Größerer Andrang
Fallen Zipperlein eher auf? Herrchen und Frauchen gehen seit Lockdown öfter mit ihren Fellnasen zum Tierarzt
Atemschutz tragen und Abstand halten – die Hygienemaßnahmen enden aktuell auch nicht vor den Türen der Tierarztpraxen. Denn auch dort müssen Tierbesitzer und Mitarbeiter vor dem Coronavirus geschützt werden.
Hamm - In der Tierarztpraxis von Dr. Egbert Ostermann in Bockum-Hövel haben sich die Tierliebhaber mittlerweile an die Maßnahmen gewöhnt. Der Mundschutz ist für die Tierärzte und Mitarbeiter Alltag geworden, wie für viele andere Menschen auch. Gleich zu Beginn der Schutzmaßnahmen ab dem 18. März war der Terminkalender der Arztpraxis ungewöhnlich voll. „Die Besitzer hatten mehr Zeit ihre Tiere zu beobachten und vorbei zu kommen, weil sie mehr zuhause waren. Viele merkten, dass die Krallen ihrer Tiere zu lang waren und ließen sie schneiden“, gab Ostermann ein Beispiel für den vollen Terminkalender der Praxis.
„Wir müssen den Kunden immer noch viel über die Hygienemaßnahmen aufklären“, beschreibt Dr. Stephan Baumeister die Situation in seiner Tierarztpraxis an der Holzstraße. Die Tierbesitzer seien oft nervös und einige verständen die Schutzmaßnahmen nicht auf anhieb. Das Praxis-Team bleibe aber bei den Vorschriften, auch um sich selber zu schützen.
Impfung sicherheitshalber früher
Bei Heike Gümmer in der Kleintierpraxis am Herringer Weg wurde es auch voller zu Beginn des Lockdowns: „Patientenbesitzer kamen beispielsweise für eine Impfung einen Monat früher oder sie ließen das Tier für eine Reise impfen – obwohl sie wahrscheinlich nicht ins Ausland fliegen werden.“
Am Empfang der Praxen wird der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten, genau wie im Wartezimmer. Um den Andrang an Patienten und ihren Besitzern zu regulieren, hat Gümmer aus ihrer offenen Sprechstunde nun eine mit Terminvergabe gemacht.
Abstand wahren ist schwierig
Aber nicht immer können die Tierärzte den Abstand bei der Behandlung der Fellnasen garantieren. „Manchmal muss man für die Untersuchung gemeinsam mit dem Besitzer das Tier festhalten. Da ist es schwer den Abstand zu wahren. Aber wir achten auf die Hygienemaßnahmen, wie den Mundschutz, sodass wir das Restrisiko vertreten und dem Tier helfen können“, erklärt Ostermann.
Ins Behandlungszimmer dürfen – bei allen befragten Tierarztpraxen – deshalb auch nur Tierbesitzer, die gesund sind und im Idealfall gar nicht zur gefährdeten Gruppe gehören.
"Gedanke lesen" nicht mehr so gut möglich
Doch Tierärztin Gümmer ist selbst Teil der Risikogruppe. Sie hat gesundheitliche Probleme, die sie jedoch nicht als Ausrede nimmt, um die Vierbeiner nicht zu versorgen: „Natürlich hat man ein mulmiges Gefühl und fragt sich, ob all die Maßnahmen wirklich ausreichen, aber es wäre unfair den Tieren und ihren Besitzern gegenüber, die Praxis zu schließen.“
Was Gümmer viel mehr beschäftige, sei jedoch, dass man durch das Tragen der Masken die Gedanken der Tierbesitzer nicht mehr so gut lesen könne, um zu sehen, ob beispielsweise verstanden wurde, wie die Medikamente für das Tier einzunehmen sind. Dies gilt es nun über mehrfache Nachfragen zu klären.
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