600 Nadelstiche pro Tag
Corona-Impfzentrum fast startklar: Das erwartet die Hammer, wenn sie sich vor Covid-19 schützen wollen
Die Hausaufgaben sind zum größten Teil erledigt. Die Dreifachturnhallen an der Friedensschule werden bis zum 15. Dezember zum Corona-Impfzentrum umgerüstet sein. 18 000 Impfungen pro Monat, 600 pro Tag, sollen dort vorgenommen werden können. Fehlt nur noch der Impfstoff, der voraussichtlich ab dem 4. Januar in Hamm verfügbar sein wird. Wie das Impfprozedere dann vonstatten gehen wird, wurde dem WA am Mittwoch bei einem Rundgang vorgestellt.
Hamm - Ohne einen Termin und eine Registrierung vor Ort wird es keine Impfung geben. Sprich: Impfwillige werden ab dem 4. Januar nicht einfach zur Friedenschule fahren können, um sich gegen das Coronavirus schützen zu lassen. Termine werden auch nicht an der Halle vergeben, sondern müssen vorab mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) abgestimmt werden. Dies werde telefonisch, online und per App möglich sein, kündigte am Mittwoch ein Sprecher der KVWL an. Das Verfahren werde derzeit vorbereitet, allerdings stehe aber auch noch nicht fest, welche Personen als Erstes gegen das Coronavirus geimpft werden können. Über 75-Jährige werden wohl den Anfang machen können. (News zum Coronavirus in Hamm.)
Wer einen Termin erhalten hat, sollte sich pünktlich, aber auch nicht überpünktlich zur Halle begeben. Impfwillige, die zu spät kommen, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder nach Hause geschickt werden und sich einen neuen Termin abholen müssen.
Wer Fieber hat, muss gehen
Fürs Impfzentrum wird zunächst nur die vordere der beiden Dreifachhallen hergerichtet. Zwischen Parkplatz und Gebäude wird in den nächsten Tagen noch ein Zelt errichtet, das als erste Wartezone dienen und beheizt sein wird. Hier wird bei allen Ankömmlingen Fieber gemessen. Wer erhöhte Temperatur hat, muss ebenfalls wieder umkehren und sollte sich mit seinem Hausarzt in Verbindung setzen.
Die eigentliche Registrierung findet einige Meter weiter im Foyer des Gebäudes statt. Hier werden vier Computer-Arbeitsplätze eingerichtet, an denen überprüft wird, ob der Impfkandidat auch tatsächlich derjenige ist, der laut Termin erscheinen sollte. Personalausweis und Krankenversicherungskarte sollten deshalb mitgeführt werden.
Begleitpersonen ausdrücklich erwünscht
Ist die Registrierung abgeschlossen, erhält man die Impf-Formulare samt farbigem Klemmbrett und geht in den Turnhallenbereich. Dort sind sechs Impfstraßen vorbereitet. Begleitpersonen sind ausdrücklich erwünscht, werden aber nur dann mitgeimpft, wenn sie ebenfalls einen Termin haben. Bei älteren Menschen oder solchen, die die deutsche Sprache nur schlecht sprechen und verstehen, wird eine Begleitung empfohlen. Alle Formulare wird es in mehrsprachigen Varianten geben.
Vor der Impfung gibt es ein Aufklärungsgespräch mit einem Arzt – gefragt wird nach dem allgemeinen Befinden und möglichen Allergien. Danach geht es in die Impfkabinen (pro Impfstraße gibt es zwei), in denen die Spritzen vom Arzt intramuskulär gesetzt werden.
Aufbau des Impfzentrums an der Friedensschule in Hamm




30 bis 60 Minuten einplanen
Nach insgesamt etwa 30 bis 60 Minuten ist die Prozedur vorüber. Geplant ist, dass 20 Personen pro Stunde eine Impfstraße durchlaufen können. Zunächst werden nur drei in Betreib genommen.
Es folgt der Gang in den Ruhe- und Abmeldebereich. Üblicherweise sollte man von der Impfung nichts spüren. Nach – Stand am Mittwoch – vermutlich nur noch etwa fünf Minuten kann der Impfling sich dann an einem der sechs Schalter „auschecken“. Es werden ihm die Originalunterlagen ausgehändigt. Empfohlen wird, zur Sicherheit mit dem Handy noch ein Foto davon zu machen – falls man die Papiere beim zweiten Impftermin in etwa drei Wochen vergessen sollte.
Impfstoff wird in Hamm angerührt
Vermutlich wird als erster Impfstoff das BionTech-Präparat in Hamm verfügbar sein. Dieses muss bei -70 bis -80 Grad Celsius angeliefert werden. Das Präparat wird direkt in der Halle oder einem noch aufzustellenden Container zubereitet. Die Planung in Hamm ist so, dass jede Lieferung binnen vier Stunden verabreicht werden soll. Sechs bis acht Stunden wären noch tolerabel.
Dr. Hans Wilhelm Haarmann und Prof. Dr. Lothar Reinken, die die medizinische Leitung des Impfzentrums übernehmen werden, richteten am Mittwoch einen Appell gegen alle Verschwörungstheoretiker. „Es ist absolut unmöglich, sich durch die Impfung mit Corona zu infizieren“, sagten sie. Der Impfstoff wird zentral nach Hamm geliefert. Ein Sicherheitsdienst überwacht die Halle auch in den Nachtstunden.
OLG stellt Parkplätze zur Verfügung
Mit Aufnahme des Impfbetriebs wird der Parkplatz an den Turnhallen (100 Plätze) komplett für das Impfenzentrum vorgehalten werden. Sollte das nicht reichen, hat das Oberlandesgericht weitere 50 Stellplätze zugesichert. Die Zuwegung erfolgt über eine Einbahnstraßenregelung. Von der Hesslerstraße geht es über die Arnold-Freymuth-Straße am OLG vorbei zur Halle und zum Parkplatz.
Der abfließende Verkehr wird über die Josef-Wiefels-Straße zur Marker Allee geführt. Von dort kann man dann nicht mehr in die Wiefels-Straße einbiegen. An ein Ausdehnen des Linienbusbetriebs hin zur Friedensschule wird derzeit nicht gedacht. Feuerwehrdezernent Markus Kreuz und Oberbürgermeister Marc Herter gingen am Mittwoch nicht davon aus, dass der ÖPNV wegen des Impfzentrums stark frequentiert werde. Man werde die Situation aber im Blick haben und habe bereits einen Pendelbus-Betrieb von der Innenstadt zur Schule als zusätzliche Option in der Planung.
Darum war die Friedensschule erste Wahl
Warum überhaupt die Friedensschule? Feuerwehrdezernent Markus Kreuz erklärte hier, dass übrige denkbare Alternativen (Fischer-Halle, Maxihalle) ausgeschieden seien, weil sie nicht ebenerdig sind und es dort zu wenige Aufzüge gibt. Deshalb sei am Ende nur die Friedensschule übrig geblieben. Die zweite Halle werde für den Sportunterricht an der Schule genutzt werden können. Allerdings könne – sollten entsprechend große Testkapazitäten lieferbar sein – auch diese zweite Halle noch fürs Impfen genutzt werden.
Auch das könne sinnvoll sein, sagte Oberbürgermeister Marc Herter und habe für den Standort gesprochen. Mit der Schulleitung, Eltern- und Schülervertretern sei alles abgesprochen und alle Vorbehalte ausgeräumt worden. Stadt und KVWL gehen bislang davon aus, dass das Impfzentrum bis Mitte 2021 in Betrieb sein werde. Danach sollen die Hausärzte das Impfen übernehmen.
Bewohner von Seniorenheimen müssen nicht zum Impfzentrum kommen. Sie sollen in ihren Einrichtungen getestet werden. Hierzu wird ein „Rendezvous-Konzept“ erarbeitet. Ärzte fahren die Einrichtungen ab und bringen den Impfstoff mit. Um die Termine müssen sich die Bewohner ebenfalls nicht kümmern.