Bittere Situation der Lkw-Fahrer: Die meisten Mitarbeiter der Hammer Spedition Solle sind in Kurzarbeit
Die Hammer Speditionen sorgen dafür, dass Waren zu Menschen und Unternehmen kommen - ihr Ansehen ist in der Coronakrise gestiegen. Doch ihre Arbeitsbedingungen sind hart.
Hamm – Lukas Watzlawek betreibt eine Spedition in Bockum-Hövel und hat sich direkt zu Beginn der Krise intensiv damit auseinandergesetzt. „Sowohl mit unserem Fachverband, meinem Steuerberaterbüro und auch von der medizinischen Seite her habe ich, gleich als das Thema aufkam, möglichst alle Facetten beleuchtet“, so der Geschäftsführer.
Zu Beginn der Corona-Krise habe der Markt einen Anschub erlebt, doch nun werde es viel ruhiger. Es sei positiv, dass die Verkehrsbranche im öffentlichen Bewusstsein wieder an Ansehen gewinnt, aber wenn das hohe Lied der Lebensretter gesungen werde, spreche der erlebte Alltag dagegen. „Wenn ich höre, was sich meine Fahrer an manchen Abladestellen für eine unmögliche Behandlung gefallen lassen müssen, dann ist es mit Lebensrettern nicht weit her“, so Watzlawek.
Durch gute Aufklärung stehe sein Team geschlossen zusammen. „Woanders melden die Leute sich aus Angst krank. Wir haben derzeit jedoch nur zwei Krankmeldungen bei 130 Mitarbeitern“, sagt der Geschäftsführer.
Vieles hakt: Zahlungen kommen zu spät, Geschäfte sind geschlossen
Da viele Unternehmen erstmals Homeoffice machten, hake manches: Man warte auf Zahlungen und gerade bei den Filial-Belieferungen merke man nun die Schließungen. Sein Unternehmen beliefert verschiedene Branchen und er hat er sich von Beginn an bemüht, Aufträge in der Breite zu sichern.
„So mussten wir nur vier Lkw abmelden“, sagt Watzlawek. Momentan spüre man die negative Blase und er glaubt, dass diese noch lange anhält.
Situation verlangt Mitarbeitern vieles ab
Michael und Ralf Blüggel leiten die Spedition Blüggel in Hamm und erklären, dass die Situation allen Beteiligten eine Menge abverlangt. Bei der Heizöl-Belieferung hat das Unternehmen im Augenblick noch genügend Aufträge zu erfüllen, in der Tankstellenversorgung sind die Absätze aber bereits um rund 60 Prozent zurückgegangen.
Hält die Krise an, kommt die Kurzarbeit
Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe wurden für die Fahrer bereitgestellt. Deren Beschaffung hat sich allerdings als problematisch erwiesen und wird zunehmend schwieriger. Bei einem längeren Anhalten der Corona-Situation werde das Unternehmen um Kurzarbeit nicht herumkommen.
Sie hoffen, die schwierige Situation gesundheitlich und wirtschaftlich zu meistern, sagt Ralf Blüggel - gemeinsam mit allen Mitarbeitern, mit der notwendigen Distanz und unter Beachtung aller Pandemie-Empfehlungen.
Stillstand bei den Silotransporten
Schwierig gestaltet sich derzeit die Lage beim Spezialtransportunternehmen Spedition Solle. „Rund 95 Prozent unserer Silotransporte sind in Deutschland und Ungarn vom Stillstand betroffen, in Frankreich sogar fast 100 Prozent“, sagt Andreas Otter, der das Unternehmen zusammen mit Klaus Erfmann leitet.
Rund 70 Prozent der Fahrer seien bereits von Kurzarbeit betroffen. „Je länger der Zustand anhält, umso mehr Sorgen machen wir uns auch um die Zukunft der Mitarbeiter“, sagt Erfmann. Es sei höchst ärgerlich, wenn die Fahrer vor geschlossenen Toiletten, Duschen und Restaurants stünden, aber die wirtschaftlichen Folgen durch das geringere Kurzarbeitergeld seien ebenso besorgniserregend.
Feier zum 100-jährigen Bestehen ist erst einmal abgesagt
Derzeit sei man nicht in der Lage, Gehaltseinbußen aufzustocken, auch bei den staatlichen Fördermitteln handele es sich um Kredite, die zurückgezahlt werden müssen. „Dann wächst die Last für die Zukunft ins Unermessliche“, sagt Otter.
Da solle der Staat über andere Wege der Hilfe nachdenken, fordert Erfmann. Eine Umverteilung des Soli oder eine Absenkung der erst 2019 erhöhten Autobahnmaut könnten eine sinnvolle Hilfe sein. „Wir wollten in diesem Jahr unser 100-jähriges Bestehen in Hamm feiern, das haben wir erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben“, sagt Otter. Sie hoffen nun, dass vernünftige Hilfen für die Unternehmen kommen, sodass das Jubiläum doch noch gefeiert werden kann.
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