucht die 4c an der Overbergschule. Dort wird heute vieles anders sein als vor der Krise: Jonas wird in einer kleinen Gruppe unterrichtet, nur sechs andere Kinder sind dabei. Er darf den Klassenkameraden nicht zu nahe kommen, die er so lange nicht gesehen hat. Er soll im Klassenzimmer nicht essen, nicht trinken, dafür oft und lange die Hände waschen. Er wird von der Schule eine Maske bekommen. Außerdem sind die Wände in der Schule abgehängt. „Damit man nicht an einen Zettel, der dort hängt, fasst und sich ansteckt“, sagt Jonas.
Um dieses Anstecken macht er sich für sich selbst wenig Sorgen. Allerdings hat er einen guten Freund, Leo-Luca Opitz. Leo hat Asthma und gehört zu einer Risikogruppe. Er darf deshalb selbst entscheiden, ob er in die Schule geht. „Ich will das aber gerne. Ich freue mich, dass ich meine Freunde wiedersehe, und auf richtigen Unterricht.“
Beide Mütter konnten helfen
Richtiger Unterricht, das ist ein gutes Stichwort. Für das Lernen zu Hause hatten die Jungs gute Voraussetzungen: Jonas’ Mutter Marita Grundmann ist zu Hause und plante den Tag ihrer beiden Kinder, neben Jonas ist das eine zwei Jahre jüngere Schwester. Die Kinder durften bis 8.30 Uhr schlafen, zwei Stunden länger als sonst. Nach dem Frühstück gab es feste Zeiten für die Schulaufgaben. Leos Mutter arbeitet im Homeoffice. Sie saß neben ihrem Sohn, wenn Leo vormittags die Schulaufgaben erledigte. Beide Mütter waren da, um Fragen ihrer Kinder zu beantworten. „Sie können das Erklären aber nicht so gut wie die Lehrer“, erzählen die Viertklässler. „Die Lehrer haben das ja auch studiert.“ Die Lehrerin konnten sie zusätzlich anrufen, das sei aber nicht dasselbe wie der normale Unterricht.
Im Moment erlernen die Kinder in Mathe die schriftliche Division. In Deutsch geht es um das Verständnis längerer Texte: Sie lasen das Buch „Gespensterjäger auf eisiger Spur“, beantworteten dazu auf 30 Seiten Fragen. Division, Textverständnis: Beides zu beherrschen gehört zu den Voraussetzungen für eine gute weitere Schullaufbahn. Doch wie viel die Kinder zu Hause gelernt haben, ist noch unklar. Eine Rückmeldung zu ihren Hausaufgaben erhalten sie erst ab heute in der Schule.
Gespannt wie es weiter geht
Im Sommer wechseln Jonas und Leo auf die Sophie-Scholl-Gesamtschule. „Ich bin sehr gespannt, wie das funktionieren wird“, sagt Jonas’ Mutter Marita Grundmann. Sie klingt skeptisch.
So, wie Leo und Jonas ihre Zeit in den „Coronaferien“ beschreiben, klingt sie schön: Beide durften lange schlafen. Nach den Schulaufgaben war Zeit zum Spielen. Jonas entdeckte, dass er mit seiner Schwester gut Gesellschaftsspiele spielen kann. Außerdem durften sich Leo und Jonas nach einer Weile treffen, machten gemeinsame Radtouren. „Trotzdem war es zu Hause sehr langweilig“, sagen beide – und sind froh, wieder zur Schule zu dürfen.
Jonas’ Schwester hingegen wartet noch auf einen Termin, wann der Unterricht für sie beginnt. „Sie findet das unfair, dass Jonas zur Schule darf und sie noch nicht“, sagt Marita Grundmann.
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