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Chefarzt kritisiert aktuelle Corona-Regeln – „Viel, viel zu spät“

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Von: Frank Lahme

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Ab 1. März 2023 fallen fast alle Coronatest- und Maskenpflichten. Ausnahmen wird es dabei in medizinischen Einrichtungen geben – wegen der angeblich so hohen Vulnerabilität in den Krankenhäusern.

Hamm – Ab dem 1. März 2023 werden nun fast alle Test- und Maskenpflichten fallen. Ausnahmen wird es dabei weiterhin in medizinischen Einrichtungen geben – wegen der angeblich so hohen Vulnerabilität in den Krankenhäusern.

Wenig bis gar kein Verständnis für diese Sonderreglung hat Dr. Markus Unnewehr, Chefarzt der Pneumologie und Infektiologie an der St.-Barbara-Klinik Hamm. „Insellösungen bringen überhaupt nichts“, sagt der Mediziner. „Im Gegenteil: Die Leidtragenden sind einmal mehr die Patienten.“

Krebspatienten verloren Zeit

Die in Kürze eintretenden Lockerungen seien zwar grundsätzlich zu begrüßen, kämen aber „viel, viel zu spät“. Mindestens seit dem zurückliegenden Sommer sei schließlich bekannt gewesen, dass mit der Omikron-Variante keine schweren Verläufe mehr verbunden gewesen seien. Das Festhalten am Corona-Dogma für die Krankenhäuser habe groteske Folgen gehabt. Unnewehr nennt etwa das Beispiel von Krebspatienten, die noch keine Diagnose hatten. Weil sie mit Corona infiziert waren, mussten ihre Erst-Untersuchungen verschoben werden – bis die Betroffenen freigetestet waren.

„Teils waren diese Patienten aber mehrere Wochen positiv“, so Unnewehr. Gut erinnert er sich an einen Fall, in dem bei einem Mann ein aggressiver Tumor festgestellt worden war. Der Tumor hatte in der Corona-Zwangspause gestreut – einige Wochen eher wäre ein Chemotherapie nach Überzeugung der behandelnden Ärzte gewiss erfolgreicher verlaufen.

Dr. Markus Unnewehr, Chefarzt der Pneumologie und Infektiologie an der St.-Barbara-Klinik Hamm.
Dr. Markus Unnewehr, Chefarzt der Pneumologie und Infektiologie an der St.-Barbara-Klinik Hamm. © Privat

Ebenso ärgerlich sei gewesen, dass nach Operationen reihenweise Anschlussheilbehandlungen von den Reha-Einrichtungen abgelehnt wurden, weil die Patienten positiv aufs Corona-Virus getestet worden waren. Unnewehr befürchtet, dass dies auch nach dem 1. März weiterhin so sein wird. Das Düsseldorfer Gesundheitsministerium teilte auf Anfrage mit, dass das diagnostische und therapeutische Vorgehen in jedem Einzelfall in der Verantwortung der Betroffenen und der Behandler liege.

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Masken tragen wie vor der Pandemie

Aus Sicht von Unnewehr zählt nicht jeder Patient im Krankenhaus zur vulnerablen Gruppe. Die Allermeisten seien es gerade nicht. Wer hingegen beispielsweise eine Krebserkrankung mit Einschränkung des Immunsystems habe, sei auch vor Corona schon isoliert und mit Vollschutz behandelt worden. „Und da müssen wir schnellstens wieder hin. Wir müssen die Masken so tragen, wie es vor Corona schon der Fall war.“

Die Corona-Regeln laufen am 7. April 2023 aus. Die Masken- und Testpflicht in NRW und Deutschland fällt aber schon früher weg. Mit wenigen Ausnahmen.

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