Einzige bayrische Gastwirtschaft in Hamm
Hart getroffen vom Corona-Lockdown: Stangl‘s Hammer Brunnen für immer zu
Die Corona-Pandemie setzt der heimischem Wirtschaft zu. Eines der jüngsten Opfer ist Stangl‘s Hammer Brunnen an der Ostenallee.
Hamm-Osten – Die einzige bayrische Gastwirtschaft in Hamm musste, wie andere Häuser auch, Anfang November Corona-bedingt schließen. Dabei bleibt es, auch wenn die Auflagen in einigen Wochen wieder gelockert werden sollten. „Wir machen nicht wieder auf“, sagt Kathleen Stangl. Das war keine leichte Entscheidung. „Es gab viele Tränen“, sagt sie.
Zusammen mit ihrem Mann René hatte sie 2015 das Traditionshaus mitsamt Hotel übernommen und auf Vordermann gebracht. Ihre Liebe zur bayrischen Lebensart gab die Neuausrichtung vor. Das Konzept Hotel, bayrische Gastwirtschaft mit Biergarten ging auf. Dann kamen im März 2020 die erste Corona-Welle und der Lockdown.
„Das Geschäft war bis dahin gut gelaufen“, sagt Kathleen Stangl. Nach der Corona-bedingten Schließung im Frühjahr lief es im Sommer auch wieder „gut“ an. Aber jetzt gehe wieder nichts, sagt sie mit Blick auf die ungewisse Weiterentwicklung der Pandemie. So ziehen die Stangls einen Schlussstrich, auch wenn es in dieser Zeit staatliche Hilfen gibt. „Das Leben geht weiter“, sagt sie.
Aus für Stangl‘s Hammer Brunnen: 10 Mitarbeiter betroffen
Die bayrische Gastwirtschaft war für die Stangls ein Traum, den sie sich neben ihrem Betrieb „Wasserwerk-Service“, ein Dienstleister für Trinkwasserversorgung, erfüllten. Als Gastronomen waren sie unerfahren, aber voller Ideen, und als Unternehmer in Hamm schon viele Jahre erfolgreich.
Auslöser für den quasi nebenberuflichen Abstecher war vor rund fünf Jahren eine Anzeige im Immobilienteil des WA. Der Hammer Brunnen, nur wenige Häuser weiter von ihrem Zuhause an der Ostenallee, stand zum Verkauf. Sie mussten zugreifen, sagten sie damals. Nach einem Umbau eröffneten sie im Februar 2016 die bayrisch-rustikale Gastwirtschaft gegenüber vom Kurpark und führten das Hotel mit 15 Zimmern und 28 Betten. „Stangl‘s Hammer Brunnen“ hatte zuletzt zehn Mitarbeiter, davon waren acht fest angestellt.
Einen Nachfolger für Gastwirtschaft und Hotel suchen die Stangls nicht. Das Haus werde privat genutzt, sagt sie. Mit der Schließung endet eine rund 120-jährige Tradition an dem Standort.
Aus für Stangl‘s Hammer Brunnen: Wechselvolle Geschichte des Hauses
Das Haus Ostenallee 105 hat eine wechselvolle Geschichte. Mit dem 1882 eröffneten Betrieb des Heilbades in Bad Hamm begann eine starke Bautätigkeit an der Ostenallee, 1888 entstand das Gebäude Hausnummer 105 als Einfamilienhaus. Um die Jahrhundertwende erfolgte der Umbau zur Gastwirtschaft, wenig später kamen erste Gästezimmer und ein Saal dazu.
Von Beginn an hieß das Gasthaus Hammer Brunnen. Die Bezeichnung leitet sich von der einstigen, gleichnamigen Solequelle ab. Sie befand sich an der Lippestraße, unweit der Hauses Wiemer, und war der Auslöser für den Heilbadbetrieb. Von 1920 bis 1927 war unter der Adresse auch ein Schokoladen-Großhandel zu finden.
Aus für Stangl‘s Hammer Brunnen: Einst von Bomben getroffen
In den 1930er-Jahren bis während des Zweiten Weltkriegs war der Hammer Brunnen zudem als Tanzlokal bekannt, bis Bomben das Haus beschädigten. 1959 eröffnete im wiederaufgebauten Saal ein Kino. Es schloss später wegen abflauender Konjunktur, wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Mehrere Pächterwechsel folgten in der Gastronomie und im Hotel - bis Stangls das Haus dann im Jahr 2015 übernahmen.