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Deutlich mehr Corona-Infizierte bei türkischer Hochzeit mit Hammer Brautpaar - Viele neue Details

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Von: Cedric Sporkert

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Symbolbild. © dpa

[Update] Hamm - Die groß gefeierte Hochzeit eines Hammer Brautpaars treibt die Corona-Zahlen auch am Donnerstag auf bedenkliche Weise in die Höhe. Die Stadt hat am Nachmittag viele Details bekannt gegeben.

Update, 16.36 Uhr: Allein 16 der satten 21 Neuinfektionen am Donnerstag sind auf die mehrtägige Hochzeit am vorvergangenen Wochenende zurückzuführen. Dabei ist das Infektionsgeschehen nicht nur auf die Hochzeitsgesellschaft beschränkt. Auch zwei Arbeitskolleginnen einer Besucherin der Feierlichkeiten haben sich angesteckt. "Wir haben es hier offensichtlich mit einem Fall zu tun, der bereits gestreut hat, weil wir erst so spät von dieser Feier erfahren haben. Hochzeiten sind ja nicht meldepflichtig", sagte Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann. "Mich beunruhigt das sehr. 21 Neuinfizierte ist der mit Abstand größte Anstieg seit mehr als fünf Monaten."

Mehr Hammer auf Hochzeit als bisher bekannt

Inzwischen sind der Stadt 121 Hammer bekannt, die an den verschiedenen Teilveranstaltungen der Hochzeit teilgenommen haben. Noch am Donnerstag war nur von 80 Personen die Rede. Hunsteger wollte nicht ausschließen, dass in den kommenden Tagen noch weitere Hochzeitsgäste dazukommen. Alle bisher bekannten wurden unter Quarantäne gestellt und verpflichtend auf das Coronavirus getestet. Insgesamt sind bislang 32 der Tests positiv ausgefallen, 39 negative Ergebnisse liegen der Stadt vor. 50 Resultate stehen noch aus.

Zu den am Donnerstag neu betroffenen 16 aus dem Hochzeitsumfeld gab die Stadt folgende Details bekannt:

Nur ein Mann (30 bis 39 Jahre alt) ist als Angehöriger eines Hochzeitsgasts betroffen. Alle anderen sind Frauen verschiedenen Alters. Fünf der weiblichen Hochzeitsgäste sind zwischen 40 und 49 Jahren alt, vier zwischen 50 und 59, zwei zwischen 10 und 19 und eine Frau ist 20 bis 29 Jahre alt. Eine weitere Angehörige ist ebenfalls zwischen 20 und 29, die beiden oben erwähnten Arbeitskolleginnen sind zwischen 40 und 59 Jahren alt.

Auch Brautpaar kommt aus Hamm

Mittlerweile ist auch bekannt, dass das Brautpaar der Hochzeit aus Hamm kommt. Die Hauptfeier hat allerdings in Dortmund* stattgefunden. Der überwiegende Teil der Hochzeitsgesellschaft seien Türken oder hätten einen solchen Migrationshintergrund, so Hunsteger. Auch andere Nationalitäten seien allerdings vertreten gewesen. 

Weil sich fast ausschließlich Frauen infiziert haben, wird zudem vermutet, dass die Ansteckung bei einer Art Henna-Abend stattgefunden hat - so eine Veranstaltung entspricht in entferntem Sinne in der türkischen Kultur einem Junggesellinnenabschluss.

Folgen für alle Hammer möglich

Es sei zumindest in Anbetracht der bisherigen Betroffenheit zu vermuten, dass sich weitere Hochzeitsgäste mit dem Virus angesteckt haben, erklärte Hunsteger. Und das könnte Folgen für alle Hammer haben.

Insgesamt gibt es in Hamm derzeit 57 Infizierte mit dem Coronavirus. Der 7-Tage-Inzidenz-Wert (Infektionen in den zurückliegenden sieben Kalendertagen pro 100.000 Einwohner) liegt als Folge dessen inzwischen bei 28,5. Bei einem Wert von 35 müssten wieder erste erweiterte Schutzmaßnahmen beschlossen werden.

"Wir nähern uns mit großen Schritten der ersten kritischen Grenze", sagte Hunsteger dazu. Deshalb trifft sich am Nachmittag der Verwaltungsvorstand, um potenzielle Maßnahmen zu beraten. Panik der Angst sei allerdings unangebracht. Tiefere Einschränkungen oder eine Art Lockdown seien noch weit entfernt.

Solche Schritte wären erforderlich, wenn sich in den kommenden Tagen noch weitere 44 Personen mit dem Coronavirus infizieren, ohne dass Infizierte aus der Wochen-Statistik herausfallen. "Selbst wenn wir diese Grenze überschreiten wird es auch nicht automatisch einen Lockdown geben. Dann müssten wir aber alle Maßnahmen mit dem Landesgesundheitsministerium abstimmen", betonte Hunsteger.

Stadt will genauer hinschauen

Als erste Schritte will die Stadt Veranstalter von Feiern und Festen verschärft kontrollieren und in die Pflicht nehmen - und notfalls auch Bußgelder verhängen. "Wir weisen ja nicht nur zum Spaß auf die zu ergreifenden Hygienemaßnahmen hin", sagte der OB. 

Er appelliert: "Wir schauen zwar genauer hin, wissen aber auch nicht von jeder größeren Hochzeit. Wenn es Hinweise gibt, dass größere Feiern stattfinden sollen, bitten wir die Bevölkerung darum, das dem Ordnungsdienst oder der Polizei zu melden, damit wir das kontrollieren können."

Zwei Schulen betroffen

Durch die Neuinfektionen rücken auch zwei Schulen noch stärker in den Fokus. Die beiden jüngsten Neuinfizierten (beide weiblich, 10 bis 19 Jahre) besuchen die 10. Klasse der Sophie-Scholl-Schule und die 11. Klasse des Märkischen Gymnasiums. An der Scholl-Schule müssen deshalb 80 weitere Schüler, Lehrer und andere Kräfte als Kontaktpersonen in Quarantäne. Am MGH sind es 150. Diese 230 Personen werden von der Stadt am Freitag verpflichtend getestet.

Für alle anderen Schüler und Lehrer des Märkischen findet dann auch an der Alfred-Fischer-Halle ein freiwilliger Test statt, für die Gesamtschule folgt dieser am Montag. Insgesamt sind durch nur vier infizierte Schüler (je zwei pro Schule) mittlerweile 375 Personen von der Quarantäne betroffen. Hunsteger: "Da sieht man, wie enorm die Streukraft sein kann."

Corona-Krisenstab wird aufgestockt

Die Stadt hat inzwischen auf die veränderte Situation reagiert und 20 zusätzliche Mitarbeiter aus anderen Ämtern für den Corona-Krisenstab abgestellt. Zehn Corona-Mobile - teilweise Privatautos der Mitarbeiter - sind mittlerweile in Hamm unterwegs, um alle Pflichttests durchzuführen.

Abseits des Hochzeitsclusters gab es in Hamm fünf weitere Neuinfektionen. Zwei Frauen (20 bis 29, 50 bis 59 Jahre alt) sind Reiserückkehrerinnen aus Montenegro. Zu einer weiteren Frau (50 bis 59) liegen noch keine Informationen hinsichtlich der Infektionskette vor. Auch zwei Westfleisch-Mitarbeiter (30 bis 39, 50 bis 59) wurden positiv getestet.

713 Hammer in Quarantäne

Fünf Corona-Patienten liegen im Krankenhaus, keiner auf der Intensivstation. Eine Person gilt neu als genesen, insgesamt haben 678 Hammer die Infektion hinter sich (343 weiblich, 335 männlich). 713 Personen sind aktuell in Quarantäne, 6.462 wurden aus dieser Beobachtung wieder entlassen. 14.168 Proben wurden mittlerweile an den Corona-Mobilen und im Testzentrum an der Alfred-Fischer-Halle genommen.

Keine Auswirkungen sollen die steigenden Corona-Zahlen auf den am Freitag startenden "Hammer Kirmes-Park" und eine Hindu-Prozession am Wochenende mit 100 Gästen haben.

Unsere ursprüngliche Berichterstattung:

Hamm - Wie bereits am Mittwoch wird es auch heute erst am Nachmittag detaillierte Infos zur aktuellen Corona-Ausbreitung in Hamm geben. Das kündigte die Stadt an. Der Grund dafür sind nach WA-Informationen wieder etliche Neuinfektionen.

Die Neuinfektionen dürften im Zusammenhang mit einer großen Hochzeit am vorvergangenen Wochenende stehen. Bislang waren aus der Gruppe der Gäste bereits 16 Personen positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Sollten die Infektionszahlen weiter deutlich ansteigen, könnten wieder erste größere Schutzmaßnahmen und Einschränkungen zwingend durchzusetzen sein.

Erste Maßnahmen bei 63 Infizierten pro Woche

Bei einem Wert von 63 Neuinfektionen in Hamm (35 pro 100.000 Einwohner) innerhalb einer Woche müssen erste, leichte Einschränkungen getroffen werden. Erst bei 90 Hammer Neuinfektionen (50 pro 100.000 Einwohner) innerhalb von einer Woche sind weitergehende Einschränkungen des Öffentlichen Lebens ("Lockdown") vorgeschrieben.

Noch ist selbst der erste kritische Wert von 63 nach WA-Informationen nicht erreicht; das könnte sich bei gleichbleibender Infektionslage allerdings schnell ändern. Der Verwaltungsvorstand tagt heute und berät über das weitere Vorgehen. - *Ruhr24.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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