Neuer Hofladen in Hamm ist 200 Quadratmeter groß

Frisches aus der Scheune: In Hamm haben Gemüsebauer Andreas Kraienhemke und seine Familie einen neuen großen Hofladen eröffnet. 200 Quadratmeter ist er groß. Das Einzugsgebiet ist riesig.
Hamm – Altmodisch sind beim Bauern Kraienhemke allenfalls gewisse Gemüsesorten. Gearbeitet wird im Hölter dagegen sehr modern. Der letzte Vollerwerbs-Gemüsebauer in Hamm setzt auf bargeldlose Zahlung, moderne Anbaumethoden und seit einer Woche auf die Ausweitung der Direktvermarktung. In die Hofeinfahrt setzte die Familie einen neuen Hofladen, 200 Quadratmeter im Münsterländer Scheunenstil, der Anfang Dezember eröffnete. (Schwierige Zeiten für Hofläden: So gehen die Landwirte damit um)
„Die Marktbeschickung geben wir nicht auf“, betont Andreas Kraienhemke. Er und seine Frau Lara sind die vierte Generation, die im Norden von Bockum-Hövel Gemüsebau betreibt. „Meine Oma Gertrud hat 1936 zuerst auf dem Markt gestanden“, erzählt Heinrich Kraienhemke.
Die Vorgeschichte
„Einen Abholladen hatten wir ja schon vorher“, erinnert sich der „Altbauer“ an die jüngere Vergangenheit. Vor sieben Jahren machte die Familie dann einen Hofladen auf 40 Quadratmetern mit festen Öffnungszeiten auf. „Auch, um zu testen, ob sich eine Investition in dieser Größenordnung lohnt“, bekräftigt Andreas Kraienhemke. „Wir wollen schließlich weitermachen im Vollerwerb“, spricht der 28-Jährige von den gemeinsamen Zukunftsplänen mit Ehefrau Lara. Alles was auf den 30.000 Quadratmetern Acker und im 2500 Quadratmeter großen Gewächshaus gedeiht, wird direkt vermarktet.
„Zum einen kaufen die Menschen aus Werne, Drensteinfurt, Herbern und Bockum-Hövel bei uns ein. Und dann die von auswärts, die in Bockum-Hövel und Hamm arbeiten“, erklärt Heinrich Kraienhemke. „Die kaufen nach Feierabend ein, deswegen haben wir die Öffnungszeiten auch bis 19 Uhr ausgedehnt.“

Eine Planungshürde
Geplant haben sie den größeren Hofladen schon vor zwei Jahren. Zunächst mussten Kraienhemkes dem Hammer Bauamt für die Genehmigung nachweisen, dass ein Objekt mit 200 Quadratmetern Verkaufsfläche überhaupt nötig ist. „Sie haben bezweifelt, dass wir solche Mengen überhaupt produzieren und direkt vermarkten“, erklärt Andreas Kraienhemke. Die Familie holte sich Hilfe bei der Landwirtschaftskammer und bei einem Juristen.
Dann wollte die Familie eigentlich schon im September eröffnen. Lieferschwierigkeiten (unter anderem der Eingangstür) verhinderten dies.
Das Sortiment
Die Kunden bekommen unter anderem Urmöhren, einen flachen Urkohl oder Steckrüben, saisonales Gemüse. „Spargel gibt es bei uns im Mai, der kommt von Henter in Pelkum, wie auch die Erdbeeren“, sagt Heinrich Kraienhemke. Die Tomaten, aktuell in der Auslage, kämen aus Holland. Aber der Bauer würde auch ohne Chemie arbeiten wie sie selbst. Und Qualität liefern.
Das Grundsortiment bleibe konstant. „Wir probieren aber öfter etwas Neues aus“, sagt der 59-Jährige. „Wir pflanzen aber auch bewusst alte Sorten, die zwar nicht so ertragreich sind, dafür aber schmackhaft“, ergänzt der Sohn.
Küche im Hofladen
Überwiegend beschicken die Kraienhemkes den Laden mit eigenen Produkten, „auch tischfertigen Gerichten wie Grünkohl mit Würstchen“. Gekocht wird hinter einer großen Glasscheibe an der Rückwand des Ladens, wo zwei Frauen gerade Plätzchen backen.
„Wir standen immer für Transparenz“, betont Andreas Kraienhemke. „Wir werden Vereinen und Gruppen im nächsten Jahr auch Führungen anbieten“, ergänzt der Vater. Bio sei aber nicht Thema. „Wegen der Zertifizierungskosten. Wir setzen beim Anbau keine chemischen Mittel ein“, erklärt Heinrich Kraienhemke.
Energie im Blick
Der Laden wird mit zwei Klimaanlagen auf Temperatur gehalten, eine PV-Anlage soll ebenfalls noch aufs Dach. Dazu müsse aber erst eine neue Trafostation her. Längerfristig denkt Andreas Kraienhemke an die autarke Energieerzeugung. Das Vorbild für die Umwandlung von Sonnenstrom in speicherbaren Wasserstoff würde in Niedersachsen getestet. Die Prozesswärme der Elektrolyse würden die Bockum-Höveler für die Beheizung der Gewächshäuser nutzen. „Aber noch sind diese Container zu teuer.“
Energiesparen ist im Hölter momentan angesagt. „Noch heizen wir mit Öl. Wir senken die Temperaturen so weit, dass die Pflanzen nicht leiden, dafür wachsen sie nicht so schnell. Also wird es bei uns die eigenen Tomaten eben erst im Mai geben.“
Schon in nächsten Jahr will die Familie Salat und Kräuter mittels der Hydroponik ziehen. Die Pflanzen stehen mit festem Ballen quasi im Wasserkreislauf, holen sich die Flüssigkeit, die sie brauchen. Das spart Wasser, da nicht gebrauchtes in den Tank zurückfließt.
Wasserversorgung
„Wir werden hierhin auch eine Wasserleitung legen, um Stadtwasser zu beziehen“, sagt Heinrich Kraienhemke. Der Grund: Grundwasser wird weniger und ist dadurch zu salzig geworden. „Nicht durch Überdüngung durch Nitrat.“
Tiere auf dem Hof
Tiere finden sich auf dem Hof nur Hühner. Die produzieren unter anderem Eier für die Nudeln. Ein nächster Plan ist, die momentan noch ausgelagerte Produktion ins Haus zu holen. Nudelmaschine und Trockenschränke sollen 2023 angeschafft werden. „Die kommen in den alten Laden.“