Nach Großeinsatz am Montag
Quarantäne-Panne in Hamm: Mehr Menschen müssen auf Corona-Mutation getestet werden
Panne bei der Überwachung der Quarantäne von Personen, die in Hamm bei einem Großeinsatz auf die britische Virusmutation B.1.1.7. getestet wurden. Das führte zu einer Nachtestung am Dienstag.
Update vom 17. Februar, 12.44 Uhr: Nachdem der erste Fall der britischen Corona-Mutation in Hamm aufgetaucht ist, wird die Stadt am frühen Nachmittag über die aktuellen Entwicklungen informieren. Das hat Oberbürgermeister Marc Herter angekündigt.
Coronavirus-Mutation | Variante B1.1.7 |
Zeitpunkt | Seit September 2020 in Großbritannien |
Besonderheiten | leichter von Mensch zu Mensch übertragbar, höhere Reproduktionszahl |
Sterblichkeit | Laut RKI gibt es erste Hinweise, dass die Mutation mit einer erhöhten Fallsterblichkeit einhergehen könnte |
Hamm - Das, was sich am Dienstagmittag an einem der Objekte im Hammer Westen ereignete, dessen Bewohner seit dem Einsatz am Montagabend teils schon unter Quarantäne standen, hätte so nicht passieren dürfen. Dass sich draußen auf dem eingezäunten Innenhof offenbar in Quarantäne befindliche Bewohner mit Bewohnern vermischten, gegen die von der Stadt Hamm keine Quarantäne verhängt worden war, ist eine Panne, die zunächst nicht nach außen drang. (News zum Coronavirus in Hamm)
Corona-Mutation in Hamm nachgewiesen: Nachtestung am Dienstag
Infolgedessen rückte ein Coronamobil der Stadt Hamm am Dienstagnachmittag noch einmal zu einem knapp dreistündigen Einsatz in den Hammer Westen aus. Dort wurden 19 Personen getestet, um 18 Uhr war die Probenentnahme wieder beendet. Am Dienstag hatte es bereits einen Großeinsatz zur Eindämmung der britischen Virusvariante gegeben.
Eine Momentaufnahme von Dienstag: Gegen 12.30 Uhr stehen mehrere Männer hinter dem Zaun im Innenhof, reden mit dem privaten Sicherheitsdienst, der den Bereich im Auge hat. Die Situation wird zunehmend undurchsichtiger, mehr Bewohner kommen hinzu. Der Hof wirkt wie ein großer Treffpunkt, und das ist er dann auch.
Im Auftrag des Stadtteilbüros Hamm-Westen erscheint eine Mitarbeiterin, die bulgarisch spricht. Sie soll sicherstellen, dass die Bewohner Nahrungsmittel bekommen. Denn das beklagen die Männer hinter dem Zaun: „Kein Essen für die Kinder“, sagt einer. Doch das gestaltet sich nicht so einfach. Der Sicherheitsdienst will sich absichern, in dieser Frage alles richtig machen. Angeblich befinden sich Einkäufe in einem in der Nähe abgestellten Fahrzeug, das einem der Bewohner gehört. Erst später werden sie herbeigeschafft.
Um 12.50 Uhr kommt das Ordnungsamt mit mehreren Kräften hinzu. Die Dolmetscherin macht deutlich, dass sich die Menschen mehr Informationen wünschen.
Corona-Mutation in Hamm: Unübersichtliche Lage vor Ort
Gegen 13 Uhr fährt die Leitung des Sicherheitsdienstes vor. Der Leiter will Struktur in die Situation bringen. Dann taucht der Arbeitgeber einiger der Bewohner auf. Sie fahren für seinen Kurierdienst. Der Mann will die Schlüssel mehrerer Fahrzeuge abholen, um diese weiter im Einsatz zu halten. Doch daraus werde wegen möglichem Virenbefall in den nächsten 48 Stunden nichts, macht ihm der Leiter des Sicherheitsdienstes klar: „Wir wissen nicht, wer hier welchen Wagen gefahren hat.“
Er versichert den Menschen hinterm Zaun, dass ihnen über eine Service-Hotline der Stadt Hamm alles weitere zu ihrer Situation mitgeteilt werde, auch was die Versorgung mit Lebensmitteln angehe. Mancher der Bewohner hat die Maßnahmen offenbar nicht richtig verstanden, auch nicht, wie lange die Quarantäne dauert.
Corona-Mutation in Hamm: Kompletter Komplex unter Quarantäne
„Meine Familie hatte das Coronavirus“, sagt eine Frau auf dem Grundstück. Sie glaubt, immun zu sein. Ob ein Antikörpertest gemacht wurde, will die Dolmetscherin wissen. „Nein“, lautet die Antwort. Sicherheit gibt es also in diesem Fall nicht.
Britische Corona-Mutation in Hamm: Großeinsatz am Montagabend




Weil ihm das Beziehungsgeflecht zwischen den Menschen im Gebäudekomplex in Hamm undurchsichtig erscheint, fordert der Leiter des Sicherheitsdienstes schließlich ein Coronamobil an, das von allen nicht getesteten Bewohnern einen Abstrich nehmen soll. Am Nachmittag fährt schließlich ein Fahrzeug der Stadt vor und testet die 19 Personen. Der Komplex steht nun gänzlich unter Quarantäne.
Am Montagnachmittag informierte Oberbürgermeister Marc Herter auf einer Pressekonferenz zur aktuellen Lage. Der Ticker zum Nachlesen.
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